TH. GA1NS1SOROUGH, LANDSCHAFT MIT KÜHEN, KOHLEZEICHNUNG
NEUERWERBUNG DES BERLINER KUI'FERSTICHK ABINETS
DIE NEUERWERBUNGEN
DES KÖNIGL. KUPFERSTICHKABINETS
ZU BERLIN
VON
CURT GLASER
TAurch eine Reihe be-
•^"^deutender Versteige-
rungen, unter denen die
der Sammlung Lanna
(Prag) die hervorragend-
ste war, ist das Berliner
Kupferstichkabinet in
der Lage gewesen, seine
Sammlungen in sehr
glücklicher Weise zu er-
gänzen und zu berei-
chern. Da ein grosser
Teil der Neuerwer-
bungen zurzeit zu einer
Ausstellung in den Räu-
men des Kabinets ver-
einigt ist, wird ein Hin-
weis auf einige der be-
deutendsten Stücke nicht
ohne Interesse sein.
Die reiche Berliner Sammlung von Inkunabeln des
Holzschnitts konnte durch einen schönen, altkolorierten
Schnitt der Geburt Christi (Schreiber Nr. 82), ein
HANS SEEALD BEHAM, VERKÜNDI-
GUNG AN JOACHIM, RADIERUNG
NEUERWERBUNG DES BERLINER KUPFER-
STICHKABINETS
Schrotblatt der Kreuzigung (Nr. 2319) und ein Bild-
nis des Erzbischofs Heinrich von Regensburg vermehrt
werden, das als einer der frühesten Versuche des Farben-
holzschnittes interessant ist. Die Farben sind nicht mit
der freien Hand, auch nicht mit Hilfe von Schablonen
aufgetragen, sondern von eigenen Stöcken gedruckt.
Die weitaus bedeutendste Neuerwerbung auf dem Ge-
biete des Holzschnittes führt aber bereits in das sech-
zehnte Jahrhundert hinüber, es ist die grosse Kreuzigung
des Meisters D. S., das Unikum der ehemaligen Samm-
lung Lanna, mit dem Berlin in den Besitz des hervor-
ragendsten unter den erhaltenen Werken dieses wich-
tigen und eigenartigen Meisters gelangt ist. Unter den
übrigen deutschen Holzschnitten seien neben der seltenen
Madonna in der Weinlaube Hans Burckmairs (Bartsch 7)
die Probedrucke zu Gebetbuchillustrationen des früher
fälschlich mit Burckmair identifizierten, fruchtbaren
Zeichners der Augsburger Buchdruckeroffizinen, der
jetzt als Hans Weiditz erkannt ist, und des Dürerschülers
Hans Springinklee genannt. Von den Kupferstichen
verdient vor allem die nur in diesem einen Exemplar
bekannte Pietä des Hans Baidung Grien Erwähnung,
deren Monogramm bisher irrtümlich als das des Jakob
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NEUERWERBUNG DES BERLINER KUI'FERSTICHK ABINETS
DIE NEUERWERBUNGEN
DES KÖNIGL. KUPFERSTICHKABINETS
ZU BERLIN
VON
CURT GLASER
TAurch eine Reihe be-
•^"^deutender Versteige-
rungen, unter denen die
der Sammlung Lanna
(Prag) die hervorragend-
ste war, ist das Berliner
Kupferstichkabinet in
der Lage gewesen, seine
Sammlungen in sehr
glücklicher Weise zu er-
gänzen und zu berei-
chern. Da ein grosser
Teil der Neuerwer-
bungen zurzeit zu einer
Ausstellung in den Räu-
men des Kabinets ver-
einigt ist, wird ein Hin-
weis auf einige der be-
deutendsten Stücke nicht
ohne Interesse sein.
Die reiche Berliner Sammlung von Inkunabeln des
Holzschnitts konnte durch einen schönen, altkolorierten
Schnitt der Geburt Christi (Schreiber Nr. 82), ein
HANS SEEALD BEHAM, VERKÜNDI-
GUNG AN JOACHIM, RADIERUNG
NEUERWERBUNG DES BERLINER KUPFER-
STICHKABINETS
Schrotblatt der Kreuzigung (Nr. 2319) und ein Bild-
nis des Erzbischofs Heinrich von Regensburg vermehrt
werden, das als einer der frühesten Versuche des Farben-
holzschnittes interessant ist. Die Farben sind nicht mit
der freien Hand, auch nicht mit Hilfe von Schablonen
aufgetragen, sondern von eigenen Stöcken gedruckt.
Die weitaus bedeutendste Neuerwerbung auf dem Ge-
biete des Holzschnittes führt aber bereits in das sech-
zehnte Jahrhundert hinüber, es ist die grosse Kreuzigung
des Meisters D. S., das Unikum der ehemaligen Samm-
lung Lanna, mit dem Berlin in den Besitz des hervor-
ragendsten unter den erhaltenen Werken dieses wich-
tigen und eigenartigen Meisters gelangt ist. Unter den
übrigen deutschen Holzschnitten seien neben der seltenen
Madonna in der Weinlaube Hans Burckmairs (Bartsch 7)
die Probedrucke zu Gebetbuchillustrationen des früher
fälschlich mit Burckmair identifizierten, fruchtbaren
Zeichners der Augsburger Buchdruckeroffizinen, der
jetzt als Hans Weiditz erkannt ist, und des Dürerschülers
Hans Springinklee genannt. Von den Kupferstichen
verdient vor allem die nur in diesem einen Exemplar
bekannte Pietä des Hans Baidung Grien Erwähnung,
deren Monogramm bisher irrtümlich als das des Jakob
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