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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 5
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Hancke, Erich: Manet als Portätmaler
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0251

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MANET ALS PORTRATMALER

VON

ERICH HANCKE

EDOUARD MANET, DIE ELTERN DES KÜNSTLERS

Auch zu der Zeit, wo Manet noch nicht anerkannt
war, musste man zugeben, dass seine Still-
leben vorzüglich gemalt wären. Stücke, wie die
Spargel oder der Flieder wurden rückhaltslos
bewundert. Der Hohn, dem seine grösseren Werke
bei der Menge begegneten, richtete sich gegen seine
Darstellung des Menschen. Heut ist Manets Ruhm
fest gegründet, seine Werke sind im Louvre auf-
genommen und der Tadel der Gegner ist verstummt.
Doch immer noch scheint die Meinung zu bestehen,
dass seine Porträts wohl durch ihre Malerei aber
nicht als Charakterwiedergabe hervorragen.

Manet hat eine grosse Anzahl Porträts gemalt.
Er war immer auf der Suche nach interessanten
Menschen. Seine Familie, seine Freunde, viele mar-
kante Personen aus der Gesellschaft hat er in grossen
Bildnissen geschildert, die sichtlich nicht nur um
des malerischen Reizes eines Kopfes oder eines
Kostüms willen entstanden sind, sondern den Men-
schen möglichst getreu wiedergeben wollen. Diese
Porträts sind sicherlich das Beste von Manets Werk
und verdienen den Vorzug vor seinen Stilleben und
Landschaften, so bewundernswert diese auch sind.

Dass dies Urteil nicht allgemein ist, kommt zum

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