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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0132

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EMIL LETTRE, ARMBÄNDER, GOLD MIT FARBIGEN STEINEN

KUNSTAUSSTELLUNGEN

GOLDSCHMIEDEARBEITEN VON EMIL LETTRE.

Us ist zum Lobe dieser Arbeiten nichts zu sagen: sie
müssen von selbst das Herz jedes Liebhabers von
schönem Schmuck und Tafelgerät gewinnen. Gegen-
stande, die mit so viel natürlichem Gefühl gearbeitet
sind, möchte jeder Mensch von unverdorbenem Ge-
schmack besitzen. Man sucht eine Erklärung dafür,
dass eine so gediegene Goldschmiedekunst hier in
Berlin, (Unter den
Linden 71), ent-
stehen und gedeihen
kann. Man glaubt
die Voraussetzung
zu Lettrc's Kunstar-
beiten in den etrus-
kischen, römischen
und ägyptischen
Gold- und Silber-
geräten , die die
Gräberfunde der
letzten Jahrzehnte
zutage gefördert
haben, zu finden.
B

ei seinen Schmuck-
stücken wird man
häufig an die treff-
lichen deutschen Ju-
welierarbeiten der EMIL LETTRE, BROSCHE IN GOLD MIT CHRYSOPRAS, PERLE UND GRANAT

Spätrenaissance erinnert. Lettre hat diese Sachen gewiss
mit Liebe studiert. Aber das ist Nebensache. Hauptsache
ist: er schafft, wie die alten Goldschmiede, seine Werke
aus vollem sinnlichen Gefühl. Die starke Sinnlichkeit
erscheint am greifbarsten in der sachgemässen Bearbei-
tung des Materials. Die Hämmer- und Treibearbeit
macht einen Teller, einen Salznapf unter Lettres Händen
allein schon zu einer edlen Schöpfung. Die gegossenen
(von dem Meister modellierten) Henkel, Griffe und

Knäufe, sind straff
im Umriss, schwel-
lend vonLeben. Let-
tre entwirft seine
Arbeiten selbst.
Doch haftet ihnen
nichts „Gezeichne-
tes", „Konstruk-
tives", „Architek-
tonisches" an; nein,
das ist körperlich,
stofflich, aus Gold
und Silber empfun-
den und geformt.
Das ist Handarbeit.
Es ist kein „Roko-
ko", kein „Empire",
nicht die gesuchte
Konstruktion der
WienerSchule, auch

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