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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 3
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Corinth, Lovis: Eine Verschwörung
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0140

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EINE VERSCHWORUNG

VON

LOVTS CORINTH

ie Schüler der Münch-
ner Akademie hatten im
Februar i 88 i in Kils Ko-
losseum in der Müller-
strasse — zu jener Zeit
das grösste Lokal in der
Stadt—eine grosse mas-
kierte Kneipe arrangiert,
die eine „Kneipreise um
die Welt" sein sollte.
Monatelang vorher

man nur für dieses Fest gearbeitet und noch

gesä T"11 Zag WU,rde .a" °rt und Stelle gehämmert,

sein^R61" mSchti6er Auswandererdampfer empor,
ßugspriet mit der Takelage reichte weit in

genäht und geleimt.
Nun am Abend war alles fertig. Auf der Bühne

den Saal hinein und berührte fast die obere Galerie.
Dieses Wunderwerk hatte sich die Lindenschmidt-
schule geleistet. Unter der Galerie, in den Kolonaden
waren Fischerkneipen,polnische Schnapsbuden, auch
ein sächsisches BliemchenkafFee, dessen Schild die
Aufschrift „zum Knietscher-Wilhelm" zeigte. Weiter
herein im Saale erhob sich eine spanische Burgruine
mit angelehnter Taverna. Hier trieben Don Quichotte
und Sancho Pansa ihr Wesen; und später stiegen sie
auf ihre Tiere, um in dem wogenden Gedränge auf
Abenteuer zu ziehen. In einem Winkel am Ausgange
unter Eisbergen und Gletschern hatten sich Schü-
ler der Widmannschen Bildhauerschule als Eskimos
eingerichtet, von Kopf bis zu Füssen in Werganzüge
gehüllt. Auf der Galerie hatte die Diezschule eine
veritable bayrische Landkegelbahn, wo lebende
Ferkel und Gänse als Prämien ausgespielt werden

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