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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 7
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0393

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CHRONIK

Zu den Illustrationen des Schadow-Aufsatzes.

ie drei Federzeichnungen, die den Stutzer,
den Offizier und die Kokette darstellen,
hat Schadow mit vielen anderen in den
dreissiger Jahren des vorigen Jahrhunderts
in sein Exemplar des Kupferwerkes von
J. F. von Goez, „Die heutige sichtbare Körperwelt"
(Augsburg 1785), auf den Rand der Tafeln gezeichnet,
zum Zeitvertreib und weil die Mangelhaftigkeit der
Tafeln — Charakterfiguren aus den verschiedenen Stän-
den — ihn reizte, „die dargestellten Gegenstände auf
seine Art am Rande in Varianten zu behandeln". Das
Buch kam aus dem Nachlass Schadows in den Besitz von
Dr. H. H. Meier und mit dessen Bibliothek in die Bremer
Kunsthalle. Vergleiche G. Pauli „Ein Buch mit Rand-
zeichnungen Gottfried Schadows" im Jahrbuch der Bre-
mischen Kunstsammlungen II (1909) S. 5:1 ff.

Am gleichen Orte wird die Aquarelle mit dem
schlafenden Amor aufbewahrt, ein Stammbuchblatt mit
Versen vom Jahre 1798, das Herr Philipp Sparkuhle der
Sammlung geschenkt hat. Vermutlich reproduziert es
ein verschollenes, auf der Ausstellung 1798 unter Glas
und Rahmen gezeigtes Relief eines schlafenden Amors;
sicher steht es in Beziehung zu einem von Eichens ge-
stochenen Blatt, das einen allerdings in den Formen ge-
streckteren, etwas älteren, aber in der Haltung ganz
ähnlichen schlafenden Amor darstellt mit dem Ver-

merke: Schadow del. Eichens sc. (Berlin, K. Kupfer-
stichkabinet).

Die photographischen Vorlagen der Bremer Origna-
lien hat freundlicher Weise Herr Dr. E. Waldmann an-
gefertigt.

Der Wirtshausgarten (Seite 343) ist nach einem
Steindruck Schadows aufgenommen; er bildet den Teil
einer grösseren, zu mehreren Darstellungen benutzten
Platte, die bezeichnet ist: „Farnstädter 183 1. G. Scha-
dow". Farnstädt in Thüringen ist einer der Orte, wo
die Schieferplatten für den Steindruck gebrochen wer-
den. Ebenfalls nach einer Originallithographie ist die
Frau mit dem Kind auf dem Arme (Seite 341); auf der-
selben Platte andere Studien und am oberen Rande
Proben mit Wischer und Pinsel. H. M.

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Ludwig Hevesi -J- in Wien war vor allem ein Sach-
walter des Neuen. Die Kunst rief, und in blinder Ehr-
furcht folgte er, wohin sie immer wollte. Kein neuer
Kunststurm fegte übers Land, dem er nicht ein Blättchen
mitgegeben hätte. So half er der Kunst und sie half
ihm, ohne dass sie einander je belästigt hätten; und das
Publikum befand sich wohl dabei. Für das schwere
Ding wusste Hevesi immer das leichte Wort zu finden.
Das wirkte bei seinem besonderen Publikum mehr als
der tiefste Ernst. So muss man ehrlich um diesen Kunst-
schriftsteller trauern, und es ist nicht einmal ein Trost,
dass seine Gattung uns erhalten bleibt. L. P.

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