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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 12
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Popper, Leo: Peter Brueghel der Ältere
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0611

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DEM STICH VON AEGID SADELER.
MIT ERLAUBNIS VON R. PIPER U. CO., MÜNCHEN

PETER ßRUEGHEL DER ÄLTERE

i52o(?)—1569

VON

LEO POPPER

Ich weiss nicht ob Cezanne ihn gekannt hat; aber
dass er ihn fortsetzt ist gewiss. Wer es weiss, wie
in der Wildnis der Farbengeschichte diese Zwei da-
stehen und aufeinander deuten mit einfachen Händen,
der wird nicht säumen sie einander zuzukehren und
sie zu verstehen, wie sie ineinander erhalten sind.

Und ihr Verhältnis bedeutet mehr als eine Ähn-
lichkeit und mehr als einen Einfluss: es ist — von
aller zufälligen Thatsächlichkeit frei — das tiefe
Verhältnis des Problematikers und des sicheren Be-
sitzers einer und derselben Sache. Es zeigt Cezanne,
der die Funde des Anderen immer wieder ein-

scharren muss, um sie immer wieder neu und
immer tiefer zu finden; und es zeigt den alten
Brueghel, dem es Gott im Schlaf gegeben hat. Und
weil wir zum Genüsse einer jeden Naturvoll-
kommenheit immer erst nach dem vorletzten Zu-
stande fragen müssen (der sie uns menschenförmig
macht, indem er zeigt, dass sie nicht aus sich selbst
da ist): darum brauchen wir Cezanne zu Brueghel.
Und weil wir zu einem Frager doch wieder die
Gewissheit brauchen, dass Antworten bestehen,
darum denken wir Brueghel zu Cezanne. Und so
stark wird der Wunsch sie nebeneinander zu sehen,

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