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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 2
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Daniel Chodowieckis Handzeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0087

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Wenn die Lebenden in der Neuwertung alter
Kunst besonders eifrig und zuweilen auch wohl
übereifrig sind, so verrät sich in dieser Betrachtung
des Vergangenen, die eigentlich eine erweiterte
Selbstbetrachtung ist, die Sehnsucht nach Tradition.
Der Moderne will sehen, wo er mit all dem trieb-
haften Müssen seiner Natur eigentlich abstammt.
Leitet der Scholastiker des Kunsturteils, der Eklekti-
zist aus konventionellen Wertungen sein eigenes
Wollen und Handeln unmittelbar ab, und kann er
in seiner Unselbständigkeit darum seine sogenannte

Tradition deutlich immer bezeichnen, so verfolgt
der selbständige, der mehr selbstschöpferische Geist
umgekehrt seine Instinkte und Gefühle rückwärts,
um ihre Legitimität hinterher festzustellen, um sich
selber zu beweisen, dass in ihm zur Besinnung ge-
kommen ist, was in den Ahnen halb noch schlief.
In seiner Thätigkeit ist die Tradition etwas Unwäg-
bares und darum kaum Beweisbares; eben darum
aber ist sie bei ihm auch etwas lebendig Geistiges,
wogegen die Tradition des Unselbständigen nur
eine Formel, nur ein Dogma ist. So kommt es,

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DANIEL CIIODOWIECKI, PORTRÄTSTUDIE

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