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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 4
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Uhde-Bernays, Hermann: Eine autobiografische Notiz Feuerbachs
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0233

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ANSELM FEUERBACH, I'UTTENFRIE!

AMMLÜNG DES HERRN JUSTIZRAT BEROLZHEIMER, MÜNCHEN

EINE AUTOBIOGRAPHISCHE NOTIZ FEUERBACHS

MITGETEILT VON

HERMANN UHDE-BERNAYS

Unter den bescheidenen Fragmenten, die dem spähenden
Augenmerk der Mutter Anselm Feuerbachs entgingen, als sie den
schriftlichen Nachlass des Sohnes für die Herausgabe des „Ver-
mächtnisses" vereinigte, den sie dann der Berliner National-
galerie überwiesen hat, befindet sich eine Aufzeichnung, die
Feuerbach auf Veranlassung des Herrn von Härder nieder-
geschrieben hat. Nach mehr als zwanzigjähriger Wander-
schaft war das Bild „Hafis in der Schenke", die bedeutsame
Frucht der Pariser Lehrjahre, nebst zwei anderen Stücken 1876
von dem Mannheimer Kunstfreund angekauft worden, und
mit dem Geld für diese drei Gemälde empfing die Mutter den
Wunsch nach einer kurzen Äusserung ihres Sohnes über die
Bedeutung seiner Arbeiten. Der Schwerkranke (leidend an
den Folgen der bei Führichs Begräbnis geholten Lungenent-

zündung) schrieb sie, an Goethes Geburtstag 1876, nieder in dem
vollen Bewusstsein seiner Persönlichkeit, und, sicherlich ohne
sein Wissen, hat die Mutter in dem Streben, die scheinbare
Schroffheit ihres Sohnes zu mildern, begütigende Worte bei-
gefügt, Entschuldigungen über die formlose Behandlung der Frage.
Herr Rechtsanwalt von Härder in Mannheim hatte die
Güte, die Veröffentlichung des Schriftstückes aus seinem Besitz
zu erlauben. Es folgt als ein schlichtes Erinnerungszeichen
zum dreissigsten Todestage des Meisters. Die hier zum ersten-
mal abgebildeten Putten mit dem Früchtekranz befinden sich in
einer Münchener Privatsammlung, deren verehrter Hüter, Herr
Justizrat Berolzheimer, als treuer Freund des Feuerbachischen
Hauses seinen Besitz vor Unberufenen verschliesst, und nur
zu diesem Anlass die Reproduktion gestattete.

Die von Herrn Baron von Härder für seinen
Privatbesitz ausgewählten drei Bilder sind als
Hauptwendepunkte meiner künstlerischen Bildung zu
bezeichnen.

Hafis in der Schenke, in Paris 18 j 2 gemalt, ist
mein erstes grösseres Bild. Es entstand unter dem
Einßuss der Coutürischen Schule und bezeichnet die
Loslösung von der Düsseldorfer conventionellen Klein-
malerei.

Das Kinderständchen, eine der ersten römischen
Arbeiten (1860), ist Ergebnis des Studiums der alten
Meister in strenger Hingabe an die Natur und inner-
licher Vertiefung der Empfindung.

Ueber das Bild „am Meer" (Rom, 187j) ist nicht
viel zu sagen, es bedeutet in engem Rahmen die selb-
ständige künstlerische Individualität. Der vielen
Zwischenstationen , 'welche innerhalb dieser Haupt-
momente liegen, ist hier nicht zu gedenken.

Die Bilder fassen in der Darstellung geschichtlich

zusammen, was im Leben Schritt für Schritt auf Um-
wegen sich entwickelte.

Nürnberg 28. 8. i8y6. Anselm Feuerbach.

Hochgeehrter Herr Baron!

Bei dieser plötzlichen Abkühlung will mein Sohn
nicht mehr auf das Land gehen, sondern sich zur Ab-
reise nach Rom rüsten. Wir bleiben also vorderhand
hier und die Sendung steht in Ihrem Belieben.

Anselms Autograph lege ich bei. Verzeihen Sie die
Kürze. Er drückt sich immer lakonisch aber doch prä eis aus.

Noch wollte ich Ihnen sagen, dass die grosse
Medea im Heidelberger Kunstvereinslokal zur Auf-
bewahrung recht gut aufgestellt sein soll. Vielleicht
macht es Ihnen Freude, Ihre Kenntniss des Künstlers
durch Beschauung des Bildes zu vervollständigen,
welches mein Sohn besonders lieb hat.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihre ergebene

Nürnberg 28. Aug. yö. H. Feuerbach.

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