Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Kühnel, Ernst: Eine Ausstellung islamischer Buchkunst
DOI Artikel:
Kunstausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0337

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Khosrau von Dehli enthält (aus der Kgl. Bibliothek) lässt
sich ihm ebenfalls mit ziemlicher Sicherheit zuschreiben.
Unsere Abbildung S. 323 zeigt den Stil der Behsad-Schule
in seiner späteren Ausbildung. Religiöse Bücher wurden
auch in Persien nur in Arabesken ausgestattet. Es be-
standen berühmte Schulen von Koran-Illuminatoren,
deren Stil im sechzehnten Jahrhundert auch in die
Türkei verpflanzt' wurde. VbrtrefF liehe Beispiele in
dieser Hinsicht bieten ein paar Prachtblätter aus dem
Besitz des Geheimrat Zander, ein Prunkkoran der
Sammlung Sarre und ein andrer aus der Kgl. Bibliothek.
Eine typische Eigentümlichkeit des sechzehnten Jahr-
hunderts bilden dann die Randverzierungen in feiner
goldener Pinselzeichnung auf farbigem Papier, in denen
sich der persische Realismus die ganze ostasiatische
Fabelwelt zu eigen macht und zu einer Art eigener
„Grotesken" ausbildet. Gewöhnlich sind es reizvolle
Pflanzen- und Tiermotive; seltener finden sich Bilder
aus dem menschlichen Leben (s. Abb. S. 324, aus einem
Manuskript von Hartz1 Gedichten in der Sammlung
Schulz). Im siebzehnten Jahrhundert führen einige
Maler, unter denen Riza Abbassi den Lesern von „Kunst
und Künstler" durch einen Aufsatz von F. Sarre (Bd. IL,
S. 167) bekannt geworden ist, die kolorierte Pinselzeich-
nung, und damit die letzte spezifisch persische Technik,

auf ihre Höhe. Gleich darauf setzt mit dem Ein-
dringen des europäischen Einflusses die Dekadenz ein.

In Indien blühte am Hofe der Mogulkaiser seit dem
sechzehnten Jahrhundert die Malkunst; einige sehr zarte
Blätter aus der frühen Zeit, die sich weniger in der
Komposition als in den Typen von den persischen unter-
scheiden, sind in der Ausstellung zerstreut. Die Inder
haben vornehmlich im Porträt und in der Landschaft
Hervorragendes geleistet. Ihre perspektivische Vorstel-
lung entspricht eher der unsrigen, als der ostasiatischen.
Das Stimmungsbild ist darum bei ihnen in demselben
Sinne ausgebildet worden wie bei uns. Typisch für den
indischen Kunstgeschmack sind die besonders im acht-
zehnten und neunzehnten Jahrhundert angelegten
Sammelbände, in denen ältere und neuere Miniaturen,
Schriftproben, europäische Kupferstiche und anderes
mehr vereinigt wurden, und von denen das Museum
für Völkerkunde eine stattliche Reihe ausgestellt hat.

Einbände mit geometrischen Verzierungen aus der
ägyptischen Mamelukenzeit, persische Buchdeckel in
reicher Goldpressung und mit zierlichen Filigranara-
besken in bunten Feldern, andre aus Indien mit Lack-
malereien in lebhaften Farben, vervollständigen das Bild
von der gerade für unsere modernen Bestrebungen so
anregenden Buchkunst des Islam.

UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN

Bei Paul Cassirer ist die Sammlung
des Hamburger Kunstfreundes Beh-
rens ausgestellt, die, neben weniger
Bedeutendem, manches vorzügliche Werk enthält. Von
deutschen Künstlern ist Menzel glänzend vertreten,
namentlich durch die beiden grösseren Kircheninterieurs
in Gouachefarben. Die Pariser Strassenszene, schön in
den Details, ist als Ganzes zu unruhig. Die Bilder
von Knaus wirken antiquiert, besonders durch ihr un-
wahres Kolorit. Wahrer aber trocken ist die Malerei
von Meyerheim und nur in Einzelheiten wie den Papa-
geien oder dem Löwen auf seiner „Menagerie" sieht
man stärkere malerische Qualitäten.

Das Beste der Sammlung, neben den Menzels, ist
eine Anzahl französischer Bilder. Unter den Duprcs
und Diazs sind einige gute Werke, während die drei
Daubignys die Bedeutung dieses grossen Meisters nur
ahnen lassen.

Eine wirklich sehenswerte Kollektion bilden die
zahlreichen Corots.

Das Schönste von ihnen ist das junge Mädchen am
Brunnen in gelbem Untergewand, rotem Überrock und

blaugrünem Mieder. Das ganze Bild ist von einer milden,
rührenden Schönheit erfüllt und in jedem der feinen
Pinselstriche spricht sich das seltenste Gefühl für Licht,
Farbe, Stoff und menschliche Anmut aus. Von diesem
Meisterwerke strahlt ein Glanz von Schönheit auch auf
die Landschaften über, so dass man von dieser Wand
von Corotbildern einen überwältigenden Eindruck emp-
fängt. In stärkstem Gegensatz zu ihnen steht ein kleines
Bild von Delacroix, eine „Erweckung des Lazarus".
Dort die heiterste Ruhe, hier die leidenschaftlichste
Bewegung. Und diese Leidenschaft liegt nicht nur in
den jähen Gesten, sondern in jeder der dunkelglühen-
den Farben, in jedem temperamentvollen Pinselstrich.
Nicht nur beherrscht ist das Bild, es scheint als ob die
Kraft des Meisters damit spielte. E. H.

Die Kunsthandlung von Keller- ir Reiner eröffnete
in einem für ihre Zwecke umgebauten Miethause in der
Potsdamerstrasse ihre neuen opulent ausgestatteten
Ausstellungsräume. Sie versuchte in übertriebener
Kulanz dem vielseitigen Geschmack des Berliner Aller-
weltpublikums gerecht zu werden und glaubte neben
dem Antiquitätenhandel auch dem modernen Kunst-
gewerbe eine Stätte schaffen zu müssen. Der Erfolg war,

3*5
 
Annotationen