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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 7
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Kunstausstellungen / Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0392

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HANNOVER.

Die Ausstellung des Kunstvereins beweist, dass das
systematische Drängen der Jungen schliesslich den Sieg
davonträgt. Früher waren die Säle mit unmöglichen
Dingen gefüllt; jetzt hat man die Berliner Sezession,
die Münchner Scholle und manchen trefflichen Künstler
eingeladen und die Werke mit gutem Geschmack auf-
gestellt. Besonderes Lob verdient der Saal mit den
Plastiken des Münchners Hahn. Von Max Liebermann
ist der Kartoffelacker aus dem Jahre 1875; ausgestellt.
Der Katalog nennt als Preis für das klassische Stück:
yoooo Mk. R. B.

MÜNCHEN.

Im Kunstsalon von Zimmermann waren Bilder aus-
gestellt, die Erich Klossowski als „Versuche" bezeichnet.
Man darf sagen, dass unter den vielen jungen Künstlern,
die sich in Paris gebildet haben, Klossowski das Wesent-
liche des grossen französischen Stils nach der Seite der
malerischen Rhythmik und Freiheit am sichersten er-
kannt hat und sich auf guten Wegen befindet, ihn am
persönlichsten weiter zu entwickeln. Der Willen der
Daumier und Delacroix, das Dramatische, das aus der
Synthese Cezannes als Hang zum Dekorativen deutlich
wird, entscheidet auch für Klossowski. Seine mitunter
pastellmässig weichen Farben, unter denen mattes Rosa
und Blau bestimmend sind, entbehren nicht, wo es not
thut, des kräftigen Delacroix'schen Akzentes. Die Kom-
position, rhythmisch fehlerlos gegliedert, vereinigt das
Dekorative mit dem Gesetzmässigen. Die kritische
Analyse wird dem unleugbar grossen Talent Klossowskis
die Aufgaben zuweisen, die Marees vorbehalten waren.

V-B.
KÖLN

Die Masse der hiesigen Kunstdarbietungen überragte
bei weitem eine Marees-Ausstellung im Kunstverein von
ähnlicher, nur etwas reicherer Zusammenstellung wie
die vorher in Frankfurt gezeigte: zumeist Werke aus

Privatbesitz, vermehrt durch Darleihungen aus preussi-
schem Staatsbesitz. A. F.

BERLIN.

Der Kunstsalon Casper hat in der Potsdamerstr. 19
in einem der wenigen noch erhaltenen altberliner Häuser
sehr intime Ausstellungsräume mit Kollektionen von
Friedrich Stahl, Apol, v. Gilsoul, Hans Herrmann, Ma-
thieu, Skarbina, Vordermayer usw. eröffnet. Im alten
Lokal in der Behrenstrasse wird eine Ausstellung des
neu gegründeten „Senefelder Klubs" gezeigt. —

Im Sezessionsgebäude waren die Konkurrenzentwürfe
für einen Monumentalbrunnen ausgestellt, den die in
Argentinien lebenden Deutschen ihrer Hauptstadt
schenken wollen. Die gut bemessenen Preise haben zu
starker Beteiligung gelockt. Das Niveau erscheint, gegen
die Ergebnisse früherer Konkurrenzen gehalten, ent-
schieden erhöht. Man spürt vor allem den Einfluss der
Hildebrandt- und Maillolschule, die Lehren der neuen
Architektur und das Beispiel Gauls. Ausserordentliche
Arbeiten waren aber nicht zu sehen. Die vier Preise
erhielten Adolf Bredow, Stuttgart, Herrn. Hosäus, Berlin,
Heinr. Jobst, Darmstadt und Hugo Lederer, Berlin.
Absolut überzeugend ist dieser Urteilsspruch nicht, denn
er bevorzugt das anständig Konventionelle zu sehr. Das
eigentliche Ausstellungsergebnis ist nach wie vor die
Empfindung: wie viele Bildhauer rufen doch nach Auf-
trägen! —

Die Preisverteilung im Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für einen Bebauungsplan Gross-Berlins
hat folgendes Ergebnis gehabt: einen Preis von j 0000 Mk.
erhielten die Hochbahngesellschaft in Verein mit den
Professoren Brix, Genzmer und der Architekt H.
Jansen; einen Preis von 15000 Mk. erhielten Ingenieur
Petersen, Bruno Möhring undRud. Eberstadt; den Preis
von 10 000 Mk. errangen die Firma Havestadt und
Contag, Bruno Schmitz und Ingenieur Blum. Es wird von
dieser Konkurrenz noch zu reden sein. — K. S.

IÜKTIONSNACHRICHTEN

BERLIN. Auf der Versteigerung
der Sammlung Paul Helm bei
Amsler &■ Rutbardt wurden u. a.
folgende für die Stimmung des
Marktes bemerkenswerten Preise
erzielt: Daniel Chodowiecki: 12 Blatt zu Lessings Minna
von Barnhelm, iyo M.; cabinet du peintre, 95 M.; Die
Zelten im Tiergarten, 105 M. Fritz Boehle: Betender
Bauer am Pflug, ioj M. E. M. Geyger: Darwinismus,
310 M. Jozef Israels: Spielende Kinder, 200 M.; Bild
einer alten Frau, 195 M. Max Klinger: Opus I, 2700 M.;
Opus II, iojo M.; Opus III, 1190 M.; Mondnacht,
ijoo M.; An die Schönheit 1835: M. Wilh. Leibl:
Maler Sperl, 32J M. M. Liebermann: Badende

Knaben, 205 M. A. Menzel: Die Mönche, 325 M.,
Radierversuche, 235 M. J. F. Millet: Aufbruch zur
Arbeit, 315 M. Felicien Rops: Mädchen, 210 M.
Whistler: Landschaft, 230 M. A.Zorn: Damenbildnis,
390 M. usw. An dem Ankauf beteiligten sich auch die
Kupferstichkabinete von Berlin, Dresden und Leipzig.
T eipzig. Bei C. G. Boerner gab es vom 15. bis zum
19. März zwei Versteigerungen: 1) Die Stechow-
Engelmannsche Dublettensammlung des radierten
Werkes Daniel Chodowieckis und 2) eine Kupferstich-
sammlung alter Meister des XV. bis XVIII. Jahr-
hundert. Über den Erfolg, besonders der ersten Ver-
steigerung, werden wir im nächsten Heft Mitteilung
machen.

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