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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 2
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Sarre, Friedrich: Die Islamische Kunstabteilung in Berlin, [1]: die Entstehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0057

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Die Islamische Kunstabteilung in Berlin

I. Die Entstehung

von FRIEDRICH SARRE

Die Begründung der Islamischen Kunstabteilung ist das Verdienst Wilhelm
von Bodes. Als Forscher und Sammler hat er mit zuerst die Bedeutung
der muhammedanischen Kunst erkannt und die Notwendigkeit eingesehen,
sie innerhalb der Museen von dem „Kunstgewerbe" zu trennen und ihr
eine besondere Stelle zu scharren. Den Anstoß dazu gab die Schmuck-
fassade von Mschatta, die als Geschenk des Sultans an den Deutschen Kai-
ser im Jahre 1903 nach Berlin gekommen war, und deren provisorische
Aufstellung er in seinem Museum, dem gerade im Bau befindlichen
Kaiser-Friedrich-Museum, durchsetzte; hatte man sie doch ursprünglich
im Museum für Völkerkunde unterbringen wollen. Als dann die neben
dem Mschattasaal verfügbaren beiden Längssäle eine Reihe von wertvollen
orientalischen Knüpfteppichen aufnahmen, die Bode dem Museum bei
seiner Eröffnung im Jahre 1904 als Morgengabe darbrachte, als einzelne
hervorragende islamische Kunstwerke hinzukamen, die auf sein Betreiben
andere Abteilungen abtraten, oder Mäzene wie Fürst Liechtenstein, Baron
Tucher und Graf Wilczek schenkten, und als er schließlich den Schreiber
dieser Zeilen veranlaßte, die auf seinen Forschungsreisen im Orient und
sonst zusammengebrachte Sammlung islamischer Kunst, zunächst als Leih-
gabe, herzugeben, da war de facto allen Widerständen zum Trotz eine
Islamische Kunstabteilung geschaffen. Erst ein paar Jahre später 11907),
als Bode Generaldirektor war, sollte sie dann de jure ins Leben treten.
Die kleine Sammlung fand nur bei einem beschränkten Kreise von Ber-
liner Kunstfreunden Beachtung und Beifall. Die zünftigen Kunsthistoriker
und Museumsleute verhielten sich im allgemeinen gleichgültig oder ab-
lehnend; ebenso die Presse und mit ihr das Publikum. Die „Tägliche
Rundschau" z. B. schrieb, daß die neuen Säle „den Eindruck einer Syna-
goge" machten, und daß man so etwas den Steuerzahlern nicht zumuten
dürfte. Als wir darauf hinwiesen, daß es sich ja nicht um Ankäufe, son-
dern um Geschenke und um Leihgaben handelte, hatte die Zeitung das
letzte Wort mit der Frage, ob es nicht Mittel gäbe, so unliebsame und
künstlerisch minderwertige Sachen abzulehnen.

Wir ließen uns durch diese Interesselosigkeit nicht mutlos machen. Ich
sage „wir"; denn von Anfang an hatte Bode mich herangezogen, und
ich mich ihm für den Aufbau der Abteilung zur Verfügung gestellt, ohne
dabei eine amtliche Verpflichtung zu übernehmen oder zu erstreben. Meine
Selbständigkeit wollte ich nicht aufgeben; ja sie schien mir nicht nur für

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