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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 2
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Bataille, Marie-Louise: Die Auktion Jules Strauß
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0088

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ED. MANET, PORTRÄT BERTHE MORISOT AUGUSTE RENOIR, PORTRÄT RICHARD WAGNER

1868-69. 73:60 cm. 3600OO FRANCS 1882. 52:45 cm. 257OCO FRANCS

SAMMLUNG JULES STRAUSS, VERSTEIGERT AM 13. DEZEMBER BEI GEORGES PETIT IN PARIS

Die Auktion Jules Strauß

von MARIE LOUISE BATAILLE

In keiner Epoche finden wir so scharf ausgesprochene Ansichten über Kunst, wie in den
Jahren nach dem Kriege. Auf dem Gebiet der Malerei hörte die Vorliebe für strenge,
wie in ein kostbares und unveränderliches Material gebettete Formen auf. Man schätzte
vor allem Lebendigkeit — unbestimmtere, in einer wechselnden Atmosphäre sich be-
wegende Formen —, und der französische Impressionismus erlebte die Zeit seiner höchsten
Wertsteigerung. Aber unsere Zeit schreitet schnell, und die Weltkrise setzt alle Werte
in Frage. Die gewagten ästhetischen Wertschätzungen, nicht länger von einem kapriziösen
Kapitalismus unterstützt, der sich allmählich zurückzieht und in vielen Ländern auf dem
Punkt ist, zu verschwinden, fallen zusammen wie die Kartenhäuser. Nur die wahren Werte
können bestehen und von ihrer Vitalität Zeugnis ablegen.

War nun der französische Impressionismus ein dauernder Wert oder eine vorübergehende
Laune des Geschmacks? Wie oft haben wir diese Frage in Kunstkreisen gehört oder
herausgehört, und in der allgemeinen Schwäche des Kunstmarkts war niemand imstande,
diese Frage mit Sicherheit zu beantworten. Die Probe einer großen, öffentlichen Auktion
war notwendig, um darauf eine unzweideutige, positive Antwort zu finden. Wir haben
sie jetzt, und der Auktion Jules Strauß war es vorbehalten, uns diese Antwort zu erteilen.
Herr Jules Strauß, ein geschmackvoller Sammler, hatte es verstanden, wenn auch nicht
sehr importante, so doch köstliche Werte der impressionistischen Epoche zusammen zu
bringen. Er besaß keine großen Paradestücke, die in ein Museum oder in eine historische
Sammlung gehören, sondern kleine Bilder, die ihren Meister in seinen zärtlichsten,
intimsten Schaffensmomenten zeigen. Eine Art Harmonie verband alle diese Werke mit-

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