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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 3
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Purrmann, Hans: Südseekunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0129

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Südseekunst

von HANS PURRMANN

Eine schöne, gut aufgestellte Südseeausstellung im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums.
Den Wissenschaftlern, die die Ausstellung ohne Beistand von Künstlern besorgten (sie
war kurz vorher von der Secession geplant gewesen', gelang sie zur reinen Kunstaus-
stellung, der ethnographische Interessen nicht zum Hemmschuh wurden.
Der einzige Fehler war vielleicht, die Katzengruppe der Yap-Leute mit auszustellen.
Dieser Naturalismus bleibt auch in der Südsee vollkommen vereinzelt und ist uns un-
interessant. Der Fregattvogel aus Holz hätte ausgereicht, um uns mit Bewunderung
wahrnehmen zu lassen, wie naturwahr auf diesen Marshall-Inseln gearbeitet wird. Alles
andere wird dem empfindsamen Besucher jedoch zur hohen Kunst. Den Begriff ,primitiv"
wird er vergessen müssen, ja, er muß sich diese Menschen auf einer vieltausendjährigen
Kntwicklung vorstellen. Hin menschliches Gehirn braucht wohl noch viel länger dazu,
um Dinge, wie sie beispielsweise in der Neumecklenburg-Abteilung zu sehen sind, er-
sinnen zu können, Dinge, die einen Vergleich mit Kunstwerken hochentwickelter Epochen
Europas aushalten und vor ihnen bestehen.

Die Kunst der Südseevölker geht gerade in unseren Tagen durch das Fegefeuer einer
künstlerischen Aktualität, die nichts, aber auch nichts mit der Naturschwärmerei oder
dem Kuriositätsinteresse zu tun hat, das unsere Viter und Großväter diesen Dingen ent-
gegenbrachten. Bio Erkennen und Bewerten ihrer Kunstformen bringt sie uns Künstlern
so nahe, wie einst die Japaner den Impressionisten oder die römische Kunst dem Barock.
Es sind heute in der Hauptsache die Werke der Südseekuust, die die Künstlerateliers
beleben; man würde einmal dort danach zu suchen haben, um sie in die Museen zu
übernehmen, wie es einst mit den Perser-Teppichen geschehen ist, wenn unsere Ethno-
graphen nicht schon Vorarbeit geleistet hätten.

Kein deutsches Kunstgewerbe, kein eleganter Pariser Laden, deren Erzeugnisse nicht
einen Anklang und die Übernahme von Form und Farbe fühlen lassen, oder die gar ihren
Ursprung in dieser Südseekunst haben. Nicht weniger stehen die Bilder vieler deutscher
und französischer Maler im Zusammenhang mit dieser Kunst. Von den Negern zuerst
angeregt, folgen die Künstler heute berückt dem Geiste und der Phantasie der Südsee-
kunst, die sich wesentlich von der Negerkunst unterscheidet. Samen einer Zukunft neuer
europäischer Kultur! Sensibilität des Einfluß suchenden modernen Menschen, der ein
Had für Augen und Geist braucht. Die Arbeiten sind rein und mit frommem Herzen
gestaltet, wie am ersten Tag; sie sind geeignet, unserer Zeit Mahnung zu sein und das
Gesetz zu erneuern.

Wie singt in dieser Ausstellung der herrliche Hawaii-Federmantel durch den Kaum,
kaum anders als einmal die Kasein ihre Farben durch mittelalterliche Dome schwingen
ließen.

Die Speisesaale der Admiralitätsinsel! Hat uns nur die griechische Schale den Sinn

edler 1-ormen vorzustellen r Hier ist eine Form erfunden, die uns ahnliche Schönheit

ubennitielt, die aber gleichzeitig lebendiger erscheint, weil müde Gewohnheit unsere

Au nähmet ahigke.t selbst für die schönsten Formen griechischer Kunst abstumpfte.

7" !f V°n, *f «••-»dringlichen Formen schöner Masken reden, von den Bildwerken,

den lotenschiMern Neuguinea der merkwürdigen K.he wahine-G„uin, oder den

Schmucksachen r Es wäre mir lieber, es den Bewuchern dieser Ausstellung zu uberlassen,

, _JT , tr"arn,t»< s.ch damit auch ,lu Verständnis für die moderne

Nun^t erweitern wurde.

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