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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Bruegel
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Jedlicka, Gotthard: Otto Meyer-Amden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0120

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Bruegel

Vor wenigen Jahrzehnten noch hätte man den Namen so einfacli nicht hinschreiben
können. Die Leser hätten gefragt, ob der ältere Pieter, der „Bauern-Bruegel" gemeint
sei, Pieter, der Jüngere, der „Höllen-Bruegel", oder Jan, der zweite Sohn, der als „Sammet-
Bruegel" bekannt ist. Heute ist der Name des Vaters eine Vorstellung wie Hals, Holbein
oder Cranach, bei denen man auch nicht fragt, ob die älteren oder die jüngeren gemeint
seien. Der Wiener Verlag Anton Scbroll & Co. konnte darum auf den Deckel eines
großen Bandes mit Reproduktionen der Gemälde lapidar das Wort „Bruegel" setzen.
Daß diese repräsentative Publikation heute gewagt wird, ist hoffnungsvoll. Von der Aus-
führung des Unternehmens läßt sich Gutes sagen. Ein grundsätzlicher Einwand ist gegen
die farbigen Reproduktionen zu erheben; anderseits spricht gerade in diesem Fall auch
manches dafür. Die einleitenden Seiten und die Notizen zu den Bildern von Gustav
Glück verraten in jedem Wort den überlegenen Kenner. Der Hauptgewinn besteht darin,
das gemalte Lebenswerk Bruegels, wie es sich heute der Forschung darstellt, so über-
sichtlich vor sich zu haben.

Es ist das Werk eines der Begabtesten, die jemals gelebt haben. Kaum ein anderer Maler
hat diese lebendige Vielseitigkeit. Jedes Bild scheint das Beste zu sein. Auf der einen
Seite ist Bruegel der geborene Meister der Landschaft, auf der anderen Seite einer der
größten Gestalter der menschlichen Komödie. Im Altmeisterlichen ist alles Moderne
latent schon enthalten. Heroismus und Pathos, Idylle und Satire, Starkes und Zartes,
Ethos und Geschmack, Idealisiertes und Groteskes klingen zusammen und ergeben eine
überreiche Einheit von ewiger Aktualität. Genaueste Detailbildung, illustrative Akribie
und ruhige Geduld gehen Hand in Hand mit einer ganz großen, durch alle Stadien der
Arbeit festgehaltenen Konzeption, mit einem einzigen Sinn für Ganzheiten. In jedem
Bild scheint die Welt zu sein; die Synthesen aber wirken wie Naturstudien. Die Ge-
mälde, die zu den frühesten nicht auf Bestellung gemalten „Statleleibildern" gehören,
sind Panoramen des Menschlichen; ihr Gegenstand ist die wissende Bestürzung. Über
die Darstellungen von Sprichwörtern könnte man setzen: die Welt als Irrenhaus; die
Bauernbilder haben die naturalistische Drastik biblischer Schilderungen; die Landschaften
malen Jahreszeit und das Wetter als Grundelemente der Schöpfung. Ein Künstler, der
mit allen Instinkten Maler war, ein Mensch, der vom Himmel durch die Welt zur Holle
gegangen ist. In diesem Riesentalent war genug Substanz für zehn bedeutende Maler.
Heute mutet eine solche Künstlerpersönlichkeit an wie eine Märchengestalt, wie ein
Wunder! Aber so etwas gab es einmal. Lnd kann es wieder geben.

Karl Schettler

Es ziemt sich, bei dieser Gelegenheit des schönen Bruegel-Aufsatzcs zu gedenken, den der jung gestorbene
I.eo Popper vor dreiundzwanzig Jahren schon in „Kunst und Künstler" veröffentlicht hat. (Jahrgang VIII,
Seite j99 ff.). Er gehört zum Besten, was über Bruegel gesagt worden ist; und er ging der heule allgemeinen
Schätzung voraus.

Otto Meyer Amden t

von GOTTHARD JEDLICKA

Otto Meyer-Amden, der am 15. Januar im K
den wenigen Künstlern seiner Generation,
Leben und die Kunst ernst — mit vierzig

antonsspital Zürich gestorben isi, gehörte zu
die ohne Kompromiß leben. Fr nahm das
Jahren sah er wie ein Sechzigjähriger aus.

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