Eine Neuerwerbung der Nationalgalerie
Der Nationalgalerie ist die Erwerbung eines unbekannten Bildes von Ph. O. Runge ge-
lungen. Ein Glückstall! Denn Bilder Runges sind sonst fast nur in seiner Vater-
stadt Hamburg anzutreffen. Dargestellt sind Frau und Kind des Künstlers. Die Neu-
erwerbung hängt im ersten Nazarenersaal der Nationalgalerie. Dort schlägt die male-
rische Kraft des Werkes alles andere. Um so mehr, als es sich um ein breit an-
gelegtes, nicht ängstlich fertiggemaltes Bild handelt. Hben darum aber scheint es von
Runge selbst verworfen zu sein — ein vorweggenommener Fall Menzel. Die spontane
Malweise gibt von Runges natürlichem Talent eine hohe Meinung, weniger jedoch von
seinem künstlerischen Glaubensbekenntnis. Sehr deutlich ist der Einfluß Davids; auch
an Ingres und Prud'hon mag man entfernt denken. Dann aber ebenfalls an Biicklin und
Thoma. Diese frühe Mischung einer echt malerischen Naturanschauung mit einer deutsch-
romantischen Erhöhungslust ist merkwürdig und historisch aufschlußreich. Ein Fund!
K. Sch.
Der Inschriftensaal
Himer dem Pergamonmuseum ist ein Iiischriftensaal eröffnet worden, der eine wunder-
schöne Sammlung antiker Steinurkuuden — Weihgeschenke, Grabsteine und amtliche
Urkunden — enthält. Die Inschriften stammen hauptsächlich aus Grabungen, die in Per-
ganion, Magnesia, Priene, Milet usw. vorgenommen worden sind. Einer größeren Lehr-
sammlung ist mit Glück eine kleine Schausammlung entnommen: griechische und latei-
nische Inschriften aus dem Jahrtausend von 550 vor bis 550 nach Chr. Sie interessieren
licht nur den Philologen, sondern auch den künstlerisch gebildeten Betrachter, der be-
sondere Kenntnisse nicht mitbringt. Die Schönheit und Klarheit der Schrift, die Monu-
mentalität der typographischen Anordnung ist bewunderungswürdig — ist modern wie
von gestern. Wobei aber resignierend anzumerken ist: wären wir einer solchen origi-
nalen Schrift fähig, so wären wir vielleicht auch großer Gedanken fähig.
Sieben Kollektivausstellungen VeMsttlnmg *«m-
Sieben Kol.ektionen faßt d,e Ber.iner Secession in ihrer neuesten X
men; sechs Maler und eine Bildhauerin sind bete.l.g• ^ interessicren durch
A.W. Dresslers Aquarelle sind am stärksten «a ■der /e.cn g NtlurlUstilchen, durch
ihre illustrative Lebhaftigkeit, durch etwas takte Jie cnlferm an Menzel
«ine Nuance von Gesellschaftskritik im scbembar ganz Sachlichen.
denken läßt. . LlDdschaften lassen an Seurat
E«« Frit.ch versteht einsichtsvoll zu lernen. W ' crinntrt an Ma-
denken, einige Figurenbilder an Der.in, der hier ab, ^ ,ucn „„gleich,
tisse. Dennoch tat .He. durchaus fri.sclmch und da ^ ^ ^ ?ur Gdr
Die guten Eigenschaften der etwas schweren Malere er iy5,, si„d streng
<«ng. Der .Balkon" .0,1, die große Strand.andschaf,
durchgearbeitete Bilder von guter malerischer BOT- -„ffip- .-^ellmanier, von
Otto Herbig bedient sich einer kontrastreichen, dek "~ ^ ^ ^ iyinpalhischen
der Gefahr bedroht, .ich leicht auszuschreiben, an
Virtuosität, der die Übertragung des Na.urc.ndrucks ge
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Der Nationalgalerie ist die Erwerbung eines unbekannten Bildes von Ph. O. Runge ge-
lungen. Ein Glückstall! Denn Bilder Runges sind sonst fast nur in seiner Vater-
stadt Hamburg anzutreffen. Dargestellt sind Frau und Kind des Künstlers. Die Neu-
erwerbung hängt im ersten Nazarenersaal der Nationalgalerie. Dort schlägt die male-
rische Kraft des Werkes alles andere. Um so mehr, als es sich um ein breit an-
gelegtes, nicht ängstlich fertiggemaltes Bild handelt. Hben darum aber scheint es von
Runge selbst verworfen zu sein — ein vorweggenommener Fall Menzel. Die spontane
Malweise gibt von Runges natürlichem Talent eine hohe Meinung, weniger jedoch von
seinem künstlerischen Glaubensbekenntnis. Sehr deutlich ist der Einfluß Davids; auch
an Ingres und Prud'hon mag man entfernt denken. Dann aber ebenfalls an Biicklin und
Thoma. Diese frühe Mischung einer echt malerischen Naturanschauung mit einer deutsch-
romantischen Erhöhungslust ist merkwürdig und historisch aufschlußreich. Ein Fund!
K. Sch.
Der Inschriftensaal
Himer dem Pergamonmuseum ist ein Iiischriftensaal eröffnet worden, der eine wunder-
schöne Sammlung antiker Steinurkuuden — Weihgeschenke, Grabsteine und amtliche
Urkunden — enthält. Die Inschriften stammen hauptsächlich aus Grabungen, die in Per-
ganion, Magnesia, Priene, Milet usw. vorgenommen worden sind. Einer größeren Lehr-
sammlung ist mit Glück eine kleine Schausammlung entnommen: griechische und latei-
nische Inschriften aus dem Jahrtausend von 550 vor bis 550 nach Chr. Sie interessieren
licht nur den Philologen, sondern auch den künstlerisch gebildeten Betrachter, der be-
sondere Kenntnisse nicht mitbringt. Die Schönheit und Klarheit der Schrift, die Monu-
mentalität der typographischen Anordnung ist bewunderungswürdig — ist modern wie
von gestern. Wobei aber resignierend anzumerken ist: wären wir einer solchen origi-
nalen Schrift fähig, so wären wir vielleicht auch großer Gedanken fähig.
Sieben Kollektivausstellungen VeMsttlnmg *«m-
Sieben Kol.ektionen faßt d,e Ber.iner Secession in ihrer neuesten X
men; sechs Maler und eine Bildhauerin sind bete.l.g• ^ interessicren durch
A.W. Dresslers Aquarelle sind am stärksten «a ■der /e.cn g NtlurlUstilchen, durch
ihre illustrative Lebhaftigkeit, durch etwas takte Jie cnlferm an Menzel
«ine Nuance von Gesellschaftskritik im scbembar ganz Sachlichen.
denken läßt. . LlDdschaften lassen an Seurat
E«« Frit.ch versteht einsichtsvoll zu lernen. W ' crinntrt an Ma-
denken, einige Figurenbilder an Der.in, der hier ab, ^ ,ucn „„gleich,
tisse. Dennoch tat .He. durchaus fri.sclmch und da ^ ^ ^ ?ur Gdr
Die guten Eigenschaften der etwas schweren Malere er iy5,, si„d streng
<«ng. Der .Balkon" .0,1, die große Strand.andschaf,
durchgearbeitete Bilder von guter malerischer BOT- -„ffip- .-^ellmanier, von
Otto Herbig bedient sich einer kontrastreichen, dek "~ ^ ^ ^ iyinpalhischen
der Gefahr bedroht, .ich leicht auszuschreiben, an
Virtuosität, der die Übertragung des Na.urc.ndrucks ge
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