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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 2
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Walram: Anekdoten aus dem Wackerprozeß
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0079

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EDGAR DEGAS, KRAU SICH ABTROCKNEND. ZEICHNUNG

MIT ERLAUBNIS DER D. D. A. AUSGESTELLT BEI PAUL ROSENBERG, I'ARIS

Anekdoten aus dem Wackerprozeß

von WALRAM

„Der Fall Wacker", sagte der Verteidiger zu Heginn seines Plädoyers, .ist genau vier Jahre
alt; er ist nicht, wie man glaubte, eine durch Indiskretion einer Flu hervorgerufene Eruh-
geburt, vielmehr war der Knabe rüstig und gut ausgetragen, gezeugt von einem rüstigen
Eltcrnpaar in einem Akt des Hasses, nicht der Liehe! Um die Enthindung hemulite sich
De La Eaille. Das Kind kam mit einem Geburtsfehler zur Welt, es konnte nicht lehen
und nicht sterhen, es machte einen stark rachitischen Eindruck. Onkel und Tanten he-
mühten sich um den Knahen. Sein Kindergarten stand im Kronprinzenpalais." — .Ich hin
keine leine Erau", sagte nachher privatim die Schottin, eine greise, geduldige Milch-
handlerin, die den stillen Angeklagten hislang mit mütterlichem Wohlwollen hetrachtet
hatte, „und der Herr Verteidiger ist studiert, aher in meinem Laden durfte man sowas
nicht sagen!"

Nach dieser erstaunlichen physiologischen Allegorie zerplluckte der Anwalt die Erteile
der Kenner, wobei er nur diejenigen von ihnen als vertrauenswürdig bezeichnete, die
eingestehen, nichts zu wissen. Von diesem Gesichtspunkt aus lobte er .unseren hoch-

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