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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 32.1933

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Ein ungekannter Berliner Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7617#0126

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ALEXANDER FLINSCH, KLOSTER AUE DEM MONTE ALLEGRO
AQUARELL. 1889

AUSGESTELLT BEI HUGO MELB1NG, BERLIN

Ein unbekannter Berliner Maler

Ausstellung bei Hugo Helbing, Berlin

Alexander Ferdinand Flinsch (1834—1912) ist bis heute unbekannt geblieben. G. I. Kern
hat ihn entdeckt und eine Ausstellung zusammengebracht, die eine gute Vorstellung von
dem im Familienbesitz befindlichen Lebenswerk gibt. Unbekannt ist Flinsch geblieben,
weil er als Amateur gemalt und nie verkauft hat. Nur im Jahre 1911 wurden einige
Bilder einmal ausgestellt, aber wenig beachtet. Flinsch war Mitbesitzer und Leiter
einer Papierfabrik. Lr bildete sich, wie G. [. Kern im Katalogvorwort erzählt, zuerst in
Paris aus, reiste in Spanien und Italien, trat in Berlin Geselschap und Paul Mohn nahe,
und machte sein Haus in der Maaßenstraße zum Mittelpunkt künstlerischer und musika-
lischer Bestrebungen. Die Ausstellung enthält Landschaften und ein paar Bildnisse. Alles
in kleinem Format. Die Landschaften fügen sich gut der Produktion der sechziger und
siebziger Jahre ein, sie sind mehr fleißig und empfindsam genau, als inspiriert, sie geben
Zeugnis von einem still glücklichen Gemüt und sorgfältiger Selbstzucht. Die Malweise
jener Jahrzehnte huldigte einem sentimentalischen Naturalismus. Die Landschaft wurde
so gemalt, wie Spielhagen oder Hevse etwa sie literarisch schilderten. Alles ist in einer
romantischen Weise imitativ. (Quälende Probleme fehlen ganz; alles, auch die Stafiage,
ladet zum Promenieren, zu einem Ferienglück ein. Wie jetzt die Wände bei Hugo
Helbing aussehen, so sah es vor sechzig Jahren in den Bürgerhäusern, in den Kunst-
vereinen und in den Jahresausstellungen aus. Und die Maler ähnelten alle ein wenig der
bärtig bürgerlichen Erscheinung, die Flinschens gezeichnetes Selbstbildnis zeigt. Das ist
dahin, und keiner wird es zurückwünschen. Denn es war eben doch nur amateurhaft -
die Kunstgesinnung und die Lebensgesinnung. Historisch aber ist es interessant; und
künstlerisch sind ein paar lebende Punkte vorhanden. K. Seil.

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