Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

DOI Artikel:
Der Louvre und die großen europäischen Museen
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0223

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nekrologe.

442

441

Mittel, so geringfügig dieselbe ciuch sein sollte, wenig
Hvffnnng vorhanden. Und dvch ist dic Sache, um dic
sich hier handelt, Vvn hervvrragendcr Wichtigkcit siir
dcn Wohlstand dcr Nativn, sür ihre Kunst, siir ihr
biüher unübcrtroffenes Kunstgewerbe. Dic Meister,
welche in den kunstgewerblichen Schulen den Zeichen-
unterricht erteilen, sie ersinden nichts, sie sctzen, was
die großen KUnstlergenics erdacht, nur in die Sprache
dcs Volkes um. Der Wert des höheren Kunstunter-
richts bestimmt den Wert dcs Elemcntarunterrichts.
Ohne Museum kann es jenen nicht geben; sinkt der
4'onvre, so sinkt die sranzösische Kunstindustric. Paris
aus seiner Höhe als künstlerische Hauptstadt der Welt
zu erhalten, dies ist ein Ziel, auf welchcs die Nation
in ihrem eigenen Jntcresse alle Ursnche hat svrgfältig
Bcdacht zn nehmen. —j—.

Nekrologe.

Barthold Sucrmondt ch. Unter den Lcsern der Zeit-
schrist sür bildende Kunst werden sich nur wenige be-
finden, die den Namen des jüngst verstorbenen Barthold
Suermondt nnd desien Thätigkeit auf denr Gebiete der
bildendcn Kunst, speziell der Malerei, nicht gekanut
hätten. Wer mit ihm in persönlichen Bezichnngen
stand, weiß, daß es ein nngewöhnlich begabter und
rastlos thätiger Mann war, der die Kunst um ihrer
selbst willen verehrte und grllndlich studirte. Aus-
übender Künstler ist er nicht gewesen, und nur aus-
nahmsweise hat er im Jnteresse der Kunst zur Feder
gegriffen; aber seit mehr als drei Dezennien hat er
mit nie ermüdetem Eifer Kunstgegenstände studirt und
gesammelt, den größten Teil seiner Gcmälde und Zeich-
nungen dem Berliner Museum zugeführt und später
neugesammelte Bilder dem Aachener Mnseum geschenkt.

B. Suermondt wurde geboren zu Utrecht ani
18. Mai 1818 als ältester Sohn des Herrn U. Suer-
mondt, Direktors der Münze von Holland, der ebcn-
salls ein begeisterter Kunstfreund und Sammlcr war,
namentlich schöne moderne holländische, französische und
englische Gemälde besaß und sich Lfters in Jtalien
aufhielt, wesentlich aus Jntcresse sür die Kunst. Sein
Sohn Barthold besuchte die Schulen seiner Baterstadt
Utrecht bis zu seinem 16. Jahre und war darauf !
zwei Jahre lang Student der Bauakademie in Berlin.
Dann kam er nach Seraing bei Lüttich, wo er in dem
Etablissement von John Cockerill, bei welchem der!
Bater beteiligt war, zuerst Prnktisch arbeitete und hierauf
Privatsekretär dieses hervorragenden Jndustriellen wurde.
Nach dessen Tode im Jahrc 1842 übernahm der da-
mals 24 Jahre alte B. Suermondt, der inzwischen
die Nichte von John Cockerill, die Tochter des Bruders
James Cockerill in Aachen geheiratet, mit dem Herrn
Pastor die Leitung der Werke von Seraing und bildete
die jetzt weltberühmte Aktiengesellschaft John Cockerill.
Er stand der Gesellschaft bis 1847 vor, von welchem
Jahre an er in Aachen, dem Geburtsorte seiner Frau,
seineu dauernden Wohnsitz nahm und von hier ans
das ihm unterstellte Bergwerk Bleybcrg leitete. Außer-
dem verwaltete er die hinterlassenen Güter seines

Schwiegervaters nnd beteiligte sich an dem Kvhlen-
bergwerk des bcnachbarten Wurmreviers, dessen Präsi-
dent er biS zu seinem Tode geblieben ist. Ferner
entwickelte er cine große Thätigkeit an verschiedenen
Unteruehmiiiigen seincr Familie, namentlich dem Ausbau
der Bahuhof-, der Harscampstraße und der benach-
barten Straßen in Aachen. Auch als Mitglied deS
dortigeu Gemeinderats und dcr Anchener Rückver-
sicherungsgesellschaft war-er thätig. tliun kaufte cr im
Jahre 1852 die Gemäldegalerie des verstorbenen
Oberst a. D. von Schepeler, ehemaligen preußischen
Geschäftsträgers in Madrid; die Sanimlung enthiclt
etwa 150 niederländische nud spanische Bilder. Untcr
dcnselbeu besand sich aber eine erhebliche Anzahl zwcifel-
hasten Wertes, so daß sich Suermondt veranlaßt sah,
diese zu beseitigen und in dcn folgenden Jahren die
Sammluug durch hervorragcnde Gemälde zu bereichern.
Dies geschah zuerst auf der Versteigerung der Gemälde
des Barvn Mccklenburg in Paris, später in Brüssel
und Amsterdani, sowie dnrch Ankäufe von Privateu.
Jnzwischen ließ cr in seiner Wohnung eincn Ober-
lichtsaal bauen, in welchcm die Aufstellung der Gemälde
so günstig und verständnisvoll bewirkt wurde, daß sie
sür manchen Nachfolger als Muster gedient hat. Es
konnte nun nicht sehlen, daß nach wenigen Jahren
eine Annäherung zwischen Suermondt und anerkannten
Kcnncrn eingeleitet wurde. Zuersl kam Direktor
Waagen von Berliu wiederholt auf längere Zeit nach
Aachen; ihm solgte Bürger (Thorö); Beide habcn die
Sammlung bcschrieben; spüter kamen Woltmann >),
Mllndler und viele noch lebeude Kenner und Verehrer
der bildenden KUnste aus vieler Hcrren Ländcrn.
Jm Verkehr mit diesen Männern reifte das Urtcit
Suermondts bedeutend. Als echter Kunstfrennd hatte
er die Sanimlung dem Publikum stets zur Besichtigung
offen gelasien. Das war aber eine große Last für den
Besitzer geworden und trug wesentlich zu dem Eut-
schlusse bei, den größten Teil der Galerie mit den in-
zwischen erworbenen Zeichnungcn an das Berliner
Museum zu verkaufen, wodurch letzteres sehr empfind-
liche Lücken an Gemälden der spanischen und nieder-
ländischen Schulen glücklich ausfüllte. Dies geschah
im Jahre 1874. Jn demselben Jahre deckte Suermondt
die entstandene Lücke durch Ankauf einer seinen Aus-
wahl von Zeichnungen auf der Auktivn van dcr
Willigen, zu welchcu im folgendcn Jahre eine zweite
Reihe von der Auktion Galichon sich gesellte. Diese
Blätter wurden mit anderen im Jahre 1879 an
Prestel in Franksurt verkaust. Jnzwischen war auch
wieder die Erwerbung von Gemälden, und zwar haupt-
sächlich alten, in Fluß gekommen.

Jn Aachen hatte sich vor neun Jahren ein Mu-
seumsverein gebildet, welcher in einem städtischen Ge-
bäude sein Ilnterkommcn fand. Dieser Vereiu hatte
kunstindustrielle Objekte teils gekaust, teils geschenkt
erhalten (namentlich auch von B. Suermondt), teils
leihweise Uberlasiene ausgestellt, konnte aber bei der
Beschränktheit seiner Mittel nicht daran denken, Ge-
mälde von erheblichem Wertc zu erwerben. Dem half
nun B. Suermondt ab. Am 5. Oktober 1882 über-
gab cr dem Museumsverein 51 Bilder. und am

1) Lergl. den Artikel Woltmanns in Bd. IX, S. 193
dieser Zeitschrift.
 
Annotationen