Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

DOI Artikel:
Heydemann, Heinrich: Antike Pissmännchen
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0050

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Todesfalle. — Konkurrenzen.

ausdrucksvoll durchgebildet in kleinen Bronzen —
zn den im 7. Hallischen Programm, S. 22, Anm. 81
zusammengestellten Beispielen füge man ein Bronze-
figürchen im Cab. des Medailles zu Paris (No. 3504;
Keule in der Linken auf der Schulter, 0 06 bis 0,07
hoch) und zwei in Arolsen (Gädechens No. 288 und
289) — und auf geschnittenen Steinen (Stephani,
Compte rendu 1869, S. 158, Anm. 8); ihre grosse
Zahl zeugt von der Beliebtheit des Motivs bei Hera-
kles. Die dritte mythologische Person, die in glei-
chem Gebaren auftritt, ist Eros, welcher auf ver-
schiedenen Sarkophagreliefs, die allerlei harmlosen
Lebensübermut unter dem Bilde geflügelter wie
ungeflügelter Eroten zur Anschauung bringen, bald
das Gewand emporzieht, um zu harnen, bald zu
diesem Zwecke nach dem Gliede greift und den
kleinen Bauch vorstreckt. Derartige Darstellungen
sind von mir zusammengestellt im 3. Hallischen
Programm, S. 69, No. 21, wo ich" auch auf die Ver-
wendung dieser Erotenmotive in der Renaissance
noch hingewiesen habe (z. B. an Colleoni's Grabmal
in Bergamo); einzufügen wäre z. B. der Sarkophag
in Rom No. 2755 (Matz-Duhn).

Neben diesen zahlreichen mythologischen Fi-
guren mit dem Pissmotiv, deren Entstehen der
Diadochenzeit zuzuschreiben ist, vermag ich nur ein
Beispiel nachzuweisen, in dem ein Sterblicher zur
Darstellung in dieser Lage verwendet wird — bei
dem "Überwiegen und Hineinspielen des Olymps und
seiner Bewohner in der bellenischen Welt ein ganz
natürliches Verhältnis nnd für das in Rede stehende
Motiv insofern günstig, als mit der Idealität der
Figuren seine Harmlosigkeit zunimmt und selbst bei
einem Silen und einem Herakles jedweden Anstoss
verliert. Im Louvre findet sich die Marmorstatuette
eines kleinen Knaben (M. 0. 86), die einst als Brun-
nenfigur diente: mit beiden Händchen hebt er den
Chiton hoch empor und schickt sich an, ein Be-
dürfnis zu befriedigen; der Kopf ist antik, aber nicht
zugehörig, im übrigen gut erhalten (abg. Bouillon,
Ant. HI, Stat. 18; Clarac 293, 2238). Die niedliche
Figur, deren Original gleichfalls der Diadochenzeit
angehört, entspricht völlig den Pissmännchen, wie
sie nach Jahrhunderten erst in Italien, dann in den
Niederlanden aufkommen und beliebt werden — es
ist eben schon alles dagewesen!

H. HEYDEMANN.

KUNSTLITTERATUR UND KUNSTHANDEL.

— f.— Professor Bürkner in Dresden hat soeben seine
Radirung nach Jan van Eyeks berühmtem Flügelaltar der

Dresdener Galerie beendigt Das Blatt 'wird von der General-
direktion der Königl. Sammlungen, welche das alte Galerie-
werk allmählich zu vervollständigen strebt, herausgegeben
werden. Wir kommen auf diese in der Grösse des Originals
gehaltene Arbeit, welche sowohl wegen des Gegenstandes,
als auch wegen der Treue der Wiedergabe allgemeine Beach-
tung verdient, gelegentlich zurück.

TODESFÄLLE.

Alis Düsseldorf. Am 8. November starb im 78. Lebens-
jahre der Kupferstecher Wilhelm von Abbema, dessen vor-
treffliche Stiche nach Lessingschen, Achenbachschen und
Scheurenschen Landschaften zu dem Besten gehören, was auf
diesem Gebiete, der Wiedergabe von Landschaften in Kupfer-
stich, geleistet worden ist. Von ihm sind sechs der schön-
sten und hervorragendsten Bilder von C. F. Lessing gestochen
worden, sein berühmter „Klosterbrand" (jetzt in der Dres-
dener Gemäldegalerie), dessen „Landschaft mit Staffage aus
dem dreissigjährigen Kriege, Verteidigung eines Kirchhofs"
(in der städtischen Gemäldegalerie zu Düsseldorf) und die
vier älteren herrlichen Waldlandschaften „Verlassenes Jäger-
haus" (1847), „Abendlandschaft" (1847), „Waldbach" (1849),
„Waldlandschaft" (1857). Diese Stiche verschafften W. v.
Abbema seinen Ruf. Hervorragende Arbeiten sind ferner
sein Kupferstich nach Kaspar Scheurens „Landschaft im
rheinischen Charakter", Andreas Achenbachs „Winterland-
schaft mit Leichensteinen", A. Cappelens „Norwegische Land-
schaft" sowie Stiche und Radirungen nach Landschaften von
Lindlar, Decker und Ross. Auch seine grosse Stahlradirung
„Der Dom zu Köln vor dem Wiederbeginne des Fortbaues
im Jahre 1842" ist eine tüchtige Leistung. Wilhelm v. Abbema
wurde 1811 in Krefeld geboren und bildete sich zuerst auf
der Düsseldorfer Kunstakademie (1830—1833) zum Land-
schaftsmaler aus. Als die Erfolge auf diesem Gebiete seinen
Erwartungen nicht entsprachen, widmete er sich ausschliess-
lich der Kupferstichkunst. Die figürlichen Staffagen auf
seinen Stichen rühren meist von andern Kupferstechern her,
so diejenige auf dem Klosterbrand von Ernst Forberg und
die auf der Verteidigung des Kirchhofs von Fritz Werner.

(Köln. Ztg.)

KONKURRENZEN.

x. — Die Verbindung für historische Kunst erlässt ein
Rundschreiben an die deutschen Maler zur Erlangung von
Entwürfen zu einem Gemälde, welches eine würdige Ver-
herrlichung des Kaisers Wilhelm I. darstellt. Der Wunsch
ist besonders darauf gerichtet, ein monumentales Bildnis zu
erlangen, sei es mit, sei es ohne allegorische oder der Wirk-
lichkeit entlehnte Nebenfiguren, welche jedoch keinen zu
breiten Raum in der Darstellung einnehmen dürfen. Die
Entwürfe, in der Höhe von etwa 70 cm, sind bis zum 1. Juni
1S90 an die Kunsthalle in Bremen auf Kosten der Verbin-
dung einzusenden. Vorherige Anmeldung bei dem Geschäfts-
führer der Verbindung, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Jordan
in Berlin C, (Königl. Nationalgalerie) wird erbeten. Die Ver-
bindung beabsichtigt, einen der Entwürfe in grossem Mass-
stabe ausführen zu lassen, weshalb Angaben über die Aus-
führungsweise und Honoraransprüche beizugeben sind. Sollte
jedoch ein Auftrag nicht erteilt werden können, so behält
sich die Verbindung vor, nach Ermessen etwa zwei der vor-
gelegten Entwürfe nach Vereinbarung mit dem Urheber zu
erwerben.
 
Annotationen