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Sammlungen und Ausstellungen.
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in denen Pettenkofens Farbe jene Glut und Sättigung er-
reicht, die fortan seine Werke kennzeichnet. Es sind Sonnen-
bildei im Schwarzspiegel gesehen, gedämpft, aber klar in
den Lichtern und kraftvoll und durchsichtig in den Schatten.
Von diesem seinen eigensten Genre sind eine grosse Anzahl
wahrer Perlen ausgestellt; wir nennen davon die „Badenden
Zigeuner", das „Zigeunerlager", den „Ungarischen Markt",
das „Ungarische Dorf" u. a. Aus der letzten Schaft'enszeit
des Meisters finden wir eine grosse Anzahl trefflicher Kohlen-
zeichnungen, Aquarelle von Jnterieurs, Stillleben, Porträt*
Zeichnungen etc., die alle die ungeschwächte Kraft des freudig
schaffenden Meisters beurkunden. Da eine eingehende
Charakterisirung Pettenkofens als Mensch und Künstler von
berufener Seite demnächst in der Zeitschrift erscheinen
wird, so begnügen wir uns mit dieser kurzen Notirung des
Ausgestellten. — Von II7///. Kray, dessen poesievolle,
silberschimmernde Mondnachtsbilder allenthalben in Er-
innerung sind, haben sich die vorzüglichsten Schöpfungen
dieser Art eingefunden. Ein schwermütig elegischer Hauch
durchzieht die anmutigen Scenerien der Nymphenspiele mit
den schlummernden Sterblichen; es sind Sommernachts-
träume aus dem Kreise der lieblichen, nicht dämonischen
Wassergeister, wie sie uns Böcklin aus der Flut tauchen lägst.
Später erweiterte der Künstler sein Gebiet und brachte ver-
wandte Bilder aus dem Norden „Undine", „Loreley" u. a.; aber
auch in seinen anderweitigen Genrebildern ist es vorwiegend
das feuchte Element, welches er mit schönen Frauengestalten
in Verbindung bringt, so besonders in den Schilderungen des
St. Johannisbades, der Blumenfeste im Golf von Neapel u. a.
Die Ausstellung zeigt Kray von allen seinen guten Seiten und
offenbart sein Können nach den verschiedensten Richtungen.
— Georye Mayer war ein Schüler Haitis und hat von seinem
Meister das kraftvolle Kolorit, die feste Zeichnung und die
ernste Auffassung sich zu eigen gemacht. Er wandte sich
frühzeitig der Bildnismalerei zu und war namentlich in seinen
•Miinnerporträts. die seiner Vortragsweise näher lagen, hoch
geschätzt und viel begehrt. Die Ausstellung hat circa 40
Bilder von seinem Pinsel vereinigt, darunter viele Künstler-
porträts, in denen seine Meisterschaft in lebensvoller Auf-
fassung und fein realistischer Darstellungsweise glänzend do-
kumentirt erscheint. — Und wieder eine Reihe Bilder von
einem Heimgegangenen: Otto von T/iorcn, der allerdings seit
langem sein Atelier in Paris aufgeschlagen hatte. Er war
ein tüchtiger Tiermaler, wie das sein ausgestelltes Bild
„Trennung" wieder glänzend beweist; aber auch in anderem
Genre und selbst im Salonbilde stellte er seinen Meister.
Die „Heimkehr nach der Hochzeit" und „Im Seebad" zeigen
uns den Künstler von wenig gekannten Seiten. — Wir kommen
auf unserem Allerseelenrundgang zu den Landschaften. Mel-
chior FrÜBch, einer der fleissigsten Aussteller auf dem Wiener
Boden, reicht noch in die Altwiener Landschaftsschllle hinein;
Beine lleissig durclnnodellirten, wohlabgerundeten Motive be-
urkunden neben dem tüchtigen Maler auch den vorzüglichen
Zeichner, wenn er auch vielleicht gerade dadurch in der
Stimmung hinter den modernen Koloristen zurückblieb. Un-
gleich wertvoller aber als die ausgestellten Bilder sind seine
Aquarell- und Ölstudien, welche ein ganzes Eckzimmer aus-
fällen. Sie zeigen eine Vertiefung in die Natur und eine
Schönheit der Farbe, wie wir sie kaum hei Holzer oder
UanBch wiederlinden — Wir gedenken noch der schönen
Aquarelle und Stiftzeichnungen Ewalds und A'. Kirchners
und wenden uns jetzt mit einigen Worten zu den „Lebenden".
A's künstlerisch bedeutende Leistung ist hier zunächst Jal.
Wnaya grosses Gemälde „Herodes" zu nennen, ein Jugend-
werk, welches entschiedenes Talent und bereits eine bedeu-
tende Errungenschaft im Technischen bezeugt. Michalehs
Beethovenporträt dürfte nach Dr.Frimmels umfassenden Unter-
suchungen über das Bildnis des Musikheroen das glaub-
würdigste sein, das bisher in Radirung erschienen ist. Ein
prächtiges Blatt ist auch Dobys „Laudon" und nicht minder
fesselt uns die Radiruug von Th. Alphons: „Dachstein."
Von den Landschaften hat Altmeister Seelos nicht weniger
als 42 Aquarelle aus Istrien und Dalmatien ausgestellt, durch-
weg malerische Motive in südlicher Farbenglut. Hausleitltner
und Zctsehe führen uns an den Nordseestrand, Ed. Lichtcn-
fels lieferte ein reizendes Donaumotiv. Krcnn und Alt sind
mit guten Aquarellarchitekturen vertreten, und von unseren
Künstlerinnen sind noch im Porträt Gh. Lehmann und Marie
Müller und in der Landschaft Frau Wiesinyer-Florian und
Ernestinc c. Kirchsberg lohend hier anzureihen.
O Düsseldorf. Wenn ein Künstler von der Qualität
eines Aloys Fellmann (dessen letztes Werk bekanntlich die
Dresdener Galerie erworben hat) sich auf ein neues Gebiet
begiebt, ist ihm allseitiges Interesse, aber auch das strengste
Urteil gewiss. Fellmann hat bei Schulte drei Bildnisse aus-
gestellt: das seiner schönen jungen Frau in Pastell, eine alte
Dame und einen schwarzbärtigen Herrn mit blühendstem
Teint. Der Künstler scheint gegen eine gewisse Weichlich-
keit, die hier in freilich nicht berufenen Kreisen viel Anklang
findet, Front zu machen. Doch hat er sich bei seiner Wen-
dung zu stark gedreht. An Bestimmtheit der Formen fehlt
es nicht, aber die Betonung streift ans Harte. Aus einer
zarten Frauengestalt ift eine hünengestaltige virago geworden.
Die alte Dame zeigt vor steinernen Runzeln und Falten
kaum mehr Fleisch. Dagegen deckt sich die Tendenz des
Künstlers und die Natur des Dargestellten in dem männlichen
Bildnis auf das beste. Die Handhabung der Pastelltechnik
ist meisterhaft. Sicher wird Fellmann sehr bald erkennen,
wie viel er von seiner kernigen Rauheit nachgeben muss,
wenn er die Originale nicht von seinem Atelier verscheuchen
will. — Interessant war Vergleichung und Gegensatz, welche
vier Porträts in kleinen Abmessungen ä la Knaus von E.
Sekwdbe boten. In dem Bilde des jugendlichen Herrn erreicht
der talentvolle Künstler mehr als die Dimension, er kommt
dem Vorbilde an Gestaltungskraft und Reiz der gesunden
Gesichtsfarbe nahe. Der alte Herr würde mehr befriedigen,
wenn man der Technik etwas weniger Mache und Tüftelei
ansähe. Das Bildnis einer jungen Dame (Kniestück) zeigte
sich bei allen Vorzügen nicht von besonderem Reiz Der
Schattenseite fehlt das volle Gleichgewicht mit dem Licht.
Viel Erfolg hatte das Bildnis eines hiesigen Grossindustriellen,
dessen liebenswürdige Persönlichkeit sich in dem Antlitz
spiegelt wie nur bei wenigen Menschen. Aber trotz der
nicht zu leugnenden Ähnlichkeit, die übrigens keine frappi-
rende ist, — man denke nur, wenn man es kennt, an das
Bildnis des Kölner Oberbürgermeisters Becker von Schröder
— ist dem Künstler der gemütvolle und herzlich-humoristische
Ausdruck des Originals entgangen
0. M. Im Berliner Kunstgewerbemuseum ist vor Kurzem
die Gruppe IV der Textilausstellung eröffnet. Dieselbe
umfasst die Stickereien europäischer Arbeit vom Mittelalter
bis zur Neuzeit. Wegen des besonderen Interesses, welches
diese überaus reiche Ausstellung für jegliche Art moderner
Nadelarbeit bietet, ist die Ausstellung mit dreiwöchentlicher
Dauer in die Zeit der Weihnachtsferien gelegt worden. Die
sämtlichen Mädchenschulen, Fortbildungsschulen und Erzieh-
ungsanstalten sind davon in Kenntnis gesetzt. — Die orienta-
lischen Nadelarbeiten, sowie die Leinenstickereien und Spitzen
sämtlicher Länder werden in späteren Gruppen vorgeführt
werden. Zu gleicher Zeit ist auf der oberen Galerie eine Samru-
Sammlungen und Ausstellungen.
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in denen Pettenkofens Farbe jene Glut und Sättigung er-
reicht, die fortan seine Werke kennzeichnet. Es sind Sonnen-
bildei im Schwarzspiegel gesehen, gedämpft, aber klar in
den Lichtern und kraftvoll und durchsichtig in den Schatten.
Von diesem seinen eigensten Genre sind eine grosse Anzahl
wahrer Perlen ausgestellt; wir nennen davon die „Badenden
Zigeuner", das „Zigeunerlager", den „Ungarischen Markt",
das „Ungarische Dorf" u. a. Aus der letzten Schaft'enszeit
des Meisters finden wir eine grosse Anzahl trefflicher Kohlen-
zeichnungen, Aquarelle von Jnterieurs, Stillleben, Porträt*
Zeichnungen etc., die alle die ungeschwächte Kraft des freudig
schaffenden Meisters beurkunden. Da eine eingehende
Charakterisirung Pettenkofens als Mensch und Künstler von
berufener Seite demnächst in der Zeitschrift erscheinen
wird, so begnügen wir uns mit dieser kurzen Notirung des
Ausgestellten. — Von II7///. Kray, dessen poesievolle,
silberschimmernde Mondnachtsbilder allenthalben in Er-
innerung sind, haben sich die vorzüglichsten Schöpfungen
dieser Art eingefunden. Ein schwermütig elegischer Hauch
durchzieht die anmutigen Scenerien der Nymphenspiele mit
den schlummernden Sterblichen; es sind Sommernachts-
träume aus dem Kreise der lieblichen, nicht dämonischen
Wassergeister, wie sie uns Böcklin aus der Flut tauchen lägst.
Später erweiterte der Künstler sein Gebiet und brachte ver-
wandte Bilder aus dem Norden „Undine", „Loreley" u. a.; aber
auch in seinen anderweitigen Genrebildern ist es vorwiegend
das feuchte Element, welches er mit schönen Frauengestalten
in Verbindung bringt, so besonders in den Schilderungen des
St. Johannisbades, der Blumenfeste im Golf von Neapel u. a.
Die Ausstellung zeigt Kray von allen seinen guten Seiten und
offenbart sein Können nach den verschiedensten Richtungen.
— Georye Mayer war ein Schüler Haitis und hat von seinem
Meister das kraftvolle Kolorit, die feste Zeichnung und die
ernste Auffassung sich zu eigen gemacht. Er wandte sich
frühzeitig der Bildnismalerei zu und war namentlich in seinen
•Miinnerporträts. die seiner Vortragsweise näher lagen, hoch
geschätzt und viel begehrt. Die Ausstellung hat circa 40
Bilder von seinem Pinsel vereinigt, darunter viele Künstler-
porträts, in denen seine Meisterschaft in lebensvoller Auf-
fassung und fein realistischer Darstellungsweise glänzend do-
kumentirt erscheint. — Und wieder eine Reihe Bilder von
einem Heimgegangenen: Otto von T/iorcn, der allerdings seit
langem sein Atelier in Paris aufgeschlagen hatte. Er war
ein tüchtiger Tiermaler, wie das sein ausgestelltes Bild
„Trennung" wieder glänzend beweist; aber auch in anderem
Genre und selbst im Salonbilde stellte er seinen Meister.
Die „Heimkehr nach der Hochzeit" und „Im Seebad" zeigen
uns den Künstler von wenig gekannten Seiten. — Wir kommen
auf unserem Allerseelenrundgang zu den Landschaften. Mel-
chior FrÜBch, einer der fleissigsten Aussteller auf dem Wiener
Boden, reicht noch in die Altwiener Landschaftsschllle hinein;
Beine lleissig durclnnodellirten, wohlabgerundeten Motive be-
urkunden neben dem tüchtigen Maler auch den vorzüglichen
Zeichner, wenn er auch vielleicht gerade dadurch in der
Stimmung hinter den modernen Koloristen zurückblieb. Un-
gleich wertvoller aber als die ausgestellten Bilder sind seine
Aquarell- und Ölstudien, welche ein ganzes Eckzimmer aus-
fällen. Sie zeigen eine Vertiefung in die Natur und eine
Schönheit der Farbe, wie wir sie kaum hei Holzer oder
UanBch wiederlinden — Wir gedenken noch der schönen
Aquarelle und Stiftzeichnungen Ewalds und A'. Kirchners
und wenden uns jetzt mit einigen Worten zu den „Lebenden".
A's künstlerisch bedeutende Leistung ist hier zunächst Jal.
Wnaya grosses Gemälde „Herodes" zu nennen, ein Jugend-
werk, welches entschiedenes Talent und bereits eine bedeu-
tende Errungenschaft im Technischen bezeugt. Michalehs
Beethovenporträt dürfte nach Dr.Frimmels umfassenden Unter-
suchungen über das Bildnis des Musikheroen das glaub-
würdigste sein, das bisher in Radirung erschienen ist. Ein
prächtiges Blatt ist auch Dobys „Laudon" und nicht minder
fesselt uns die Radiruug von Th. Alphons: „Dachstein."
Von den Landschaften hat Altmeister Seelos nicht weniger
als 42 Aquarelle aus Istrien und Dalmatien ausgestellt, durch-
weg malerische Motive in südlicher Farbenglut. Hausleitltner
und Zctsehe führen uns an den Nordseestrand, Ed. Lichtcn-
fels lieferte ein reizendes Donaumotiv. Krcnn und Alt sind
mit guten Aquarellarchitekturen vertreten, und von unseren
Künstlerinnen sind noch im Porträt Gh. Lehmann und Marie
Müller und in der Landschaft Frau Wiesinyer-Florian und
Ernestinc c. Kirchsberg lohend hier anzureihen.
O Düsseldorf. Wenn ein Künstler von der Qualität
eines Aloys Fellmann (dessen letztes Werk bekanntlich die
Dresdener Galerie erworben hat) sich auf ein neues Gebiet
begiebt, ist ihm allseitiges Interesse, aber auch das strengste
Urteil gewiss. Fellmann hat bei Schulte drei Bildnisse aus-
gestellt: das seiner schönen jungen Frau in Pastell, eine alte
Dame und einen schwarzbärtigen Herrn mit blühendstem
Teint. Der Künstler scheint gegen eine gewisse Weichlich-
keit, die hier in freilich nicht berufenen Kreisen viel Anklang
findet, Front zu machen. Doch hat er sich bei seiner Wen-
dung zu stark gedreht. An Bestimmtheit der Formen fehlt
es nicht, aber die Betonung streift ans Harte. Aus einer
zarten Frauengestalt ift eine hünengestaltige virago geworden.
Die alte Dame zeigt vor steinernen Runzeln und Falten
kaum mehr Fleisch. Dagegen deckt sich die Tendenz des
Künstlers und die Natur des Dargestellten in dem männlichen
Bildnis auf das beste. Die Handhabung der Pastelltechnik
ist meisterhaft. Sicher wird Fellmann sehr bald erkennen,
wie viel er von seiner kernigen Rauheit nachgeben muss,
wenn er die Originale nicht von seinem Atelier verscheuchen
will. — Interessant war Vergleichung und Gegensatz, welche
vier Porträts in kleinen Abmessungen ä la Knaus von E.
Sekwdbe boten. In dem Bilde des jugendlichen Herrn erreicht
der talentvolle Künstler mehr als die Dimension, er kommt
dem Vorbilde an Gestaltungskraft und Reiz der gesunden
Gesichtsfarbe nahe. Der alte Herr würde mehr befriedigen,
wenn man der Technik etwas weniger Mache und Tüftelei
ansähe. Das Bildnis einer jungen Dame (Kniestück) zeigte
sich bei allen Vorzügen nicht von besonderem Reiz Der
Schattenseite fehlt das volle Gleichgewicht mit dem Licht.
Viel Erfolg hatte das Bildnis eines hiesigen Grossindustriellen,
dessen liebenswürdige Persönlichkeit sich in dem Antlitz
spiegelt wie nur bei wenigen Menschen. Aber trotz der
nicht zu leugnenden Ähnlichkeit, die übrigens keine frappi-
rende ist, — man denke nur, wenn man es kennt, an das
Bildnis des Kölner Oberbürgermeisters Becker von Schröder
— ist dem Künstler der gemütvolle und herzlich-humoristische
Ausdruck des Originals entgangen
0. M. Im Berliner Kunstgewerbemuseum ist vor Kurzem
die Gruppe IV der Textilausstellung eröffnet. Dieselbe
umfasst die Stickereien europäischer Arbeit vom Mittelalter
bis zur Neuzeit. Wegen des besonderen Interesses, welches
diese überaus reiche Ausstellung für jegliche Art moderner
Nadelarbeit bietet, ist die Ausstellung mit dreiwöchentlicher
Dauer in die Zeit der Weihnachtsferien gelegt worden. Die
sämtlichen Mädchenschulen, Fortbildungsschulen und Erzieh-
ungsanstalten sind davon in Kenntnis gesetzt. — Die orienta-
lischen Nadelarbeiten, sowie die Leinenstickereien und Spitzen
sämtlicher Länder werden in späteren Gruppen vorgeführt
werden. Zu gleicher Zeit ist auf der oberen Galerie eine Samru-