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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0113

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213 Bücherschau. — Ausgrabungen und Funde. — Vereine und Gesellschaften. — Sammlungen und Ausstellungen. 214

beim Lesen der kurz angebundenen, feurig und kühn
vordringenden Sätze, als sei es ein Bekannter, den
die Zeitschrift erst vor kurzem für ihre Sache warb.
Jedenfalls begrüssen wir in ihm einen echten Patrio-
ten, der von weit ausschauendem Standpunkt aus
für die höchsten Güter unseres Volkes kämpft.

BÜCHERSCHAU.

— n. Der Allgemeine Kunstaitsstellungskalender von
■Gebr. Wetseh in München, Schützenstr. 5, ist erschienen. Er
enthält eine Übersichtskarte sämtlicher Ausstellungsorte, ein
Kalendarium mit Daten der Eröffnungen und Schliessungen
sowie der Einlieferungstermine; ferner allgemeine Regeln
hei Beschickung von Ausstellungen, genaue Angaben über
die periodischen, cyklischen und permanenten Ausstellungen,
endlich eine statistische Tabelle über die Gründung, Mit-
gliederzahl und Thätigkeit der Kunstvereine.

* Unter dem Titel „ Wien vor 150 Jahren" giebt die Ver-
lagshandlung von Lehmann uud Wentzel in Wien eine Licht-
druckpublikation heraus, welche als Gegenstück oder als ge-
schichtliche Grundlage zu den bekannten Werken desselben
Verlags über die Wiener Neubauten zu betrachten ist und
in architektonischen wie in wissenschaftlichen Kreisen gewiss
Interesse erregen wird. Ist in der letzteren Publikation das
neue Wien der jüngstverflossenen Decennien dargestellt, so
soll uns in dem vorliegenden Werke das alte Wien gezeigt
werden, wie es zur Zeit Fischers von Erlach bestand und
grösstenteils im prächtigsten Barockstil neu geschaffen wurde.
Die Hauptbauten des genannten Meisters werden fast sämt-
lich der Publikation erscheinen, besonders ausführlich die Hof-
bibliothek, dann die sogen. Reichskanzlei, das Projekt für
die Hofburgfassade gegen den Michaelerplatz, das Palais
Trautson, die Peterskirche u. s. w. Den Lichtdrucken liegen
die Kupfer der bekannten Kleinerschen Werke und andere
gleichzeitige Stiche zu Grunde. — Das Werk erscheint in
15 Heften zu je 10 Tafeln. Jede Lieferung kostet 3 Fl. ö. W.

In New-York erscheint seit Dezember 1880 ein neues
wöchentliches Kunstblatt unter dem Titel: The Studio. Der
Preis einer Nummer ist 5 Cents (20 Pf.).

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

„*„, Über eine angebliche Auffindung des Grabes der
Kleopatra haben englische Zeitungen Nachrichten verbreitet,
welche mit Vorsicht aufzunehmen sind. Es heisst in diesen
Meldungen, dass ein Grieche einen steinernen Sarkophag
mit einem weiblichen Skelett bei Grabungen in seinem
Garten in Alexandrien gefunden hat und dass die Relief-
darstellungen an den Flächen des Sarkophags sowie der an
dem Skelett gefundene Goldschmuck es wahrscheinlich
machten, dass hier wirklich das Grab der Kleopatra entdeckt
worden sei. Diesen Vermutungen stellt ein Artikel der
Berliner „Post" die Berichte des Plutarch gegenüber, welche
mit dem Fundbestande in vollem Widerspruche stehen.
Nach Plutarch im Leben des Antonius hatte sich Kleopatra
bei Lebzeiten einen grossen, wie es scheint, mindestens
zweistöckigen Grabbau herrichten lassen. Es heisst dort:
Als Antonius misstrauisch wurde, ob sie nicht des jungen
Caesar Unternehmungen begünstigt«, „liess sie in das
von ihr aufgeführte Begräbnis und Denkmal, welches ein
Gebäude von ausserordentlicher Schönheit und Höhe war
und gleich neben dem Tempel der Isis stand, die kost-
barsten Güter des königlichen Schatzes an Gold, Silber,

Smaragden, Perlen, Ebenholz, Elfenbein und Zimmet und
zuletzt eine Menge Fackeln und Werg zusammentragen, so
dass Caesar (Octavianus), der befürchtete, sie möchte, wenn
man sie zur Verzweiflung brächte, alle Kostbarkeiten ver-
brennen, von Zeit zu Zeit Leute an sie abschickte, die sie
mit angenehmen Hoffnungen hinhalten mussten, während
er selbst eiligst gegen die Stadt rückte." Als nun nach
anfänglich günstigen Erfolgen des Antonius Sache immer
schlechter wurde und seine Soldaten massenweise zu
Octavian übergingen, nahm Kleopatra ihre Zuflucht in
jenes Grabmal, welches demnach auch bewohnbare Ge-
mächer, die wahrscheinlich später dem Todtenkultus dienen
sollten, enthielt, und liess die Fallthür nieder, die mit
Riegeln und Schlössern fest verwahrt wurde. Dort spielte
sich der Schluss der ganzen Tragödie ab. Antonius macht
einen Selbstmordversuch, wird aber noch lebend von
Kleopatra und zwei treuen Dienerinnen in dies Grabmal
hinaufgewunden und stirbt dort. Octavian sucht, ihn wo-
möglich lebendig in seine Gewalt zu bekommen, und es
gelingt ihm wenigstens, dass einige seiner Getreuen in den
Grabbau eindringen und Kleopatra zunächst am Selbst-
morde hindern. Mehrere Könige und Feldherren baten
dann darum, den Antonius beerdigen zu dürfen; allein
Cäsar wollte der Kleopatra den Leichnam nicht nehmen
lassen, welcher denn auch von ihren Händen mit könig-
licher Pracht beigesetzt wurde, da sie Erlaubnis erhielt,
alles, was sie wollte, dazu zu gebrauchen. Nun ist wohl
vorauszusetzen, dass diese Beisetzung eben in dem von ihr
erbauten Prachtgrabe stattgefunden hat. Ihr Tod ist be-
kannt; was sie aber noch unmittelbar vor demselben sich
von Caesar brieflich erfleht hatte, dass sie neben Antonius
begraben würde, das wurde ihr auch gewährt. „Obwohl
nun Caesar", so erzählt Plutarch „über den Tod dieser Frau
sehr ungehalten war, konnte er doch nicht umhin, ihren
Edelmut zu bewundern, und liess ihren Leichnam neben
dem des Antonius mit königlicher Pracht beisetzen. Auch
erhielten die beiden Kammerfrauen auf seinen Befehl ein
ehrenvolles Begräbnis." Aus difesem unverdächtigen Be-
richte ist mindestens das eine klar, dass der Sarkophag der
Kleopatra nicht allein gefunden werden kann, sondern,
dass zugleich der des Antonius mitentdeckt werden muss.
Wenn aber beide in dem von Kleopatra erbauten, mehr-
stöckigen Grabbau beigesetzt wurden, so müsste eine ganze
Grabanlage und nicht ein vereinzelter Sarkophag gefunden
werden.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

= tt. Heidelberg. Der hiesige Kunstverein hat am
10. Januar seine Jahresversammlung abgehalten. Die Zahl
der Mitglieder hat um elf zugenommen und ebenso war die
Anzahl der im letzten Jahre ausgestellten Gemälde, Zeich-
nungen etc. grösser, als je zuvor. Durch den Verein selbst
und durch Private wurden Gemälde für im ganzen 7545 Mark
angekauft.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. Die Schidtesche Kunstausstellung in Berlin hat
den dortigen Kunstfreunden wiederum die erste Bekannt-
schaft mit einem vielversprechenden jungen Landschaftsmaler
vermittelt, dem Düsseldorfer Fr. Schwinge, einem Schüler
Dückers. In 38 Aquarellen, deren Motive sämtlich der Insel
Rügen, den Küstengegenden und dem Innern, entnommen
sind, entfaltet der Künstler eine grosse Sicherheit und Kraft
der malerischen Darstellung, welche sich nicht mit skizzen


 
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