353
Vom Leipziger Museum.
354
wahre Charakteristik wie unmittelbare Auffassung
des Tierlebens sich auszeichnendes Bild, das in dem
bedeutenden Künstler auch den leidenschaftlichen
Weidmann verrät; ferner aus eben demselben Focke-
schen Legat wie Uhde's Bild Anton v. Werners
Aquarell „Der rote Prinz", ein Motiv, in dem der
Künstler eine Scene aus dem Berliner Schloss schil-
dert, wie Kaiser Wilhelm Cercle abhält, auf den
Prinz Friedrich Karl in der roten Uniform seines
Husarenregiments zuschreitet. Andreas Achenbachs
„Leuchtturm bei Ostende", ein grossartiges, kolori-
stisch effektvolles Seestück aus des Künstlers bester
Zeit (1862), hat sich allgemeinerer Anerkennung und
Bewunderung zu erfreuen gehabt, und man darf es
ohne Scheu aussprechen, dass das Leipziger Museum
mit dem genannten Bilde nicht nur eines der be-
deutendsten Bilder Achenbachs, sondern überhaupt
der ganzen modernen Marinemalerei erworben hat.
Von den weiteren Erwerbungen des Rates sind
schliesslich hier noch zu nennen: drei Aquarellstudien
„Ansicht der Akropolis von Athen", „Inneres eines
arabischen Hauses in Kairo" und „Heilige Grabes-
kirche in Jerusalem" von unserem greisen Leipziger
Meister Karl Werner (diese Ankäufe aus den Mitteln
der „Stiftung für die Stadt Leipzig", s. u.), sowie
aus den Zinsen der Petschke-Stiftung ein Gemälde
des Münchener Heinrich Zügel (erworben auf der
Versteigerung der Salm-Reifferscheidtschen Gemälde-
sammlung in München).
Nicht minder ergebnisvoll war die Wirksamkeit
des Leipziger Kunstvereins, der nach seinen jetzigen
Satzungen nach Abzug sämtlicher Unkosten zwei
Drittteile seiner Einnahmen zum Ankauf von fertigen
oder zur Bezahlung von bestellten Kunstwerken für
das städtische Museum verwendet. Auch hier waren
es wieder zum Teil Vermächtnisse kunstsinniger
Leipziger Bürger, welche das Mass der vom Kunst-
verein ermöglichten Ankäufe bestimmten. So wurde
aus dem Vermächtnis Dominik Grassi's das be-
kannte Bild Arnold Böcklins „Toteninsel" für
18000 Mark erworben, ein durch seine eigentüm-
lich poetische Auffassung wie durch Tiefe und
Leuchtkraft der Farben sich auszeichnendes Werk
des Meisters, eine originelle Verkörperung der Idee
des Todes, die ohne jede allegorische Anspielungen
sich lediglich auf Elemente beschränkt, welche die
Landschaft darbietet. Von allen Landschaftsbildern
Böcklins ist die „Toteninsel" jedenfalls das reifste
und mit der grössten Virtuosität ausgeführte. Das
Bild hat viel Aufsehen gemacht und der Künstler
hat sich veranlasst gesehen, es mehrere Male-zu
wiederholen; das angeblich ältere Exemplar befindet
sich in Privatbesitz in Worms, das jüngere im Leip-
ziger Museum, ein drittes ebenfalls in Privatbesitz,
irren wir nicht, in Frankfurt a. M. — Aus dem
künstlerischen Nachlasse Karl Spitzwegs gelang es,
ein prächtiges Gemälde „Zwei Mädchen auf der Alm"
zu erwerben, eine stimmungsvolle, koloristisch be-
deutende Landschaft. Auf der bereits erwähnten
Versteigerung der Gräflich Salm-Reifferscheidtschen
Gemäldesammlung im Sommer 1888 in München wur-
den drei Bilder angekauft: ein Seestück „Sturmbewegte
See" des verstorbenen Berliner Genre- und Marine-
malers Charles Hoguet (aus dem Vermächtnis des
Herrn Aron Meyer), ein Tierstück „Stier und Rabe",
von dem trefflichen Friedrich Voltz, sowie endlich
eine „Norwegische Küste", von Hans Gude. Mehrere
Aquarelle lieferten die vom Kunstverein veranstal-
teten Sonderausstellungen: von Hermann Krabbes
eine prächtige Landschaft „Aus Villa d'Este in Ti-
voli", sowie ein nicht minder bedeutendes Architektur-
stück, „Innenansicht von San Marco in Venedig", von
dem Leipziger Architekten Karl Weichardt eine mit
peinlichster Sorgfalt und feiner künstlerischer Beob-
achtung aller architektonischen Einzelheiten ausge-
führte Darstellung des Konstantinsbogens in Rom,
endlich drei Aquarellstudien des vorzugsweise als
Illustrator bekannten und geschätzten verstorbenen
Ludwig Burger.
Mit besonderer Genugthuung dürfen wir hier
noch der „Stiftung für die Stadt Leipzig" („Rhode"-
Stiftung) gedenken, deren Verwaltungskomitee fort-
laufend dem Museum sein wohlwollendes Interesse
zuwendet. Ausser den genannten drei Aquarellen
von Karl Werner, welche aus den Mitteln der Stif-
tung gekauft wurden, ausser einem zum Ankauf von
Achenbachs grossem Seestück beigesteuerten nam-
haften Beitrag, ist ein lebenswahres Bildnis Hermann
Theobald Petschke's von der Hand des Leipziger
Akademiedirektors Ludwig Nieper zu nennen, das
auf Verfügung des Rates in einem ganz besonderen,
der Geschichte Leipzigs und dem Andenken der um
die Entwickelung des Gemeinwesens verdienten
Männer geweihten Räume aufgestellt worden ist.
Es ist das die „Gedächtnishalle von Wohlthätern
Leipzigs", die in der südlichen Loggia des Mittel-
baues errichtet, von der Rhode-Stiftung ins Leben
gerufen und mit Genehmigung des Rates bis auf
weiteres im Museum ihre Stätte haben wird. Zur
Zeit befinden sich in dieser Sammlung, welche in
das Eigentum der Stadtgemeinde übergegangen ist,
ein vom Rate überwiesenes Bildnis Schletters von
Vom Leipziger Museum.
354
wahre Charakteristik wie unmittelbare Auffassung
des Tierlebens sich auszeichnendes Bild, das in dem
bedeutenden Künstler auch den leidenschaftlichen
Weidmann verrät; ferner aus eben demselben Focke-
schen Legat wie Uhde's Bild Anton v. Werners
Aquarell „Der rote Prinz", ein Motiv, in dem der
Künstler eine Scene aus dem Berliner Schloss schil-
dert, wie Kaiser Wilhelm Cercle abhält, auf den
Prinz Friedrich Karl in der roten Uniform seines
Husarenregiments zuschreitet. Andreas Achenbachs
„Leuchtturm bei Ostende", ein grossartiges, kolori-
stisch effektvolles Seestück aus des Künstlers bester
Zeit (1862), hat sich allgemeinerer Anerkennung und
Bewunderung zu erfreuen gehabt, und man darf es
ohne Scheu aussprechen, dass das Leipziger Museum
mit dem genannten Bilde nicht nur eines der be-
deutendsten Bilder Achenbachs, sondern überhaupt
der ganzen modernen Marinemalerei erworben hat.
Von den weiteren Erwerbungen des Rates sind
schliesslich hier noch zu nennen: drei Aquarellstudien
„Ansicht der Akropolis von Athen", „Inneres eines
arabischen Hauses in Kairo" und „Heilige Grabes-
kirche in Jerusalem" von unserem greisen Leipziger
Meister Karl Werner (diese Ankäufe aus den Mitteln
der „Stiftung für die Stadt Leipzig", s. u.), sowie
aus den Zinsen der Petschke-Stiftung ein Gemälde
des Münchener Heinrich Zügel (erworben auf der
Versteigerung der Salm-Reifferscheidtschen Gemälde-
sammlung in München).
Nicht minder ergebnisvoll war die Wirksamkeit
des Leipziger Kunstvereins, der nach seinen jetzigen
Satzungen nach Abzug sämtlicher Unkosten zwei
Drittteile seiner Einnahmen zum Ankauf von fertigen
oder zur Bezahlung von bestellten Kunstwerken für
das städtische Museum verwendet. Auch hier waren
es wieder zum Teil Vermächtnisse kunstsinniger
Leipziger Bürger, welche das Mass der vom Kunst-
verein ermöglichten Ankäufe bestimmten. So wurde
aus dem Vermächtnis Dominik Grassi's das be-
kannte Bild Arnold Böcklins „Toteninsel" für
18000 Mark erworben, ein durch seine eigentüm-
lich poetische Auffassung wie durch Tiefe und
Leuchtkraft der Farben sich auszeichnendes Werk
des Meisters, eine originelle Verkörperung der Idee
des Todes, die ohne jede allegorische Anspielungen
sich lediglich auf Elemente beschränkt, welche die
Landschaft darbietet. Von allen Landschaftsbildern
Böcklins ist die „Toteninsel" jedenfalls das reifste
und mit der grössten Virtuosität ausgeführte. Das
Bild hat viel Aufsehen gemacht und der Künstler
hat sich veranlasst gesehen, es mehrere Male-zu
wiederholen; das angeblich ältere Exemplar befindet
sich in Privatbesitz in Worms, das jüngere im Leip-
ziger Museum, ein drittes ebenfalls in Privatbesitz,
irren wir nicht, in Frankfurt a. M. — Aus dem
künstlerischen Nachlasse Karl Spitzwegs gelang es,
ein prächtiges Gemälde „Zwei Mädchen auf der Alm"
zu erwerben, eine stimmungsvolle, koloristisch be-
deutende Landschaft. Auf der bereits erwähnten
Versteigerung der Gräflich Salm-Reifferscheidtschen
Gemäldesammlung im Sommer 1888 in München wur-
den drei Bilder angekauft: ein Seestück „Sturmbewegte
See" des verstorbenen Berliner Genre- und Marine-
malers Charles Hoguet (aus dem Vermächtnis des
Herrn Aron Meyer), ein Tierstück „Stier und Rabe",
von dem trefflichen Friedrich Voltz, sowie endlich
eine „Norwegische Küste", von Hans Gude. Mehrere
Aquarelle lieferten die vom Kunstverein veranstal-
teten Sonderausstellungen: von Hermann Krabbes
eine prächtige Landschaft „Aus Villa d'Este in Ti-
voli", sowie ein nicht minder bedeutendes Architektur-
stück, „Innenansicht von San Marco in Venedig", von
dem Leipziger Architekten Karl Weichardt eine mit
peinlichster Sorgfalt und feiner künstlerischer Beob-
achtung aller architektonischen Einzelheiten ausge-
führte Darstellung des Konstantinsbogens in Rom,
endlich drei Aquarellstudien des vorzugsweise als
Illustrator bekannten und geschätzten verstorbenen
Ludwig Burger.
Mit besonderer Genugthuung dürfen wir hier
noch der „Stiftung für die Stadt Leipzig" („Rhode"-
Stiftung) gedenken, deren Verwaltungskomitee fort-
laufend dem Museum sein wohlwollendes Interesse
zuwendet. Ausser den genannten drei Aquarellen
von Karl Werner, welche aus den Mitteln der Stif-
tung gekauft wurden, ausser einem zum Ankauf von
Achenbachs grossem Seestück beigesteuerten nam-
haften Beitrag, ist ein lebenswahres Bildnis Hermann
Theobald Petschke's von der Hand des Leipziger
Akademiedirektors Ludwig Nieper zu nennen, das
auf Verfügung des Rates in einem ganz besonderen,
der Geschichte Leipzigs und dem Andenken der um
die Entwickelung des Gemeinwesens verdienten
Männer geweihten Räume aufgestellt worden ist.
Es ist das die „Gedächtnishalle von Wohlthätern
Leipzigs", die in der südlichen Loggia des Mittel-
baues errichtet, von der Rhode-Stiftung ins Leben
gerufen und mit Genehmigung des Rates bis auf
weiteres im Museum ihre Stätte haben wird. Zur
Zeit befinden sich in dieser Sammlung, welche in
das Eigentum der Stadtgemeinde übergegangen ist,
ein vom Rate überwiesenes Bildnis Schletters von