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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0199

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385 Todesfälle. — Kunsthistorisehes — Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. 3gfj

Geschichtsfreund mit Vergnügen folgen wird. Das Werk
soll in 11 Lieferungen mit 650 Abbildungen — abgesehen
von zahlreichen Waffenschmiedemarken — vollständig werden.

TODESFÄLLE.

x. — Der Kunstsammler Spitzer in Paris, dessen Samm-
lungen auf mehrere Millionen Francs gesehätzt werden, ist
gestorben.

KUNSTHISTORISCHES.

Albreckt Altdorfer. Eine interessante Zeichnung von dem
Regensburger Meister gelang es im Münchner Kupfer-
stichkabinet aufzufinden. Sie stellt die Beweinung des
Leichnams Christi durch Johannes und zwei hl. Frauen vor.
Rechts oben ist sie gezeichnet mit dem bekannten Mono-
gramm des Künstlers und der Jahreszahl 1512 (ä rebours).
Nun ist aber das Interessante daran, dass sie auf ein Holz-
täfelchen mit der Feder /.um Zwecke des Holzschnittes ge-
zeichnet ist und dass der Holzschnitt an einigen von einan-
der getrennten Stellen bereits ausgeführt ist: so sind zum
Beispiel die Beine Christi geschnitten, ferner ein Teil des
rechten Armes desselben. Warum die Sache liegen geblieben
ist, entzieht sich unsrer Kenntnis; die Komposition kommt
in gleicher Weise überhaupt nicht in Altdorfers Holzschnitten
vor. Auf der Rückseite der Platte sind flüchtige Studien,
ebenfalls von Altdorfer, sichtbar. Dieses Täfelchen ergänzt
die Altdorferzeichnungen unseres Kabinetes in willkommener
Weise, denn der Künstler ist darin nicht so vertreten, wie er
sollte; unzweifelhaft von ihm ist meiner Ansicht nur die
Zeichnung mit dem Martyrium der hl. Katharina. Dagegen
trägt der Christus am Kreuze wahrscheinlich mit Unrecht
den herkömmlichen Namen Altdorfer; vermutlich gab die
überaus feine Behandlung, wie Altdorfer sie liebt, den An-
stoss zu der Benennung, jedoch ist so vieles darin (z. B. der
schiefe Mund Christi, die Bildung der Tuchfalten etc.) dem
Hans Baidung Grien verwandt, dass sie eher von diesem
herrühren könnte. Auch die Maria mit dem Kinde, die das
Datum 1511 trägt, scheint mir nicht ausser allem Zweifel.
Es ist ja richtig, dass ihre Verwandtschaft zur Holzschnitts-
madonna B. 63, die ebenfalls von 1511 ist, stark hervortritt,
besonders auch in der Gewandbildung; in der Gewandbildung
steht sie auch der Kupferstichmadonna von 1507 (B. 15) sehr
nahe; nicht minder bietet die undatirte Madonna B. 17
grosse Analogien, doch lässt sich dies vielleicht auch durch
die allgemeine Schulrichtung erklären. Jedenfalls ist die
Zeichnung, besonders des Kindes und der Hände Maria, auf
unserni Blatte so ungeschickt und zwitterig, dass man so-
wohl bei dem genannten Holzschnittplättehen als der An-
betung der Hirten in der Staatsbibliothek, welche beide
Zeichnungen doch nur ein Jahr später fallen, einen grossen
Unterschied gewahrt. Die Formen sind bei den letztern
schärfer und mannigfaltiger ausgedrückt. So hat vielleicht
auch der zuerst von uns in seinen Zeichnungen gewürdigte
Wolf Huber Anspruch auf das Blatt. Da alle genann-
ten Blätter mit Ausnahme der Holzschnittzeichnung
in meinem Handzeichnungswerke reproduzirt sind, so
kann sich der geneigte Leser ein Urteil leicht selber
bilden. Dem Georg Lemberger, den ich vor kurzem
in diesem Blatte behandelt, möchte ich, soweit ich die Sache
bis jetzt überblicken kann, unsere Madonna nicht zuschreiben;
auf diesen Künstler komme ich wohl zurück, da ich noch
weitere Holzschnitte von ihm und ein Gemälde (Schleiss-
heim, Marter des hl. Quirin, No. 107) gefunden habe, welch
letzteres viele Verwandtschaft mit seiner Manier aufweist.

Vielleicht gelingt es auch, den Bruder Albrechts Erhard Alt-
dorfer einmal genauer zu fixiren. Vorläufig möchte ich
ihm den ungeschickten Kupferstich Frau mit Wappenschild
(B. VI., 410) zuschreiben. Dass derselbe die Initialen E A
(mit der Jahreszahl 1506) trägt, beweist ja allerdings wenig,
doch finde ich bei ihm mit den frühesten Kupferstichen Al-
brechts eine solche Analogie, dass sich mir jene Vermutung
lebhaft aufdrängt. WILH. SCHMIDT.

KONKURRENZEN.

— Bei der Preisbewerbung um das schlesische Kaiser
"Wilhelm-Denkmal in Breslau (Kostensumme 450000 M.) er-
hielten unter 40 Bewerbern den ersten Preis: Bildhauer
Christian Behrens in Breslau und Baudirektor Hugo Lieht
in Leipzig für einen gemeinschaftlichen Entwurf; den zweiten
Preis: Fritz Sehaper in Berlin; den dritten Preis: a) Otto
Lang in München, b) Hilgcrs in Charlottenburg, c) Werner
Stein und Architekt Hans Enger in Leipzig.

* Dombaumeister Baron Fr. Schmidt in Wien hat bei
dem Wettbewerb um die Herz Jesu-Kirche am Ilohenstaufen-
ring in Köln den ersten Preis davongetragen. Der berühmte
Meister hat bei der Lösung seiner Aufgabe aufs glücklichste
den gegebenen Verhältnissen sich anzupassen gewusst und
eine Pfarrkirche geplant, welche bei aller Einfachheit den
vollen Zauber des gotischen Stils zur Entfaltung bringt.
Das Langhaus ist als Hallenkirche, der Chor in basilikaler
Höhenentwickelung gedacht. An der Fassade erhebt sich ein
Turm von ähnlich massvollcr und feiner Gliederung, wie sie
der Turm der Weissgärbcrkirche in Wien zeigt.

— Unter den von dem Reale Istituto Lombardo di
scienze e lettere für die nächste Zeit ausgeschriebenen Preis-
aufgaben befindet sich eine Geschichte des Thebens und der
Werke des Leonardo da Vinci. Der Preis Tommasoni für die
beste über dies Thema bis zum 1. Mai 1891 eingelieferte Ar-
beit beträgt 5000 Lire.

PERSONALNACHRICHTEN.

„.% D. W. von Seüllitz, vortragender Rat bei der General-
direktion der kgl. sächsischen Sammlungen für Kunst und
Wissenschaft in Dresden, hat den Charakter und Rang als
Oberregierungsrat erhalten.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

* Die ostasiatische Sammlung des Grafen Karl Lancko-
ronski nebst einer wertvollen Kollektion von Bildern und
Studien des Landschaftsmalers L. H. Fischer, welcher kürz-
lich den fernen Orient in Begleitung des Grafen Lancko-
ronski bereiste und ihm bei der Erwerbung seiner Schätze
zur Seite stand, sind gegenwärtig in drei Sälen des Wiener
Handelsmuseums öffentlich ausgestellt. Sowohl der seltene
Reichtum als auch die ungemein geschmackvolle und lehr-
reiche Aufstellung der Objekte machen den Besuch dieser
Ausstellung zu einem höchst lohnenden. Am glänzendsten
sind die japanische Kunst und Kunstindustrie vertreten,
welche den grossen Hauptsaal füllen, und da ziehen vor-
nehmlich die alten und modernen Bilder (Kakemonos) den
Blick an. Einzelne Tierstücke, Fische, Vögel u. a. machen
den Eindruck von Monientphotographien. An der Schmal-
wand des Saales ist ein buddhistischer Tempel mit seinem
ganzen Kultusgerät aufgebaut. Die Langwände mit ihren
Pfeilern und Kästen bieten Waffen, Gewänder, Bronzen, ke-
ramische Gegenstände jeder Art. Der Mittelsaal ist mit den
reizenden Erzeugnissen des indischen Kunstgewerbes gefüllt
 
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