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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0200

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Sammlungen und Ausstellungen. — Neue Denkmäler. — Vermischte Nachrichten.

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und enthält zugleich die obenerwähnten Fischerschen Bilder
und Studien, über welche ein besonderer Katalog nähere Aus-
kunft giebt.

A. R. Das figurcnreiehe Gemälde des schottischen Malers
W. E. Lockhart, welches, im Auftrage der Königin Victoria
von Grossbritannien und Irland gemalt, die Feier ihres 50-
jäiirigen Regierungsjubiläums in der Westminsterabtei zu
London am 20. Juni 1887 darstellt, war während zweier Tage
im Künstlerverein zu Berlin zu sehen, hat aber nur wenig
den rege gewordenen Erwartungen entsprochen. Es ist ein
steifes, ziemlich langweiliges Ceremonienbild, dem weder durch
eine besonders feine Beleuchtung noch durch die malerische
Behandlung eine höhere künstlerische Bedeutung verliehen
worden ist. Das Kolorit ist flau und bunt, die Charakteristik
der Figuren — es sollen etwa 250 Porträts sein — geht
nicht über oberflächliche Andeutungen hinaus, und der Ge-
samteindruck ist keineswegs so ergreifend, dass der Beschauer
eine Empfindung von der Bedeutung der Feierlichkeit ge-
winnt. Englische Zeitungen haben gemeldet, dass der Künst-
ler dafür ein Honorar von 6000 Pfd. (= 120 000 M.) erhalten
haben soll.

pp. Aus Bremen. Ein neues Panorama hat sich inner-
hall) der Nord westdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung
in Bremen aufgethan und zwar bietet sich dem Besucher in
diesem Rundgemälde die Einfahrt eines Lloyddampfers in
den Hafen von Newyork. Der massiv errichtete Bau in den
Bahnhofsanlagen deutet auf eine längere Dauer und spätere
Auswechselung mit anderen Panoramen hin. Die eigenartige
Idee, welche dem Panorama zu Grunde liegt, fand eine
glückliche Lösung durch den Maler Hans Petersen aus
München, welcher zuvor eingehende Studien an Bord eines
Lloyddampfers und an den Gestaden des Hafens machte.
Die getreueste Wiedergabe aller bei der Einfahrt hervor-
tretenden Scenerien, die beiden Ufer und das von Schiften
durchfurchte Wasser, welches die Freiheitsstatue umflutet,
ist vortrefflich gelungen. Der Übergang von dem plastischen
Hinterdeck des Dampfers zu dem auf der Leinwand gemalten
Vorderteil desselben ist mit Geschick gelöst, die Täuschung
vollkommen gelungen. Der Aufstieg zu dem Hinterdeck mit
seinem Sonnenzelte erfolgt durch den unvermeidlichen dunk-
leren Vorraum und einen im Rokokostile eingerichteten Salon.

A. R. In der Berliner Nalionalgalerie ist eine Ausstellung
der Radirunyen Bernhard Mannfelds veranstaltet worden, die
einen interessanten Überblick über den Entwicklungsgang
und das gesamte Schaffen des fleissigen, unablässig vorwärts
strebenden Künstlers gewährt. Der mit aussergewöhnlichem
Luxus ausgestattete, von der R. Wagnerschen Kunsthandlung
verlegte Katalog, welcher 157 Originalradirungen, 28 Blätter
nach Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen anderer
Künstler und 50 Feder-, Blei-, Tuschzeichnungen und Aqua-
relle, zumeist Vorstudien und Vorlagen für Radirungen, auf-
zählt, enthält zugleich ein von Prof. Dr. von Donop verfass-
tes Lebensbild des Künstlers und eine sehr dankenswerte,
eingehende Darstellung der von Mannfeld geübten Radir-
technik und seines Verfahrens bei der Zurichtung und beim
Druck der Kupferplatte. Als Mannfeld im Jahre 1867 seine
ersten Radirversuche machte, war diese Technik in Deutsch-
land so gut wie völlig vergessen. Ohne fremde Anleitung
tastete er langsam vorwärts, und erst nach langem Ringen
mit dem spröden Material gelang es ihm, jene künstlerische
Reife, jene Kraft des malerischen Ausdrucks und jene volle
Beherrschung aller technischen Mittel zu erreichen, die ins-
besondere seine letzten grossen Blätter, die Marienburg von
der Nogatseite, den Langen Markt zu Danzig, den Dom zu
Limburg an der Lahn, das Schloss zu Merseburg, den West-

chor des Domes zu Erfurt, das Münster zu Aachen und den
Blick auf Dresden (in den Jahren 1885—1889 entstanden)
auszeichnen. Wie wir den Mitteilungen von Donops ent-
nehmen, sind auf Mannfekls künstlerische Entwicklung von
entscheidendem Einfluss die 1881 in der Nationalgalerie veran-
staltete Ausstellung von französischen und englischen Maler-
radirungen und ein Besuch der graphischen Ausstellung in
Wien (1883) gewesen, wo er die radirten Architekturen und
Landschaften des Schweden Axel Haig kennen lernte. Ein
künstlerisch oder geschichtlich bedeutungsvolles Denkmal
der Architektur, insbesondere der gotischen, in landschaft-
licher Umgebung mit starker Betonung eines Stimmungsmo-
ments ist auch der liebste Vorwurf Mannfelds, der ursprüng-
lich das Zimmerhandwerk erlernt, sich aber später auf der
Baugcwerkschule in Dresden zum Architekten ausgebildet hat.
Einen Teil seiner Jugendzeit hat er in Meissen verlebt, wohin
er auch später noch häufig zurückkehrte, und in dieser Stadt,
die auf kleinem Raum eine grosse Zahl malerischer Denkmäler
der Bau- und Bildhauerkunst umsehliesst, sog er die Vorliebe
für dasjenige Gebiet der darstellenden Kunst, auf dem er be-
sonders im letzten Jahrzehnt eine stattliche Reihe schöner Er-
folge erzielt hat, ein. Obwohl er sich am liebsten auf einer
grossen Fläche bewegt und in solcher räumlichen Ausdehnung
auch zu den stärksten malerischen Wirkungen gelaugt, ge-
bricht es seiner Nadel nicht an Gewandtheit, Zierlichkeit, Ge-
schmeidigkeit und Feinheit, wenn es gilt, sich zu beschränken
und eine Fülle von Einzelheiten auf einen kleinen Raum zu-
sammenzudrängen. Wir citiren zum Zeugnis dafür nur die
Blätter, die Mannfeld für die „Zeitschrift für bildende Kunst"
radirt hat, drei Architekturstücke nach Ewerbeck und drei
Landschaften nach Scherres, v. Klever und Hertel, sowie die
Radirungen nach Ölgemälden und Aquarellen Karl Graebs
in der Nationalgalerie. Insbesondere hat Mannfeld mit grossem
(llück die miniaturartige Malweise und die überaus fein be-
obachtete und wiedergegebene Beleuchtung der Graebschen
Bilder auf erheblich kleinerem Räume zur Anschauung gebracht.

NEUE DENKMÄLER.

* Wiener Goethe-Denkmal. Die Jury beschloss in ihrer
ersten Sitzung, nur als Beirat dos Goethe-Vereins fungiren
zu wollen, da zur Konstituierung eines regelmässigen Preis-
gerichts die Vorbedingungen fehlen. In diesem Sinne wur-
den sodann in einer zweiten Sitzung die Skizzen von Ilcllmer,
Kundmann und Tilyncr als die künstlerisch wertvolleren be-
zeichnet, jedoch von einem Urteil über ihre Eignung zur
Ausführung so lange abgesehen, bis die Platzfrage ent-
schieden sein wird.

*** In der Angelegenheit der Errichtung von Denkmälern
für die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich in Berlin ist am
19. April ein Kronrat abgehalten worden. Nach einer Mel-
dung der „Vossischen Zeitung" hat der Bildhauer Prof. Rein-
hold Bcgas bereits den Entwurf zu einem Denkmal Kaiser
Wilhelms L, welches auf der Schlossfreiheit seinen Platz fin-
den soll, vollendet. Die Sieger in dem ersten Wettbewerb
um das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. sind nicht
berücksichtigt worden, weil an massgebender Stelle die An-
sicht besteht, dass die Aufgabe nur durch die plastische
Kunst ohne Mitwirkung der Architektur zu lösen wäre.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

* Kaiser Franz Josef hat der Wiener Künstlergenossen-
schaft einen Preis von vierhundert Dukaten gespendet, mit
welchem das hervorragendste von einem österreichischen oder
ungarischen Künstler herrührende Werk der jedesmaligen
Jahresausstellung ausgezeichnet werden soll.
 
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