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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 16.1905

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237

Institute — Sammlungen — Ausstellungen — Vermischtes

238

priestern des Ammon aufgestellt gesehen hatte (Herodot
H, 143)-

Im Anschluß daran äußerte sich Maspero über die
Ursache, wie eine so große Anzahl Statuen begraben
worden seien. Nach der Zerstörung Thebens, zuerst durch
die Assyrer dann durch die Perser, lagen die Ruinen
Thebens vernachlässigt bis in die Frühzeit der Ptolemäer,
welche, in ihrem Bestreben die Ägypter zu versöhnen,
sich für die Repräsentanten der alten Pharaonen ausgaben
und das alte Ammonsheiligtum herzustellen versuchten.
Sie hatten aber für den künstlerischen und historischen
Wert der zahlreichen herumliegenden fragmentarischen
Statuen der alten Könige keinen Sinn, obwohl eine ge-
wisse magische Scheu sie von der gänzlichen Zerstörung
abhielt. Sie ließen sie daher begraben und bauten auf
den alten Fundamenten neue Gebäude auf. Daß die
Funde in dem Versteck auch solche aus der griechischen
Zeit begreifen, beweist, daß die ganzen Massen um diese
Periode unter der Erde geborgen worden sind. In ähn-
licher Weise spricht sich auch »Nature« vom 8. Dezember
über die Ursachen der Vergrabung und das neue Licht,
das diese Funde auf das hohe Alter der Karnakschen Ver-
ehrungsstätten werfen, aus. m.

INSTITUTE

Sitzung des deutschen archäologischen Instituts
in Rom. i3. Januar 1905. Herr Professor Engelmann sprach
über die antike Bestattungsweise, wie sie auf Vasenbildern
dargestellt ist. Die Ausgrabungen in Argos haben ergeben,
daß zu mykenischer Zeit öfter die Leichen in der Grab-
kammer selbst verbrannt worden sind; auch die Aus-
grabungen in Vuroa, Velanidesa und Athen selbst lassen
erkennen, daß im 6. bis zum 4. Jahrhundert herab häufig
der Scheiterhaufen innerhalb der Gräber selbst aufgebaut
wurde; ein Vasenbild aus Eretria (British Museum) und
eins aus Athen, das sich jetzt in Florenz befindet, lassen
erkennen, daß über diesen Gruben ganz ähnlich wie über
den mykenischen Schachtgräbern auf der Akropolis auch
noch vor Benutzung des Brandes die Tumulen aufgehäuft
wurden, doch so, daß man Luftlöcher aussparte, durch
welche dem noch glimmenden Leichenbrand Luft zugeführt
werden konnte. Wahrscheinlich wurden die Toten in
kleinen Sarkophagen auf den Scheiterhaufen gesetzt. Über
den Gräbern pflegt in dieser Periode ein bis zu zwei
Meter hoher, gewöhnlich mit weißer Kalkfarbe ange-
strichener kegelförmiger Erdhügel aufgehäuft zu werden.

Herr Professor Petersen bespricht ein vatikanisches
Relief mit Schiffsdarstellung aus Palestrina, Teil einer
größeren Folge von Kriegsschiffen. An diesem Relief, das
von verschiedenen Seiten der Zeit der Schlacht von Actium
zugeschrieben wird, erklärte Herr Professor Petersen die
oberhalb des Ruderkastens liegende Reihe von blattartigen,
schuppenartig übereinanderliegenden Körpern als Schilder
der Ruderer, diesen zum Schutz aufgestellt, sei es, daß es
bei diesen Schiffen noch wirkliche Schilde gewesen, sei es,
daß diese das Motiv zu einem stabil gewordenen Schirm
abgegeben hatten. Derselbe legte zum Vergleich mit zwei
Bronzen aus Foligno, die kürzlich in einer interessanten
Untersuchung von Pernice für ionische Arbeiten erklärt
worden, zwei des gleichen Typus des Museums von Pesaro
in Photographie vor, um diese als griechische Arbeit, jene
als lokale Nachbildung zu erweisen.

Herr Professor Mau sprach über ein lateinisches Epi-
gramm, das einem pompejanischen Wandgemälde — Pero,
ihren Vater Micon im Gefängnis durch die Milch ihrer
Brust ernährend — beigeschrieben ist. Der Vortragende
führte aus, daß die bisherigen Ergänzungsversuche des teil-
weise zerstörten Gedichtes (Baedeker in Rhein. Mus. 1901,

S. 156, Engelmann im Jahresbericht des philologischen
Vereins) unbefriedigend sind, und wie in Wahrheit die
Lücken zu füllen sind. Nach dieser Restitution ergibt sich
ein klarer Gedankengang, indem der Dichter im ersten
Distichon die Handlung in epigrammatischer Pointe zu-
sammenfaßt, dann auf die Kunst des Malers aufmerksam
macht, zuerst in der Charakterisierung des Lokales — des
schaurigen Kerkers, dann in der Schilderung des alten, ab-
gemagerten Mannes und endlich des Gesichtsausdruckes
der jungen Frau, in dem Schamhaftigkeit und Kindesliebe
miteinander kämpfen. Dieser Kampf widerstrebender
Gefühle ist in den vier pompejanischen Exemplaren dieses
Bildes nicht kenntlich; das Epigramm vermittelt uns also
eine bessere Kenntnis des denselben zugrunde liegenden
Originals. Dagegen scheint es, daß eine Terrakottagruppe
aus Pompeji, eine Spur jenes gemischten Gesichtsausdrucks
bewahrt hat. Fed. M.

SAMMLUNGEN
Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie

aus letzter Zeit: Leibi, Dachauerin mit Kind; Böcklin,
Kreuzabnahme; Waldmüller, Landschaft; Hummel, Schach-
partie; Dora Hitz, Bildnis: Frenzel, Stier im Wasser;
Wendling, Botschaft von hoher See; Vinnen, Abend;
Ludwig, Campagna. Zeichnungen von: Alt, Meyerheim,
Kollwitz, Schadow und anderen. Ferner Skulpturen: Starck,
die Quelle; Lobach, Mommsen; Kaufmann, heiliger Georg;
Taschner, Parsifal; Freese, Büste.

AUSSTELLUNGEN
Das Berliner Kunstgewerbemuseum eröffnet soeben
eine Ausstellung unter dem Titel »Die Kunst auf dem
Lande«.

VERMISCHTES

E. Arnolds Kunsthandlung in Dresden wird in nächster
Zeit einen vollständigen Katalog aller Radierungen von
Anders Zorn unter genauer Beschreibung aller Zustände
und der sonstigen kritischen Angaben, herausgeben. Der
Dresdener Kunstgelehrte Dr. Schubert von Soldern hat den
Katalog verfaßt.

Die Vossische Zeitung bringt von einem sehr gut
unterrichteten Mitarbeiter folgende Betrachtungen: Der
neue Direktor des Metropolitan Museums in New
York, zu dem unsere Zeitungen Pierpont Morgan gemacht
hatten, ist jetzt wirklich ernannt worden. Der neue Chair-
man der Trustees, Mr. Morgan, hat ihn sich unter den
englischen Museumsdirektoren gewählt: Sir Purdon Clarke,
der Direktor des Victoria and Albert Museum in London,
hat sich durch das außerordentlich hohe Gehalt — man
sagt hunderttausend Mark — verführen lassen, den Posten
am New Yorker Museum zu übernehmen. Wahrlich, eine
sonderbare Wahl! Clarke hat sich einen großen Namen
gemacht durch seine Studien über indische Kunst und
Kultur; das treffliche India Museum als Abteilung des
Victoria and Albert Museum verdankt ihm seine Entstehung,
aber seit er an der Spitze des ganzen Museums steht,
lassen die dringenden Reformen desselben gerade so auf
sich warten wie unter den früheren Direktoren. Von Ge-
mälden, von Plastik, von der Antike versteht er nichts;
wird er für alle diese Abteilungen wirkliche Kenner als
Unterdirektoren gewinnen dürfen? Man hofft so in Lon-
don, das heißt gewisse Kreise der art critics hoffen so und
lassen Ballons in dieser Richtung in den Londoner Zeitungen
aufsteigen. In diesen Kreisen ist zur Zeit die Erregung
überhaupt eine große, nicht nur wegen des Nachfolgers
von Sir Purdon Clarke; hat doch eben auch der Direktor
der National Gallery, Sir Edward Poynter, sein Amt nieder-
 
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