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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 5
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Redslob, Edwin: Grundgedanken für die Arbeit des Reichskunstwarts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0101

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT

HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZB

28, OKTOBER

1921

NR. 5

GRUNDGEDANKEN
FÜR DIE ARBEIT DES REICHSKUNSTWARTS

VON EDWIN REDSLOB

.IE Entwicklung eines kulturellen Willens innerhalb der Arbeit des Reiches


Lz War zunächft dadurch erfchwert, daß fich die Tätigkeit feiner Behörden
falt ausfchließlich auf dem Papier abfpielte. Die neue Reichsverfalfung hat
hierin eine Änderung gebracht: Polt, Eifenbahn, Walferltraßen, Überland-
Zentralen wurden vom Reich übernommen, Fabriken für Heeresbedarf und
Werften in große Werkltätten umgewandelt.
Das Reich, das vorbildliche Bautätigkeit bisher eigentlich nur für Gefandt-
fchaften im Ausland entwickelt hatte, ilt alfo mit einem Schlage der größte
Bauherr im eigenen Bezirk geworden. Außerdem greift die Arbeit feiner Be-
hörden vielfach auf Gebiete aus, auf denen wirtfchaftliche und kulturelle Ge-
fichtspunkte zufammengehören oder doch zufammengefügt werden müßen.
Und fchließlich verlangen die großen Organifationen, zu denen fich die Künlt-
lerfchaft und die einzelnen Handwerkszweige fowie die Vorkämpfer für WerN
arbeit, für Denkmalpflege und Heimatfchutz im Laufe der letzten Jahre zu-
fammengelchloflen haben, eine ftändige Verbindung mit den Reichsbehörden.
Notwendiges Erfordernis diefer ftets zunehmenden Durchdringung des
Reiches mit kultureller Arbeit ilt das Vorhandenfein eines beltimmten kiinft-
lerifchen Willens und Gewiffens innerhalb der Reichsregierung, weil fich Fragen
kultureller Art nie als einzelne Fälle bearbeiten laßen, vielmehr eine einheit-
liche Behandlung verlangen, die ihrer inneren Gemeinfamkeit gerecht wird.
Aus der Erkenntnis, vielleicht nur aus der Ahnung diefes Entwicklungs-
ganges heraus wurde im Jahre 1919 die Stelle des Reichskunftwarts durch
Befchluß der Nationalverfammlung gefchaffen. Am 1. Januar 1920 innerhalb
des Reichsminifteriums des Innern gegründet, hat das neue Amt fchon ein
Stück Entwicklung hinter fich: aus einer Periode der Vorbereitung ilt es in
eine planmäßige Gefchäftsführung getreten und fleht fich vor die Notwendig-
keit geftellt, die Grundgedanken, die zur Schaffung der Stelle führten, ener-
gilch durchzukämpfen.
Leider find ja gerade Dinge, die von außen her felbltverftändlich er-
fcheinen, meift am fchwerften zu erreichen. Man denke nur an die recht-
zeitige Heranziehung künftlerifcher Kräfte bei Bauten! Heute noch ilt es vieL
 
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