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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 5
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Redslob, Edwin: Grundgedanken für die Arbeit des Reichskunstwarts
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0104

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78

Grundgedanken für die Arbeit des Reichskunfiwarts — Literatur

wendig ilt. Hauptfache ilt aber audi hier nicht die Einzelheit, fondern die
planmäßige Ausgeltaltung einer Tradition, wobei die gemeinfame Arbeit mit
der Reichsdrudcerei von entfcheidendem Wert ilt.
Es ift damit zu rechnen, daß diefes auf die Zukunft gerichtete Streben
nach unbewußter Durchdringung mit künftlerifchen Werten nur im Laufe der
Zeit allgemein verltanden werden wird. Es fei, um dies an einem neuen
Beifpiel zu erklären, nur daran erinnert, daß auch die Gefahr der Über«
fpannung der Reklame, die durch Freigabe reichseigener Bauten und Ein-
richtungen gegeben ilt, es nötig macht, daß fich der Reichskunltwart an einer
Bewegung beteiligt, innerhalb deren durch Stärkung des Bundes zwifchen
Künltler und Kaufmann viel Pofitives zu leihen ilt. Hier wie überall gilt
der Grundfatz, daß alle in Zufammenhang mit dem Reich Itehende Form«
gebung nicht nur erträglich, fondern vorbildlich geltaltet werden muß.
Niemals liegt das Endziel im Einzelnen: es kommt darauf an, darüber
hinaus in jedes Aufgabengebiet den Keim zu gefunder Entwickelung zu
tragen. Das aber läßt fich nur dadurch ermöglichen, daß die Achtung vor
dem fchöpferifchen Willen, wie er fich für ein Volk in feinen Künltlern und
Erfindern offenbart, zu einem Grundgefetz aller Arbeit bewußt erhoben wird.

LITERATUR
Frits Lugt, Les marques de collec«
tions de dessins et d'estampes.
Amfierdam 1921, Vereenigte Drukkerijen
(Ausgabe für Deutfchland bei Hierfe«
mann in Leipzig).
Vor mir liegt ein gewichtig, ernft und
englifch ausfehendes Buch, das ein Hol«
länder in franzöfifcher Sprache verfaßt hat,
ein Buch der Nachweife — über eine
fcheinbar trockene und entlegene Materie.
Auf vielen Zeichnungen und gedruckten
Blättern findet man Stempel oder Infchriften,
mit denen frühere Befitzer diefer Blätter
fich verewigt haben. Die meilten Samm-
ler im 18. und 19. Jahrhundert pflegten,
in einer dem Exlibris=Gebrauch ähnlichen
Gewohnheit, jedes Stück mit ihrer Marke
zu verfehen. Damit find Spuren des Schick-
fals fichtbar, die beim Studium der Mo-
numente beachtet werden und die als Ar»
gumente bei der Beurteilung der Echtheit
nicht feiten ins Gewicht fallen.
Die Marken enthalten nicht ftets den
vollen Namen des Sammlers, fondern oft
nur die Initialen oder ornamental emble«
matifche Zeichen, wie Wappen u. dgl. Ein

Hilfsmittel, ein Lexikon, das in leicht be»
nutzbarer Weife die Zeichen deutet und
über die Sammler, die fie benutzt haben,
Auskunft erteilt, ift allen, die fich berufs«
mäßig oder aus Liebhaberei mit Zeich«
nungen, Kupferftichen oder Holzlchnitten
befchäftigen, erwünlcht.
Ein folches Verzeichnis exifiierte feit 1883
in Louis Fagan's »Collector's marks«.
Trotz feiner Unvollftändigkeit und Fehler«
haftigkeit wurde es überall verwendet und
war feit längerer Zeit vergriffen. Eine
neue Auflage diefes Buches, 1918 von
Einfiein und Goldfiein in Amerika be«
forgt, war keine wefentliche Verbefferung.
Das Werk, das Frits Lugt foeben voll«
endet hat, geht in jedem Betracht über
Fagan's Anlauf weit hinaus und bietet die
ideale Löfung der Aufgabe. Was die
Vollftändigkeit angeht, genügt es zu fagen,
daß Fagan671 Nummern verzeichnet. Lugt
über 3000, Sich aller Mittel methodifdb
bedienend, namentlich durch Briefwechfel
mit den Sammlern, öffentlichen Inltituten
und Kunfihändlern in allen Kulturländern,
fowie durch das Studium der Auktions«
kataloge, die niemals mit folcher Zähigkeit
 
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