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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 17
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Kunststeuern
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0305

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Kunitlteuern — Literatur

279

Wehe der Kunft, das wieder einmal in Frage lieht. Immer wieder muß Proteft
dagegen erhoben werden, daß Kunft als Luxus betrachtet wird. Denn aus
diefer Wurzel entfpringt alles Übel. Kunft ift die hödifte Blüte der Kultur
eines Volkes. Kunftbefitz fein unveräußerlichfter Schatz. Zu Hütern diefes
Schatzes find die Mufeen berufen. Aber nicht fie allein. Sie vermögen nicht
alles zu bergen, fie bedürfen der Vorarbeit der Sammler, und fie können nur
gedeihen auf einem Boden, der felbft an Kunftwerken reich ift.
Wie man mit einer unerträglich hohen Klavierfteuer die Freude an der
Mufik, mit einem Verbot privaten Bücherbefitzes die Freude an der Dichtkunft
ausrotten würde, auch wenn man öffentliche Konzerte und Bibliotheken
weiter beftehen ließe, fo verfetzt man der Liebe zur Kunft, die gerade in
Deutfchland fo fehr noch der Pflege bedarf, den Todesftoß, wenn man den
Sammeltrieb lahm legt. Wenn es felbft wahr fein follte, daß viele heute
Bilder kaufen wie Börfenpapiere, fo wird gute Kunft auch in folchem Haufe
auf die Dauer nicht ihre Wirkung verfehlen. Nicht fo fehr kommt es
darauf an, wie Kunft in weitere Kreife dringt, als daß diefes lange vergeblich
erfehnte Ziel überhaupt erreicht wird.
Wir haben einen Reichskunftwart. Hier ift eine lohnende Aufgabe für feine
Tätigkeit. Er zeige,' daß im Haushalt des deutfchen Reiches auch die Kunft
Geltung befitzt.

LITERATUR
L'art religieux finlandais au moyen
äge. Choix de reproductions de mo-
numents avec texte explicatif. Heising®
fors, Söderftröm Co., 1922.
Ein Redaktionskomitee, beftehend aus
den Herren y. Hirn, J. J. Tikkanen, Ca-
rolus Lindberg, Amos Anderfon und Oskar
Oeflund hat verfucht, in einem Bande mit
139 zum Teil farbigen Tafeln, von der
Kunft Finnlands im Mittelalter eine Vor®
ftellung zu geben. Aus Anlaß des kunft®
hiftorifchen Kongreffes in Paris ift zuerft
die franzöfifche Ausgabe erfchienen, folche
in anderen Sprachen werden folgen. Vom
Komitee haben lieh Hirn, Tikkanen und
Lindberg an dem Texte beteiligt; letzterer,
heute der befte Kenner der mittelalterlichen
Architektur Finnlands, berichtet über diefe,
K. K. Meinander vom Nationalmufeum
über die Wandmalereien der Kirchen und
Aarno Malin und Ilmari Krohn über Lite®
ratur und Mufik. Eine Bibliographie be-
fchließt den kurzen, nur XLIV Seiten um®
faßenden Text. Immerhin orientiert er fo

weit, daß die ausgezeichneten Tafeln mit
Nutzen ftudiert werden können,
Finnland liegt weit außerhalb des euro®
päifchen fowohl wie des afiatifchen Kunft®
kreifes an einer Stelle zwifchen beiden Kon®
tinenten, was dazu geführt hat, daß lieh
weder die Forfcher auf europäifchem, noch die
auf afiatifchem Gebiete bemüßigt fühlten,
das was in Finnland an Denkmäler erhalten
ift und das, was die fo überaus arbeits®
freudigen Forfcher an den Hochfchulen und
Mufeen Finnlands erarbeitet haben, als für
die Beachtung in Betracht kommend an®
zufehen.
Es ift freilich die Frage, ob Finnland
in irgend einem Gebiete keimkräftig und
fchöpferifch in die KunftentwicklungEuropas
oder Afiens eingegriffen hat,- fo viel aber
lieht feft, daß diefes Grenzgebiet der nor®
difch germanifchen und fibirifchen Welt ein
einziger Ort für die Beobachtung der
Auseinanderfetzung beider Kunftwelten ift.
Das vorliegende Werk wird zufammen
mit dem, was uns über die finnifche Volks®
kunft bekannt ift, der Ausgangspunkt
 
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