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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 22/23
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Papst Pius XI. als Kunstforscher
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0387

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Papft Pius XI. als Kunftforfcher — Literatur

»Rassegna d'arte« veröffentlicht, die fich alle mit den ihm anvertrauten Schät»
zen befchäftigten. 1902 veröffentlichte er ein wichtiges Dokument über den
Goldaltar in S. Ambrogio und brachte den Nachweis, daß die drei dort
fehlenden Tafeln Ende des 17. Jahrh. erneuert wurden. 1907 machte er ein
frühes Täfelchen mit einem Bildnis Petrarcas bekannt, 1910 wies er nach,
daß ein von Breughel und Rubens für den Kardinal Borromeo gemaltes Bild
— Madonna im Blumenkranz — mit einem Gemälde im Prado identifch fei.
1912 behandelte er den Zufammenhang der fchönen hl. Familie von Luini mit
Leonardos Londoner Karton und im gleichen Jahr zog er die Tätigkeit des
Miniators Fra Antonio da Monza als Stecher in wohlbegründeten Zweifel.
Alle diele Arbeiten zeigen bei vollkommener Beherrfchung des Stoffes eine
fachliche Kritik der Quellen und zeichnen lieh durch lebhafte und anmutige
Sprache aus.
Der Ende 1904 gegründeten »Raccolta Vinciana« war er ein eifriger
Förderer,- in der erlten Lifte der ihr Beigetretenen findet lieh fein Name. Er
hat in den Veröffentlichungen der Raccolta einen Beitrag zum Codice At-
lantico gebracht und die Frage, ob Leonardo als Erfinder des Uhrenpendels
anzufehen fei, erörtert.
Noch niemals ilt ein neuer Gebieter im Vatikan eingezogen, der gleich
Papft Pius XI. die Gewähr bietet, daß die unvergleichlichen Schätze des
Palaltes unter ihm Geh der ficherlten Obhut erfreuen, die Studien tatkräftige
Förderung erfahren werden. Gr.

LITERATUR
W. Haufenftein, Die Bildnerei der
Etrusker. Aus: »Das Bild, Atlanten
zur Kunlt«, Bd. II. München, R. Piper
Gb Co., 1922.
Die Auswahl von Denkmälern, die ge-
boten werden, um die etruskifche Kunlt
zu repräfentieren, ift mit Geldlich und Um®
Geht getroffen, und auch der Archäologe
wird für manche Aufnahme, die fonlt
fchwer erreichbar ift, dankbar fein. Be»
londers die fpäthelleniftilchen Bronzelta»
tuetten des vatikanifchen und des Leidener
Mufeums find wirkliche Bereicherungen des
zugänglichen Abbildungsmaterials, wie auch
die Votivtiere in Leiden und der fchöne
Sarkophagdeckel aus Schloß Musignano.
Weniger einverftanden wird man aber mit
der Anordnung fein können, für die aller»
dings nach den Worten des Verfaffers
»im befonderen Imponderabilien des künlt»
lerifchen Charakters wichtig waren«. Ge»

rade da der Verfaffer felblt eine Kluft
zwilchen der archaifchen und helleniftifchen
Kunft auf etruskifchem Boden verfpürt,
hätte er belfer eine Trennung wenigltens
der Bildwerke diefer beiden Epochen vor»
genommen. Dies wäre um fo mehr zu
begrüßen gewefen, als das falt ftändige
Fehlen einer Datierung dem Laien die
Einltellung gegenüber dem abgebildeten
Denkmal häufig erfchweren wird, wenn
es zum Examinieren junger Semelter auch
ganz nützlich fein mag, daß die Tafeln
alle fo ganz neutrale Unterfchriften tragen.
Sehr zu bedauern ilt, daß der Verfaffer
das Nachwort hinzugefügt hat — auch
feines Publikums wegen, dem man eine
Bereicherung feiner Kenntnis der Zufam»
menhänge antiker Kunlt gönnen möchte,
gerade weil das Intereffe an der Antike
heute fo merklich im Wachfen ilt. Die
zünftige Archäologie ilt ja gewiß nicht
fchuldlos daran, daß die Etrusker noch
 
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