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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 19
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Die amerikanischen Privatsammlungen, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0341

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 19 3. FEBRUAR 1922

DIE AMERIKANISCHEN PRIVATSAMMLUNGEN
VON WILHELM R. VALENTINER
Vgl. Nr. 18, S. 299 jj (Schluß.)
Von der Größe und der pompöfen Ausßattung einiger der neuerbauten
RenailTancepalälte in New York wie der des Herrn George Blumenthal
oder des Herrn Otto H. Kahn kann man lieh nicht leicht eine Vorßellung
machen. Das Blumenthallche Haus legt fich um einen aus Spanien importierten,
zweißöckigen gotifchen Hof, dellen gedeckte Halle mit golddurchwirkten Ta-
pilferien bekleidet und mit großen fyrifchen Teppichen des 16. Jahrh. ausgelegt
iß. In der Mitte Iteht ein Florentiner Marmorbrunnen der Frührenaiflance, an den
Wänden reihen fich franzöfifche und italienifche Skulpturen des 14. und 15. Jahr-
hunderts. Die anßoßenden großen Renaiffanceräume find gleichfalls reich an
mittelalterlicher und Renaißanceplaßik und an kunßgewerblichen Objekten aller
Art, wie Emails, Elfenbeinen, Tapilferien, orientalifchen Teppichen. Unter
den Renailfancefkulpturen, die noch weniger bekannt find, fallen auf: eine
reizende Knabenbüste Rolfellinos, drei Werke Benedetto da Majanos (eine
männliche Büße aus Terrakotta, die Marmorßatuette Johannes d. Ts. und das
bedeutende Marmorrelief aus dem Befitz des Herzogs von Montpenfier in
Bologna, das erß vor kurzem nach Amerika gelangte), drei dem Giovanni
Pifano naheßehende Marmorfkulpturen, Bronzen von Riccio, Cellini, Sanfo-
vino (die zwei hervorragenden Feuerböcke aus der Taylor-Auktion und ein
fälfchlich Michelangelo zugefchriebener Neptun), Poggini, Giovanni da Bologna
u. a. Sehr anziehend iß unter den franzöfifchen Skulpturen die Marmorbüße
einer Königin und eine große Steinmadonna aus dem 14. Jahrhundert, fo-
wie eine Marmorßatue der Madonna in der Art des Michel Colombe. Die
Gemälde find vom Befitzer mehr aus dekorativen Rückfichten als um der
Namen willen gewählt, doch befinden fich darunter vortreffliche Werke der
Sienefen Simone Martini, Giovanni di Paolo, Sano di Pietro, Saffetta und
Francesco di Giorgio, zwei fchöne Bilder vom Meister des Todes Mariä
(Madonna und Kreuzigung) und zwei Gemälde (ein männliches Porträt und
eine Darftellung des Adonis), die einige Kenner mit mehr oder weniger Recht
dem Tizian zufchreiben.
In dem Haus Herrn Otto Kahns beanfpruchen die Gemälde größere Be-
deutung. Befindet fich doch darunter das — neben dem Bacchanal des Gio-
vanni Bellini — hervorragendße italienifche Bild, das während des Krieges
 
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