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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 7
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Sydow, Eckart von: Die geistigen Voraussetzungen des Kunstschaffens der Naturvölker
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0144

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118 Die geiftigen Vorausfetzungen des Kunftfdhaffens der Naturvölker — Literatur
mitiven. Die monumentale Einfachheit verftümmelter Werke, die im Mufeum
fo überzeugend wirkt, täufcht ein wenig über das Eigentliche hinweg. Wenn
auch ein gewifler Unterfchied zwifdhen worthafter und bildnerifcher Ausdrucks^
form nicht geleugnet werden foll, — ein Unterfchied, bei dem das bildhafte,
faltbare Werk vor dem fprachlichen eben den Vorzug voraus hat, den es aus
dem dennoch gemeinfamen Wurzelboden <der vorlogifchen Myftik> emp»
fängt: eine ftärkere, unmittelbarere Verkörperung feelilcher, und zwar wirk-
lieber, direkter Kräfte zu fein und eine innigere Verbundenheit mit der gemein-
famen Seele des Stammes zu befitzen.
Es ilt fchließlich nicht ohne Reiz, die grundfätzliche Auffalfung Levy-
Brühl's von der Gültigkeit der modernen Logik zu prüfen. Sie (teilt das
rationale Element des Dafeins und Überlegens als das eigentlich Wefentliche
hin. Der franzöfifche Wille zur Klarheit und Unterfcheidung fcheint ihm
das Selbftverftändliche gegenüber allem Irrationalismus, aller Myftik. So wird
denn aus diefem Buche nebenbei klar, wie es kam, daß der exotifche Impuls in
Paris bald verfiegte, während er in unferem noch lebhafter vom Lebensquell der
Myftik gefpeiften Deutfchland zur ftärkeren Auswirkung kam.

LITERATUR
Kunftfchätze der Sammlung Dr. Max
Strauß in Wien. Verlegt bei Carl
Gerold's Sohn, Wien 1921.
Privatfammlungen durch Gelehrte fach»
lieh und in guten Abbildungen in der
Weife, wie es an ftaatlichen Mufeen be-
reits gefchehen ilt, zu veröffentlichen, ilt
eine in ihrer Wichtigkeit noch nicht ge-
nug gewürdigte, aber um fo notwendigere
Aufgabe. Denn während die ftaatlichen
Beftände mit Ausnahme der zum Aus»
taufch gelangenden Duplikate im allge»
meinen als fozufagen verewigte Samm»
Jungen angefprochen werden können, wo
Objekt und Befucher einander ungeltört
gegenüber find, fteht die aus dem Willen
eines Einzelnen entwickelte, ihm allein ge»
horchende und darum in ihrem Umfang
fchwankende Privatfammlung immer noch
und heute mehr denn je im Brennpunkt
kunfihändlerifcher Intereffen, ilt fie doch fo»
gar in den meilten Fällen dem Kunlthänd»
ler allein frei zugänglich. Diefe rein ge»
feil(chaltliche Schwierigkeit des Verkehrs
zwifchen dem publizierenden Gelehrten und
den Objekten einer Privatfammlung wird
überdies technifch gelteigert: denn im Ge»

genfatz zu Mufealbefiänden, die, auch
wenn fie noch fo fehr den Charakter der
perfönlichen Note des Kunfikenners tragen,
der fie- ins Leben rief, doch Itets objektiv
gefichtet und aufgefiellt find, bleiben die
in einer auch anderen Zwecken dienenden
Privatwohnung untergebrachten Privat»
fammlungen kraft ihrer von der perfön»
liehen, über der objektiven Qualität der
Einzelobjekte waltenden Gelchmacksinitia»
tive eines Einzelnen diktierten Aufhellung,
dem Gelehrten ohne vorherige Sichtung
wiffenfchaftlich unbrauchbar.
Hier fetzt die fyltemifierende Publikation
ein: die in Mufeen übliche zeitliche und
räumliche Anordnung wird in die Ver»
öffentlichung der Privatfammlung übertragen
und das Einzelobjekt aus feiner privaten
Wertfetzung in die verdiente Reihe des
bereits wiffenlchaftlich Erarbeiteten gelteilt
und fo allgemein dienltbar gemacht.
Bei der Durchficht des vorliegenden Ka-
taloges wird das Auge in erlter Linie, be»
rechtigt durch die Vielfältigkeit wie die
Qualität des Materials, vom Glas ange»
zogen. Mit einzelnen Stücken, wie der
mefopotamilchen Glasflafche und den frühen
venezianilchen Schalen wird die Kunftge»
 
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