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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 19
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0346

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320

Literatur

LITERATUR
Petrarca, Grifeldis. Joh. Zainer, Ulm
ca. 1473. Fakfimiledruck mit Nachwort
von Prof. E. Voullieme. Müller 4D Co.
Verlag, Potsdam.
Man muß fich immer wieder erinnern,
daß unfere moderne Buchkunft feinerzeit
ihren Ausgang nahm von den Frühdrucken.
Heute, da die Buchherftellung härtbar vor
neuen Zielen lieht, ift deshalb der Gedanke
vorzüglich, die nur mehr in wenigen Exem-
plaren erhaltenen, in den Bibliotheken forg-
fam verwahrten und jenfeits derWilfenfchafl
nur fchwer erreichbaren wichtiglten Inku-
nabeln in getreuen Fakfimiles vorzulegen.
Aus der »Die Inkunabeln in ihren
Hauptwerken« betitelten Reihe liegt nun
der erfte Druck, das fchmale Heft der Gri-
feldisgefchichte Petrarcas vor, ein Fakfimile
des Druckes Johannes Zainer's in Ulm,
der gewöhnlich der berühmten Boccaccio-
Ausgabe von 1473 angeheftet ilt. Voullie-
me's Nachwort hebt die Bedeutung diefes
Druckes hervor und kommt auf Grund
von typographifchen Merkmalen zu einer
Datierung in die erlte Hälfte des Jahres
1473. Die Betrachtung der Holzfchnitte
führt zu demfelben Refultat. Denn fie (teilen
eine etwas frühere Stufe der Boccaccio-
Schnitte dar, und man darf vielleicht an-
nehmen, daß der Grifeldis-Druck einige Mo-
nate vor der erften illufirierten Boccaccio-
Ausgabe gewilfermaßen als ein Fühler
hinausgefchickt wurde. Nicht erwähnt von
Voullieme ilt der von Leonhardt und
Bolfert namhaft gemachte zweite Druck
der Grifeldis aus der Offizin Joh. Zainer's.
<Vergl. deren Auffatz: Studien zur Haus-
buchmeifterfrage in der »Zeitfchrift für
bildende Kunft«, 1912,- das einzige be-
kannte Exemplar ilt in der Münchner
Staatsbibliothek, es ift das von Voullieme
zitierte »2te Exemplar« 2° Inc. f. a.
62.) Außer einer leichten textlichen Ab-
weichung unterfcheidet fich diefer Druck
befonders durch eine andere, einfachere
Winkelleifte. Sie ift auch vom Boccaccio-
Meiller gefchnitten, ift aber ficherlich eine
frühere Arbeit. Außer im Grifeldis-Druck
ift fie noch in drei Albertus-Magnus-
Drucken Zainer's angewandt <Hain +449,
Hain +456 und Hain + 429), von welchen
der erlte das Druckdatum 29. 5.1473 trägt.

Es ift nicht ausgelchlolfen, daß der bekannte,
auch hier reproduzierte Druck, eigentlich
die zweite Auflage vorftellt.
Die Fakfimilierung ift gut geraten, wenn
auch für folche Fälle nicht die neuen
Reproduktionsverfahren, fondern lieber das
wohl etwas koftfpieligere alte der Strich-
ätzung vorzuziehen wäre. Denn der Druck
wirkt doch zu flach, auch die Holzfchnitte
kommen in Strichätzung belfer, wie über-
haupt der alte Druckcharakter durch die
Prellung des Klilchees in das Papier belfer
erreicht wird, Ift man an das griffige feite
Papier der frühen Drucke gewöhnt, hätte man
fich auch eine etwas fubftantiellere Papier-
forte gewünfcht. Bei folchen Fakfimiles follte
ferner die alte Druckanordnung möglich!!
gewahrt bleiben, die beiden modernen
Titelfeiten wirken überflüffig, ohne fie wäre
der Charakter echter gewahrt als in den
angekündigten, durchaus als fnobiftifch zu
verwerfenden Holzdeckeleinbänden und
Kolorierungen. Der fiebere Sammlerinftinkt
zieht Ichon lange die unkolorierten Exem-
plare der Inkunabeln den kolorierten vor.
Diefe geringen Ausfetzungen füllen den
Wert diefes Unternehmens nicht herab-
fetzen, im Gegenteil, da es fo ernft und
wichtig ift, foll Kritik nur fördern. E. Weif
*
G. T. Rivoira, Architettura Roma-
na, Costruzione e statica nell'etä
imperiale. Con appendice sullo svol-
gimento delle cupole fino al secoloXVII.
333 incissioni. XII, 372 S. Mailand,
U. Hoepli, 1921. Preis 120 Lire.
Der am 3. März 1919 verdorbene Ver-
falfer hat in diefem ichönen Buche, das er
felbft nicht einmal vollkommen abfchließen
konnte, die Summe feiner Lebensarbeit
gezogen. Die Einfeitigkeit feines Stand-
punktes ift fchon aus feinen früheren Werken
<Le Origini dell'Architettura Lombarda,
drei Ausgaben bei Loefcher, Rom; Hoepli,
Milano ,■ Heinemann, London und Archi-
tettura Musulmana, Mailand 1914) hin-
reichend bekannt, fie beruht auf einer echt
italienifchen leidenfchaftlichen Bewunderung
für die Schöpferkraft des lateinifchen Ge-
nius, gepaart mit einer tiefen Verachtung
alles »barbarifchen« Elementes, feien es nun
Goten und Lombarden in Italien oder gar
die fallanidifchen Perfer Jenfeits der Reichs-
 
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