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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 1
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Cohen, Walter: Das neue Schlossmuseum in Coblenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0027

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE
NR. 1 1. OKTOBER 1921

DAS NEUE SCHLOSSMUSEUM IN COBLENZ
VON WALTER COHEN
DAS Thema ift aktuell. Kaum gibt es noch eine deutfche Refidenzftadt
ohne »Kronprinzenpalais«, Während man aber in Berlin mit kaum
beitrittenem Erfolge mutig moderne und modernfte Bilder in fürftliche Salons
hing, ging man in Mittel und Süddeutfchland vorflchtiger zu Werke und be-
fchränkte fich auf Kun ft der Vergangenheit. Die rheinifche Regierungshaupt-
ftadt Coblenz glaubte fich bislang, wohl nur aus Raummangel, den Luxus
von zwei Mufeen geftatten zu können, der Städtifchen Gemäldefammlung in den
oberen Räumen der alten kurfürftlichen Burg und der Altertümer^Sammlung des
Coblenzer Mufeumsvereins (früher »Kunft=, Kunftgewerbe- und Altertums^
verein für den Regierungsbezirk Coblenz«>. Durch das Entgegenkommen des
Staates war es möglich, einen Bruchteil diefer Sammlungen in fünf Sälen des
ftattlichen, von Michael dTxnard und A. F. Peyre in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunders erbauten Refidenzfchlolfes unterzubringen,- hinzugezogen find
drei Räume, die man pietätvoll in der alten Ausftattung aus der Zeit der
Kaiferin Augufta beließ, die bis zu ihrem Tode alljährlich einige Monate in
Coblenz zubrachte. In den Jahren 1842—45 hat Stüler das Innere des
Schlolfes im Stil feiner Zeit hergerichtet, der wahrlich nicht übel zu diefem
»erften und bedeutendften Bau des Frühklaffizismus im Rheinlande« <Dehio,
Handbuch IV> zu paßen fcheint." Bauliche Änderungen find bei der jetzigen
Neuordnung klug vermieden worden. Die Stadt Coblenz hat ohne Zweifel
durch • diefes neue Mufeum eine Sehenswürdigkeit gewonnen, die ihr um fo
eher zu gönnen ift, als fie unter den Anforderungen der Befatzungstruppen
fchwerer zu leiden hat, als vielfach im Reiche angenommen wird.
Ein Rundgang durch das Mufeum, bei dem eine fchon zur Eröffnung
erfchienene Schrift des Konfervators A. Günther ein handlicher, aber nicht
immer zuverläffiger Führer ift, führt zunächft in den geräumigen Kurfürften-
faal, der ganz in der Ausftattung aus der Zeit der Kaiferin Augufta ge-
blieben ift und kunftgewerblich nicht eben einen Höhepunkt bedeutet. Etwas
Säuerlich=Puritanifches haftet diefen fchweren Eichenmöbeln und offiziellen
Fürftenbildniflen an — gerne befreit man fich von dem Eindrude durch einen
Blick aus den Fenftern in die herrlichen faftgrünen Gartenanlagen, die längs
dem Rheinftrome und auf dem offenen Schloßplatze die alte Refidenz um-
 
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