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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 1
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Cohen, Walter: Das neue Schlossmuseum in Coblenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0028

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Das neue Schloßmufeum in Coblenz

geben. Der folgende »Weiße Saal« ift ausfchließlich der Altertumsfammlung
vorbehalten und umfaßt im wefentlichen eine nach dem leider noch immer
üblichen alten Schema aufgeftellte Sammlung von Fundftücken der vorrömifchen
römifchen und fränkifchen Zeit, die fich rühmenswerterweife ausfchließlich auf
das Gebiet des Städte und Landkreifes Coblenz befchränkt. Für Archäo-
logen eine fehr bedeutfame, forgfältig bearbeitete Ergänzung zu den Pro-
vinzialmufeen in Bonn und Trier, Aber wann wird man endlich auch am
Rhein beginnen, allein fchon durch die Art der Anordnung und Bezettelung
darauf hinzuweifen, daß nicht nur antiquarifchen Interelfen gedient wird, fon-
dern daß es fich auch fchon bei Werken der Stein- und Bronzezeit, der
römifchen und fränkifchen Periode um allerwefentlichfte Beftandteile menfch-
licher Kunftübung handelt? Der »Weiße Saal«, wie er fich jetzt darbietet,
wirkt ficherlich lehrreich, befonders für Einheimifche, aber in feiner Überfülle
von Wand=, Pultfchränken und Vitrinen furchtbar monoton.
Ein ganz anderes Bild bietet der daran anltoßende »Rote Damaft-Saal«,
delfen Kunftwerke fich auf das taktvollfte der alten Einrichtung, dem präch-
tigen Kamin, den Spiegeln, Konfoltifchen und dem vornehmen KriftalLKron-
leuchter anpaffen. Hier ift ein leider nur kleiner Beftandteil der Gemälde-
galerie, u. a. auch das fignierte Altarwerk Jörg Breu's aus der Coblenzer
Hofpitalkirche, mit meiftens vortrefflichen mittelalterlichen Bildhauerwerken und
einigen klug ausgewählten kunftgewerblichen Gegenftänden, fogar fpanifch-
maurifchen und damaszenifchen Fayencen, zufammengeftellt, hinter den
Bildern findet fich u. a. eine hl. Familie mit Engeln und der lefenden hl. Bar-
bara, die in dem alten Galfenfchen Kataloge der Galerie dem Jan van Scorel
zugefchrieben wurde, während heute vielfach an den Meifter des Todes der
Maria gedacht wird. <Der neue »Führer« macht aus dem Lehrer einen
Schüler des »Bartold Bruin«!> In der Tat ift der Einfluß des Joos van Cleve
unverkennbar, aber allein die allzu enge Anpaflung an ein lionardeskes Vor-
bild fchließt den bei allen Anlehnungen im Grunde doch eigenwilligen und
eigenfinnigen Meifter aus. Ein vortreffliches männliches Bildnis fteht dem
Antonis Moro zum mindeften fehr nahe. (Gaffen Nr. 8 »Rubens«/ die neuen
Bezeichnungen gehen m. W. vielfach auf ältere Notizen Hofftede de Groot's
zurück.) Zu nennen wäre noch ein angeblicher kölnifcher Flügelaltar mit
der Kreuzigung und Heiligen (nicht im Kataloge Gaflen's, woher?), ferner
ein dem Ambrofius Holbein auf Grund der Signatur A. H. 1531 vermutungs-
weife, ficher zu Unrecht zugefchriebenes weibliches Bildnis eines oberdeutfchen
Malers, von Mierevelt ein angebliches Bildnis des Geldorp Gortzius, fchließ-
lich zwei religiöfe Bilder von Frans Frandcen II und ähnliches von Meiftern
feiner Gattung. Man vermißt gute Holländer und Vlamen der alten Burg-
Galerie und fähe gerne noch andere der überwiegend als Amtszimmer ver^
 
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