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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 11
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Badt, Kurt: Cézanne-Ausstellung bei Paul Cassirer, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0205

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT

HERAUSGEBER: GUSTAV KIRSTEIN
BERLINER REDAKTION: CURT GLASER WIENER REDAKTION: HANS TIETZE

1921

9. DEZEMBER

NR. 11

CEZANNE-AUSSTELLUNG
BEI PAUL CASSIRER, BERLIN
VON KURT BADT

IE Wände des Ausßellungsfaales find wieder einmal mit Koßbarkeiten


-L' gefchmückt. Wie Smaragde, Türkifen, Opale glänzen die Farben der
Gemälde Cezannes. Und dann Natur, nichts als Natur! Nirgends ein
Stüde, in dem nicht Geißiges durch Natur gegeben wäre. Keine Abfiraktion,
keine Theorie. Von der Schule, die lieh angeblich auf die Lehren des Mei®
Iters gründet, rückt das Oeuvre Cezannes fichtbar ab, um lieh der großen
Vergangenheit anzufchließen.
In keinem Augenblick hat Cezanne das Gebiet der Kunlt verlaßen, das
als letzter Großer vor ihm Delacroix umfehrieben hat, das gebunden iß an
räumliche Darftellung der fichtbaren Wirklichkeit. Nichts von Myfiik, nichts
von Symbolik: kein Sichauflöfen des Individuums im All, kein »Ausdruck«
für die Form, fondern überall individuelle Form; mit »heilig-nüchternen«
Augen hat Cezanne die Welt gefehen, um fie nach feiner Vorßellung zu
geßalten. —
Zwei frühe Bilder repräfentieren die Zeit des Suchens im Anfchluß an
Courbet und Daumier, faß alles andere zeigt den reifen Stil Cezannes, dellen
Palette durch die Impreffionißen aufgehellt iß. Darin zeigt fich feine zeitliche
Bedingtheit: fein Wefentliches hätte er auch ohne diefen Einfluß geben können.
Denn im Gegenfatz zu den Impreffionißen geht Cezanne darauf aus, die
einzelnen Objekte der Natur feß zu umfehreiben, der Farbe wie der Form
nach. Seine Bilder bauen fich nicht auf einem allgemeinen Lichtton auf wie
die der Impreffionißen, fondern auf der Harmonie farbig getrennter Maßen.
Stets wird die Lokalfarbe des einzelnen Gegenfiandes gewahrt, ja ausdrück®
lieh betont. Und zwar ihrer Wirkung nach. Das Rot eines Daches inmitten
grüner, fonnenbefchienener Bäume gibt er — als Zentrum des ganzen Bildes —-
durch Farbnuancen, die aufs zarteße zur Umgebung abgeßimmt find, fo daß
es weit intenfiver wirkt, als eine ganz rot hingeßrichene Stelle. Sein Ver-
fahren geht darauf, jede Farbigkeit aufs höchße zu fieigern. Licht und Schatten
drückt er durch Farbe aus. So fchwindet aus feinen Bildern der ausgleichende
Helligkeits- oder Dunkelheitston, auf den alle früheren Maler ihre Farben
bezogen. Wie er auf diefe Weife feine Harmonie gewinnt, bleibt fein Ge®
 
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