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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 22/23
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Bode, Wilhelm von: Die Berliner Museumsbauten, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0383

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356

Die Berliner Mufeumsbauten

II.
Geehrter Herr Redakteur!
Im 19. Heft Ihrer Kunftchronik <vom 3. Februar) bringen Sie eine Erklärung
des Herrn Geh, Baurat Ludwig Hoffmann, die mich zu einer Erwiderung
zwingt, da Hoffmann alle Äußerungen von mir, die K. Scheffler in einem
früheren Auffatz über die Mufeumsbauten zitiert hatte, als »unwahr« zurückweift.
Ich habe auf die einzelnen Punkte der Hoffmannfchen Erklärung das
Folgende zu erwidern:
Zu 1> Es heißt hier, »die Höhenanlage des Baus zum Terrain fei nicht
höher, als fie in Meffels Entwurfzeichnungen angegeben wäre«. Diefe Angabe
Hoffmanns geht der fchweren Befchuldigung Schefflers vorfichtig aus dem Wege.
In Wahrheit find in Meffels Entwurf die Fußböden wie die Dachfirfte feiner
Bauten genau in gleicher Höhe gehalten, wie die des Kaifer=Friedrich=Mufeums,
wie denn auch die Verbindungsbrücke über die Stadtbahn zwifchen beiden
Mufeen ohne Treppe vorgefehen war. Von diefer gleichen Etagenhöhe in
den alten Mufeen wie im Neubau erklärte Meflel in meinem Beifein vor
allen Inftanzen, die die Pläne durchlaufen mußten Schließlich auch vor dem
Kaifer): wenn er auf irgend etwas in feinen Plänen ftolz fei, fo fei es diefe
Löfung der gleichen Etagenhöhen und Dachfirfte. Als nun Jahre darauf unter
Hoffmanns Leitung <um 1911/12> die Neubauten langfam über den Erdboden
herauswuchfen, kam es mir vor, als ob die gleichen Etagenhöhen keineswegs
eingehalten würden,- feitens der Bauverwaltung wurde mir dies aber durch
Jahr und Tag abgeleugnet. Erft als ich durch Meffungen nachwies, daß die
Fußböden und Dachfirfte der Neubauten entgegen den Meffelfchen Plänen,
die mir die Bauverwaltung felbft als Abbildungsmaterial für meinen offiziellen
Auffatz im Jahrbuch <1910> geliefert hatte und entgegen der ausdrücklichen
Meffelfchen Erklärung tatfächlich um mehrere Meter höher lagen als die ent-
fprechenden Fußböden und die Dachfirfte des Kaifer-Friedrich=Mufeums, gab
Herr Hoffmann dies in einer Sitzung der Mufeums-Baukommifion fchließlich
lächelnd zu. Die Maße des Neubaus, hieß es nun, entfprächen den Meffel-
fchen Plänen,- an ihnen fei nichts geändert, nur feien die alten Mufeen auf
diefen Plänen um ein paar Meter zu hoch gezeichnet,- folch kleine Scherze
könne man dem Architekten einem Laien als Vertreter des Bauherrn gegen-
über nicht übelnehmen. Herr Hoffmann fcheint fich dabei nicht klar darüber
gewefen fein, daß er damit feinem Freunde Meffel, um einen parlamentarifchen
Ausdruck zu gebrauchen, der bewußten Täufchung geziehen hat, und daß die
Bau Verwaltung, die Jahr und Tag uns »diefen kleinen Scherz« verheimlichte
und trotz Protefte danach weiterbaute, für diefe »bewußte Täufchung« ver-
antwortlich ift. Dadurch find direkt und indirekt Millionen von Mehrkoften
 
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