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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 15
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Glaser, Curt: Berliner Ausstellung
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0268

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242 Berliner Ausheilungen — Literatur
eines entwickelten Kunftverfiandes, der niemals die Zügel der Geltaltung
verliert.
Wenn hier nur die wefentlichen aus einer großen Zahl von Ausheilungen
der erften Winterhälfte erwähnt wurden, fo geht doch fchon aus diefer ge-
drängten Überficht hervor, wie das Ausftellungswefen Berlins einen neuen
Antrieb empfangen hat. Neben den vielen großen und kleinen, den alten
und neuen privaten Kunftfalons und dem immer rührigen Kronprinzenpalais
begann auch die Akademie mit kleineren, unverbindlichen Ausheilungen, die
fie in ein paar fonft nicht zugänglichen Räumen ihres Haufes am Parifer Platz
veranftaltete. Den Anfang machte eine Ausheilung von Illuftrationen zu
Dantes Göttlicher Komödie von einem jüngeren Künftler, deflen Talent diefe
ungewöhnliche Ehrung kaum rechtfertigte. Es folgte eine Ausheilung von
Landfchaften Karl Blechens, der feiten fo vorteilhaft erfchien wie in diefer
Ausheilung, in der die anfpruchslofen Studien überwogen, deren frifche Farbig-
keit von der oft harten und konventionellen Palette der endgültigen Werke
angenehm abfticht. Blechen war groß vor allem im Kleinen. Der alte Schadow
hatte nicht unrecht, wenn er ihn einen unvergleichlichen Skizzierer nannte.
Er hat niemals im durch geführten Bilde die erfte Naturftudie übertroffen oder
nur wieder erreicht.
Der eigene Befitz der Akademie bildete den Grundftock der Ausheilung,
die durch Leihgaben aus dem Vorrat der Nationalgalerie und von Privaten
bereichert war. Es befteht die Abficht, weiter in gleicher Form fonft fchwer
zugängliche Sammlungsteile der Öffentlichkeit zu erfchließen. Nach dem wohl-
gelungenen erften Verfuch kann man diefe Abficht begrüßen. Die Akademie
vermag gerade mit diefen kleinen Ausheilungen fehr wohl dem Berliner
Kunftleben eine neue Note hinzuzufügen.

LITERATUR
Handzeichnungen alter Meifter in
Privatfammlungen. Herausgegeben
von Prof. Dr. Felix Beck er. Leipzig 1922,
Bernhard Tauchnitz.
Zeichnungen alter Meifter find nament®
lieh in Deutfchland reichlich und fyftematifch
publiziert worden. Das Befte aus den
großen öffentlichen Sammlungen ift mehr
oder weniger glücklich ausgelchöpft (Berlin,
Dresden, München, Frankfurt). Auch
an die kleineren Sammlungen hat man
fich gemacht (Delfau, Köln), und be-
fonders die PrefteLGefelllchaft in Frank®
furt war und ift bemüht, aus den Be-
ftänden in Weimar, Bremen und Braun®
Ichweig wählend, gute und hiftorifch be-

deutfame Zeichnungen zu reproduzieren.
Manches wäre in öffentlichem Befitz noch
zu finden, namentlich in Hamburg, Er®
langen, Stuttgart und Karlsruhe. Verhältnis®
mäßig verfchloffen blieb dagegen der deutfehe
Privatbefitz. In London und Paris gibt
es Organifationen, die regelmäßig Zeich®
nungen aus britifchem und franzöfifchem
Privatbefitze veröffentlichen. Derartiges
in Deutfchland zu verbuchen, erfchien wenig
verlockend, weil der deutlche Privatbefitz
verhältnismäßig arm und namentlich fehr
zerfplittert ift. Felix Becker hat fich durch
die Ichwierigen und ungünfiigen Umftände
nicht abfchrecken lallen, zu jagen, und mit
zäher Ausdauer gerade dort wertvolle
Beute heimgebracht, wo nicht viel zu er®
 
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