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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 25
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Bredius, Abraham: Ein letztes Wort an Dr. Valentiner
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Tietze, Hans: Die Ablehnung der belgischen Ansprüche an österreichischen Kunstbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0421

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394

Ein letztes Wort an Dr. Valentiner

das früher Rembrandt genannte Bild bei Porges — jetzt Frick dafelbft — Frau
mit der Bibel noch einmal gründlich Itudiert? Und den voll bezeichneten van
der Pluym bei Cook, Richmond, von De Groot noch fraglich Rembrandt zu-
gelchrieben? Hoffentlich tut er es dann auf der geplanten amerikanifchen Reife!
Was nun das falfche Männerporträt’) von 1667 betrifft: ilt es nicht
komifch, daß es mir angeboten wurde als Frans Hals »mit falfcher Rembrandt*-
Signatur«? Ilt es Dr. Valentiner unbekannt, daß in der erlten Hälfte des
19. Jahrhunderts in Belgien Dutzende vortrefflicher Rembrandt- und Frans*-
Hals^Fälfchungen gemacht wurden? Ich habe deren ganz wunderbare ge-
fehen! Wenn man die Farbe diefes Porträts1 2) doch einmal durch einen ehr-
lichen, unanfechtbaren Reftaurator unterfuchen laßen könnte!
Aber trotzdem der alte Haufer erklärte, daß die Ehebrecherin von Weber,
jetzt Minneapolis, mit Farben gemalt fei, die man in Rembrandts Zeiten
nicht kannte, hat diefes Dr, Valentiner nicht überzeugt. Wenn er fich nur
durch die fchreckliche »Ödigkeit« diefes Machwerkes hätte überzeugen laßen!
Es iß ein im 18, Jahrhundert angefertigtes Pafticcio nach einer Zeich-
nung Rembrandt's, die Picart geftochen hat. Daß man im 18, Jahrhundert in
raffiniertefter Weife fälfchte, beweifen die zwei Artikel von Juftus van Effen,
1734 in feinem Spectator gedruckt. Ich gab mir die Mühe, fie z. T.
zu überfetzen und in der Zeitlchrift für Bildende Kunft vor mehreren Jahren
zu publizieren. Wenn Dr, Valentiner fie noch nicht kennt, empfehle ich ihm
deren Lektüre,
Zum Schluß möchte ich bemerken, daß es mir leid tut, in meiner Be-
fprechung von Valentiner's Nachtragsband, Rembrandt's Umarbeitung feiner
Kreuzabnahme <Galerie Bachftitz) nicht erwähnt zu haben; aber an der Echt^
heit diefes Meifterwerkes wird wohl niemand gezweifelt haben.

DIE ABLEHNUNG DER BELGISCHEN ANSPRÜCHE
AN ÖSTERREICHISCHEN KUNSTBESITZ
VON HANS TIETZE

IE Reparationskommiffion in Paris hat auf Grund des von ihrem Juriften-


LJ komitee erftatteten Berichtes die belgilchen Anfprüche auf den Ildefonfo-
altar von Rubens und den Paramentenfchatz des Goldenen Vließes, zwei
der koftbarften Zimelien der Wiener Kunßfammlungen, offiziell abgewiefen.
Damit findet eine auf dem Artikel 195 des Friedensvertrages von St, Ger-
1) Daß das Bild zuerft um 1850 von Waagen genannt wird, ift doch kein Beweis für
die Echtheit ?
2> Siehe den Auffatz von W. R. Valentiner »Zwei Rembrandt-Bildnifle« in: Kunft-
chronik Nr. 4 vom 21, Oktober 1921.
 
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