Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

DOI issue:
Nr. 16
DOI article:
Hübner, Friedrich Markus: Belgischer Brief
DOI article:
Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0289

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Berliner Ausltellungen — Literatur

263

ein gefchickter, falt allzu gefchickter Landfehafter, der kürzlich baronifiert wurde
und damit einer Ehrung erfuhr, deren fich vor ihm nur Hendrik Leys
und Augult Gevaert rühmen konnten. Der Imprefftonismus von Courtens
hat lange nicht jene gemüthafte und Itililtifche Reife wie die Kunft eines
Heymans. Wenn er in feinem Handwerk heute ein klafftfcher Meilter genannt
wird, fo ilt diefe Bezeichnung jedenfalls nur von örtlicher, gewilfermaßen
heimatkünltlerifcher Bedeutung.

LITERATUR
Biblioteca d'arte illustrata, diretta
da Armando Ferri e Mario Recchi.
Serie I. Sei e settecento italiano. Societä
editrice della Biblioteca d'arte illustrata,
Rom.
Der Gedanke diefer Publikationen ilt
aufs wärmfte zu begrüßen. Das bisher
nur in Einzelphotographien oder Fach»
zeitlchriften verftreute Material an Werken
der italienilchen Barockmeifter foll hier in
kleinen handlichen Heften zu Einzelmono»
graphien vereinigt werden, die ungefähr
ein V iertelhundert ganzfeitiger Abbildungen
mit wenigen einleitenden Textfeiten und
einer Überficht der wichtigften Werke ent»
halten. Wenn fich diefe Serie im Aus»
maße des angekündigten Programms wei»
terentwickelt, wird fie einmal unlchätzbare
Dienfie leiden. Schon die erften beiden
erfchienenen Hefte <Feti und Cavallino>
befriedigen dringendfte Defiderate aller, die
fich je mit italienifcher Seicentokunft befaßt
haben, fo befcheiden auch die kleine Aus»
wähl an und für fich ift und fo fehr eine
Erweiterung der Tafelzahl der Hefte zu
wünfehen wäre.
Der Band über Domenico Feti ift noch
eine der letzten Arbeiten des uns allzu»
früh entrißenen Oldenbourg. Von der Er»
forfchung Rubens' ausgehend, die Probleme
feiner italienifchen Beziehungen verfolgend,
hat er eine der größten malerifihen Er»
fcheinungen des 17. Jahrhunderts und zu»
gleich eines der merkwürdigften Beifpiele
unmittelbaren Zufammenwachfens von ita-
lienifcher und holländifcher Kunft aus dem
Dunkel, das fie verhüllte, geholt: Jan Lys.
Mit dem Lysproblem geht das Fetipro»
blem aufs engfte zufammen. Feti ift jener
unter den italienifchen Malern vom Beginn
des 17, Jahrhunderts, der am ftärkften auf

Lys einwirkte. Seine Überfiedlung nach
Venedig 1622 muß für Lys ein ausfchlag»
gebendes Ereignis gewefen fein. So war
wohl niemand berufener als Oldenbourg,
die Herausgabe des Fetibändchens zu
übernehmen. Die Einleitung umreißt in
wenigen prägnanten Zügen Feti's Kunft
und ihre Stellung in der Entwicklung.
Sowohl Feti wie Lys gehen in ihren
<von einander unabhängigen) Anfängen
aus Caravaggio hervor. Oldenbourg be»
tont an diefer Stelle wieder, wie gründ»
legend die Bedeutung von Caravaggio's
Kunft gerade für die größeren und felb»
ftändigeren Künftlerindividualitäten war,
die ihre Errungenfchaften tief in den ei»
genen Stil verarbeiteten und fo viel mehr
zu ihrer Weiterbildung beitrugen, als die
imitative Caravaggiofchule, in der der Stil
des Meifters zur Manier ausgefchrieben,
aber nicht fchöpferifch fortgebildet wurde.
Schon früher behandelte er diefes Problem
eingehender in der Arbeit »Die Nach»
Wirkung Italiens auf Rubens und die Grün-
düng feiner Werkftatt«, Feti's vorman»
tuanifche, in Rom verbrachte Zeit brachte
wohl die am ftärkften caravaggiesken Ar»
beiten hervor. Oldenbourg machte nun
im Gegenfatz zu M. Endres»Soltmann die
richtige Beobachtung, daß uns aus diefer
Zeit keine Werke mehr erhalten find, da
fich in allen uns bekannten Bildern zu
deutliche oberitalienifche Züge ausfprechen.
So lernen wir Feti's Caravaggieske erft
in der reiferen, entwickelteren, von an»
deren Faktoren mitbeftimmten Form
kennen, die fie in Mantua gewann, Olden-
bourg verweilt da auf die Serie der bibli»
fchen Parabeln, die der Erzherzog Leo»
pold Wilhelm gefammelt hatte und die
fich heute in Dresden und Wien befinden.
Der neue fäkulare Geift, in dem alte bibli»
 
Annotationen