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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 10
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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G. Dehio: Gefchichte der deutfchen Kunft

171

LITERATUR
G. Dehio, Gefchichte der deutfchen
Kun ft. 2. Band. Vereinigung wiffen»
fthaftlicher Verleger, 1921. Preis: Text
geb. 65 M., Abbildungen geb. 90 M.
Als an diefer Stelle vor zwei Jahren
der erfte Doppelband von Dehio's Ge-
fchichte der deutfchen Kunft angezeigt
wurde, ift es vorausgefagt worden, daß
die Ökonomie des Stoffes in den kom-
menden Bänden weit größere Schwierig-
keiten bereiten werde als in dem erften.
Der noch vergleichsweife einheitliche Fluß
einer Darftellung der mittelalterlichen Ent-
wicklung, die lieh in der Hauptfache auf
die Geläichte der Baukunft gründen kann,
wird gebrochen, je mehr lieh die Darftellung
der neueren Zeit mit ihrer ausgefprochenen
Differenzierung der Künfte und dem Ein-
greifen deutlich umfehriebener Perfönlich-
keiten nähert. Dehio trennt in feiner Ka-
pitelteilung die Baukunft von den dar-
ftellenden Künften, indem er verfocht, unter
diefem Stichwort Plaftik und Malerei ge-
meinfam zu behandeln. Aber da nicht nur
eine allgemeine Charakteriftik, fondern
zugleich eine wenigftens kurforfche Über-
ficht über das vorhandene Material ge-
geben werden foll, zerfallen die Kapitel
doch wiederum in einzelne Abfchnitte, die
unverbunden aufeinander folgen. Der lehr-
hafte Zweck der Arbeit tritt dabei ftark
in den Vordergrund. Er wird ebenfo
deutlich in der Dispofition des Tafelbandes,
die auf die Anordnung des Textes keine
Rückficht nimmt, fondern nach eigenen Ge-
fichtspunkten den Stoff überfichtlich aufteilt.
Der Hauptwert des Buches liegt wieder
in den Kapiteln, die der Baukunft — von
1250 — 1400 und im 15. Jahrhundert —
gewidmet find. Muftergültig in der knappen
Darftellung find die Abfdinitte über die
profane Architektur, die Burg und die
Stadt. Hier fchöpft der Verfaffer aus um-
faffendfter Kenntnis des Stoffes, den er
felbft in der Forfcherarbeit eines Lebens
bereitet hat. Die Kapitel über die dar-
ftellenden Künfte des gleichen Zeitraumes
erfcheinen daneben minder ftraff kompo-
niert, und es ift nicht der Verfuch gemacht,
einheitliche Stilbegriffe zu formulieren, die
für das gefamte Bereich gleichzeitiger Kunft
anwendbar wären.

Es foll hier nicht Kritik geübt werden,
denn die Schwierigkeiten lind zu innerft im
Stoffe felbft begründet, der fich einer ein-
heitlichen Darftellung widerfetzt. Die »Ge-
fchichte der deutfchen Kunft«, die vor
dreißig Jahren erfchien, trug diefem Um«
ftande durch eine Fünfteilung Rechnung,
die gewiß den Stoff willkürlich zerreißt,
aber die Verfchmelzung zu einer Einheit
ift auch Dehio nicht gelungen. Unnötig
zu fagen, daß trotzdem ein Werk entfiand,
das hohen Anfprüchen Genüge tut. Un-
ferer Wiffenfchaft, der es gerade an Lehr-
büchern, die anderen Disziplinen felbft-
verftändlich find, noch immer fehr mangelt,
gefchieht mit dem Erfcheinen des Werkes,
das Studierenden und Lernbegierigen in
die Hand gegeben werden kann, ein guter
Dienft. Leider entfpricht die Ausftattung
nicht allen berechtigten Wünfchen. Gegen
die Anordnung des Abbildungsbandes
ließe fich vielerlei einwenden. Daß auf
einer Seite ein Klilchee in Querformat von
zwei aufrechtgeftellten eingerahmt wird,
ift eine Gefühllofigkeit, über die man
ftaunen muß. Gfafer
*
Afiatifche Monumentalplaftik. Mit
einem Vorworte von Karl With. »Or-
bis Pictus« 5. 12 S., 48 Tafeln. Verlag
Ernft Wasmuth, Berlin.
Der Titel verrät leider nicht, wer für
den Hauptteil des Buches, die Tafeln, die
Verantwortung trägt. Schwerlich ift es
Karl With, der Verfaffer der Vorrede und
eines fehr nützlichen Werkes über frühe japa-
nifche Skulpturen (Wien 1919>, deffen fchöne
Aufnahmen die in Deutfchland jetzt uner-
reichbaren japanifchen Veröffentlichungen
teilweife erfetzen können, hier und da fogar
glücklich ergänzen. Diefem erften hat With
in kurzer Frift noch mehrere fehr hübfehe
Bilderwerke folgen laffen. Ihre Texte habe
ich nicht gelefen, bin daher etwas über-
rafcht, einen der dienenden Brüder die
»Großartigkeit diefes univerfal gerichteten
Geiftes«, den »Zauber der Sprache, des
plaftifchen Sehens«, die »intuitive Gabe
neufchöpferifch zu fein« und gar das »For-
mat feines geiftigen Sehvermögens« preifen
zu hören, von welchen fchönen Dingen
die bädekerhaft nüchterne Tafelbefchreibung
des Opus I nicht das geringfte verriet. Von
 
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