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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 57.1921/​1922 (Oktober-März)

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Nr. 24
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Neuordnung der Stuttgarter Gemäldegalerie: (Abteilung alter Meister)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37098#0401

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374 Neuordnung der Stuttgarter Gemäldegalerie (Abteilung Alter Meilter)
haufener Altarwerk von 1385 die wenigen Frühwerke der Sammlung. Die
bemerkenswertelten Stücke des nächlten Kabinetts find die vier interelfanten
Tafeln des Rohrdorfer Altars von 1487, dellen Stil auf den Oberrhein zu
weifen fcheint. Es folgt ein Kabinett, das allein die zahlreichen Tafeln Strigels
und Schaffners füllen. Dann verfammeln fich um das feiten formenreiche Land-
fchaftsbild des Meilters von Meßkirch, das den hl. Benedikt vor feiner Klaufe
darltellt, zu vielltimmigem Akkord Werke der Renaiffance, von denen Bal-
dungs Bruftbild des Freiherrn von Morsperg die reiflte, ein Martyrium der
Donaufchule die erregendfte Schöpfung ilt. Die beiden letzten Kabinette
führen in rafchen Schritten von der fchon romaniltifchen Renaiffance der Am-
berger und Pencz über Roos und Kupetzky ins 18. Jahrhundert. Auf diefer
deutfchen Seite ilt am ehelten ein Ausbau der Sammlung zu erwarten, würden
auch anfchließende freizumachende Räume eine Erweiterung ermöglichen.
Auf der anderen Seite des großen fchwäbifchen Eingangsfaales folgen
im breiteren rückwärtigen Trakt des Nordflügels die ausländilchen Schulen.
Vier kleinere Säle find es, die fich gegen einen langgeltreckten Verbindungs-
raum öffnen, den eine Wand jetzt in zwei Abfchnitte teilt. Den Abfchluß
bildet der große fog. Feltfaal, der früher nicht in die alte Galerie mitein«
bezogen war, jetzt aber wie felbltverltändlich zur Aufnahme der größten For-
mate beltimmt ilt.
Der erlte der kleinen Säle, den man durch eine Seitentür vom fchwä-
bifchen Eingangsfaal aus betritt, vereinigt auf dunkelgrünem Grunde die Alt«
niederländer, unter deren nicht großer Zahl fich einige wertvolle Stücke be-
finden. Zwifchen zwei Grifaillen des Meilters von Frankfurt hängt der Haupt-
tür gegenüber dominierend der fchöne ganz fpäte Memling, die lebensgroße,
dem Bade entfteigende Bathfeba. In der Mitte einer Breitfeite entfaltet fich
der Ehninger Altar, der feiner fchwäbifchen Provenienz wegen bisher bei den
Deutfchen Itand, jedoch gewiß unter niederländifchen Werken am rechten Platze
ilt1), Des Braunfchweiger Monogrammilten meilterliches Landfchaftsbild vom
Einzuge Chrilti in Jerufalem und das weibliche Porträt von Pourbus find
noch befonders zu bemerken.
Während die altdeutfchen und altniederländifchen Bilder möglich!! voll«
zählig gezeigt werden, ilt unter den Vlamen, die nun im erffen geltreckten
Kompartimente folgen, das in verfchoffenes Bordeaurot gekleidet ilt, und unter
den Holländern im zweiten erdbraunen Saale nur eine repräfentierende Aus-
wahl getroffen und von dem Beltande Itark ans Magazin abgegeben worden.
Bei dem mit wenigen Ausnahmen nicht bedeutenden Gehalt find fo wenig«
Itens charaktervolle, durch Kontralte lebendige Räume gebildet worden. Das
1) Vgl. L. Baldass (Kunftchronik Jhrg. 56, Nr. 34, S. 643 ff.), der fortfährt, den Altar
für das Werk eines fchwäbifchen Bouts-Nachahmers zu halten.
 
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