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Aber den Sternen . . .
Äber den Sternen hängt eine Harfe.
Selig sitzt die Nacht und singt.
Singt, daß die zitternden Herzen klopfen!
Aus den Saiten Sonnen tropfen.
Äber den Sternen hängt eine Harfe,
selig sitzt die Nacht und singt!
Die Augen zu, die Zähne zusammen,
daß ich nicht schluchze!
Eine schluchzende Sehnsucht mein Frühling,
ein heißes Ringen mein Sommer —
wie wird mein Herbst sein?
Ein spätes Garbengold?
Ein Nebelsee?
Vom tzeute fürs Morgen
Wahrheit wagen
oll die große Zeit des Erhebens
bei unsern Feiern weiter in den-
selben Formen von kolorierten Licht--
bildern vorbeiziehn, wie bisher?
„Der König rief, und alle, alle
kamen", sämtliche amtlichen Feiern
sind wie Claurens Verse auf den
Lon der Legende gestimmt. Aber
sobald er erklingt, schrillt der
Hohn der Sozialdemokratie daneben
auf diesen troddeligen Schwach--
matiker von König, der mit Zagen
und Seufzen endlich den ihm aufge-
drängten Entwurf „An mein Volk"
unterschrieben und sich dann als
Volkserwecker und als Führer zur
Freiheit aufgespielt hätte. Auf den
Fahneneid brechenden Pork wird
verwiesen, auf Friedrich Wilhelms
Lntfchuldigungsbrief an Aapoleon,
auf die Außerungen der eigentlichen
Arbeiter jener Zeit, der Stein,
Gneisenau, Humboldt ufw. über den
matten König und seine Hofleute.
Von einem Bemühen, all diese
Menschen aus ihrem Denken,
ihrer Amwelt, ihrer Zeit,
ihrem Erleben zu begreifen,
hab ich bei den roten Herren
nichts bemerkt, sie schreiben
eben für Agitationszwecke gegen
die DynasLie. Aber es sieht wahr-
haftig aus, als wenn zur Rechten
auch nur für die Dhnastie geschrie-
ben und geredet werden sollte, kost
es so viel Wahrheit, wie es koste.
„Das Volk bleibt vor den Toren",
zu Statistenzwecken. Hier benga-
lische Beleuchtung, die alles mit der
einen Farbe anmalt, dort welche
mit der einen andern.
Vielleicht müßte einer jünger
sein, um sich darüber zu em-
pören. Zu allen Zeiten haben
die Politiker die Begeisterung ver-
wendet, um für ihre Absichten zu
werben, und der kennte die Men-
schen doch gar zu schlecht, der
meinte: hüben und drüben müßte
das in bewußtem Fälschen ge-
schehn. Wir dürfen getrost an-
nehmen, daß bei weitem die meisten
Begeisterten zur Rechten ihrer-
2. AprilhefL W3
L29
Aber den Sternen . . .
Äber den Sternen hängt eine Harfe.
Selig sitzt die Nacht und singt.
Singt, daß die zitternden Herzen klopfen!
Aus den Saiten Sonnen tropfen.
Äber den Sternen hängt eine Harfe,
selig sitzt die Nacht und singt!
Die Augen zu, die Zähne zusammen,
daß ich nicht schluchze!
Eine schluchzende Sehnsucht mein Frühling,
ein heißes Ringen mein Sommer —
wie wird mein Herbst sein?
Ein spätes Garbengold?
Ein Nebelsee?
Vom tzeute fürs Morgen
Wahrheit wagen
oll die große Zeit des Erhebens
bei unsern Feiern weiter in den-
selben Formen von kolorierten Licht--
bildern vorbeiziehn, wie bisher?
„Der König rief, und alle, alle
kamen", sämtliche amtlichen Feiern
sind wie Claurens Verse auf den
Lon der Legende gestimmt. Aber
sobald er erklingt, schrillt der
Hohn der Sozialdemokratie daneben
auf diesen troddeligen Schwach--
matiker von König, der mit Zagen
und Seufzen endlich den ihm aufge-
drängten Entwurf „An mein Volk"
unterschrieben und sich dann als
Volkserwecker und als Führer zur
Freiheit aufgespielt hätte. Auf den
Fahneneid brechenden Pork wird
verwiesen, auf Friedrich Wilhelms
Lntfchuldigungsbrief an Aapoleon,
auf die Außerungen der eigentlichen
Arbeiter jener Zeit, der Stein,
Gneisenau, Humboldt ufw. über den
matten König und seine Hofleute.
Von einem Bemühen, all diese
Menschen aus ihrem Denken,
ihrer Amwelt, ihrer Zeit,
ihrem Erleben zu begreifen,
hab ich bei den roten Herren
nichts bemerkt, sie schreiben
eben für Agitationszwecke gegen
die DynasLie. Aber es sieht wahr-
haftig aus, als wenn zur Rechten
auch nur für die Dhnastie geschrie-
ben und geredet werden sollte, kost
es so viel Wahrheit, wie es koste.
„Das Volk bleibt vor den Toren",
zu Statistenzwecken. Hier benga-
lische Beleuchtung, die alles mit der
einen Farbe anmalt, dort welche
mit der einen andern.
Vielleicht müßte einer jünger
sein, um sich darüber zu em-
pören. Zu allen Zeiten haben
die Politiker die Begeisterung ver-
wendet, um für ihre Absichten zu
werben, und der kennte die Men-
schen doch gar zu schlecht, der
meinte: hüben und drüben müßte
das in bewußtem Fälschen ge-
schehn. Wir dürfen getrost an-
nehmen, daß bei weitem die meisten
Begeisterten zur Rechten ihrer-
2. AprilhefL W3
L29