England und Frankreich als von Höchstleistungen der Gesamtkultur
spricht und sprechen muß, weil kein anderes Volk Ahnliches besitzt.
Abermals höher droben leuchten Ziele, wie der „Urheberschatz" zur
Sicherung einer sinngemäßen Volkswirtschaft der geistigen Güter über--
haupt. Organisation der Bildung ist unsre Aufgabe. And
gerade deshalb: Verzicht auf privates kritisches Dreinreden im ein--
zelnen Fall. Organisation, die nach den Bedingungen fragt: wie
kann auf diesem oder jenem Gebiet frei und fruchtbar gearbeitet wer-
den, und darnach zu helfen sucht. Nicht: in die Arteile sich einzu--
mischen. Nicht: in irgendwelchem Partei-, in irgendwelchem „Rich--
tungs-, in irgendwelchem außersachlichen Sinne Meinungen zu
fabrizieren. Wer glaubt denn im Ernst, daß diese Hunderte von besten
Geistesarbeitern im deutschen Volk bis zu tzochschullehrern von Welt-
ruf sich an unsrer Arbeit beteiligen würden, wenn's gälte, innerhalb
des Dürerbundes eine Art von gutgemeinter billiger tzalbkultur auf
Vereinsmeierei-Wege zu züchten? Glaubt man's aber nicht, so sollte
man sich auch schämen, davon mit der Feder zu schwatzen.
Organisieren heißt auch politisieren und Politik ist nach dem
Lausendmal zitierten Wort die Kunst des Möglichen. In Wolkew-
kuckucksheim könnten wir Staaten bauen, auf der Erde macht bekannt--
lich schon ein Wegbau Nöte. Wir haben uns fortwährend mit den ge-
schäftlich gewordenen Verhältnissen und insbesondere den Linrichtun--
gen des modernen kapitalistischen Betriebes auseinanderzusetzen. Und
werden, gern oder ungern, nach wie vor Zugeständnisse machen, um
wenigstens schrittweis vorwärts kommen zu können, statt steckenzu-
bleiben. Aber die Möglichkeiten, die wir unsrerseits sehn, haben sich
von Iahr zu Iahr vermehrt. Schon von der Gründung des Kunst-
warts an ist so ziemlich jede wichtigere unsrer Unternehmungen für
„unmöglich" erklärt worden, die Tatsache ward und die gedeiht. Wenn
wir einen Plan wohlbedachten und wohlberieten, so wollen wir feine
Anmöglichkeit erst bewiesen haben, ehe wir an sie glauben. Rnd
zudem öffnen sich schon Möglichkeiten, die wir gar nicht ins Auge
faßten, weil wir sogar selber sie für Anmöglichkeiten hielten. Eines
greift ins andre, und aus dem Zusammenschluß entsteht ja mitunter
noch mehr, als nur eine Summation der Kräfte. Die Organisation
des Dürerbundes ist nicht mehr niederzuzwingen. Ihr Ziel aber sei,
daß ihr kein einziger Sachlicher feind bleiben könne, weil alles sach-
liche Denken und Wollen eben als solches ihr Bundesgenosse sein
muß. A
Friedrich Huch
>^s klingt wie eine alte Sage von den Lieblingen und Nachkommen
E^^der Götter, und doch kann uns dies unmittelbar mit einer ganz
^^^unwiderleglichen und unantastbaren Stärke der Wirklichkeit be-
gegnen: wie einzelne Menschenkinder mit einer freieren Seele, näher
urverwandt und leidenschaftlicher zugewandt dem reinen Schönen die
Erde betreten. Lebensfreuden, Lebensmöglichkeiten und Dinge, die
den sich Mühenden erst spät, Vielen erst nach bitteren Erfahrungen,
Vielen durch eine grausame Abstraktion allein, durch ein allmähliches
2. Iuniheft W5
36t
spricht und sprechen muß, weil kein anderes Volk Ahnliches besitzt.
Abermals höher droben leuchten Ziele, wie der „Urheberschatz" zur
Sicherung einer sinngemäßen Volkswirtschaft der geistigen Güter über--
haupt. Organisation der Bildung ist unsre Aufgabe. And
gerade deshalb: Verzicht auf privates kritisches Dreinreden im ein--
zelnen Fall. Organisation, die nach den Bedingungen fragt: wie
kann auf diesem oder jenem Gebiet frei und fruchtbar gearbeitet wer-
den, und darnach zu helfen sucht. Nicht: in die Arteile sich einzu--
mischen. Nicht: in irgendwelchem Partei-, in irgendwelchem „Rich--
tungs-, in irgendwelchem außersachlichen Sinne Meinungen zu
fabrizieren. Wer glaubt denn im Ernst, daß diese Hunderte von besten
Geistesarbeitern im deutschen Volk bis zu tzochschullehrern von Welt-
ruf sich an unsrer Arbeit beteiligen würden, wenn's gälte, innerhalb
des Dürerbundes eine Art von gutgemeinter billiger tzalbkultur auf
Vereinsmeierei-Wege zu züchten? Glaubt man's aber nicht, so sollte
man sich auch schämen, davon mit der Feder zu schwatzen.
Organisieren heißt auch politisieren und Politik ist nach dem
Lausendmal zitierten Wort die Kunst des Möglichen. In Wolkew-
kuckucksheim könnten wir Staaten bauen, auf der Erde macht bekannt--
lich schon ein Wegbau Nöte. Wir haben uns fortwährend mit den ge-
schäftlich gewordenen Verhältnissen und insbesondere den Linrichtun--
gen des modernen kapitalistischen Betriebes auseinanderzusetzen. Und
werden, gern oder ungern, nach wie vor Zugeständnisse machen, um
wenigstens schrittweis vorwärts kommen zu können, statt steckenzu-
bleiben. Aber die Möglichkeiten, die wir unsrerseits sehn, haben sich
von Iahr zu Iahr vermehrt. Schon von der Gründung des Kunst-
warts an ist so ziemlich jede wichtigere unsrer Unternehmungen für
„unmöglich" erklärt worden, die Tatsache ward und die gedeiht. Wenn
wir einen Plan wohlbedachten und wohlberieten, so wollen wir feine
Anmöglichkeit erst bewiesen haben, ehe wir an sie glauben. Rnd
zudem öffnen sich schon Möglichkeiten, die wir gar nicht ins Auge
faßten, weil wir sogar selber sie für Anmöglichkeiten hielten. Eines
greift ins andre, und aus dem Zusammenschluß entsteht ja mitunter
noch mehr, als nur eine Summation der Kräfte. Die Organisation
des Dürerbundes ist nicht mehr niederzuzwingen. Ihr Ziel aber sei,
daß ihr kein einziger Sachlicher feind bleiben könne, weil alles sach-
liche Denken und Wollen eben als solches ihr Bundesgenosse sein
muß. A
Friedrich Huch
>^s klingt wie eine alte Sage von den Lieblingen und Nachkommen
E^^der Götter, und doch kann uns dies unmittelbar mit einer ganz
^^^unwiderleglichen und unantastbaren Stärke der Wirklichkeit be-
gegnen: wie einzelne Menschenkinder mit einer freieren Seele, näher
urverwandt und leidenschaftlicher zugewandt dem reinen Schönen die
Erde betreten. Lebensfreuden, Lebensmöglichkeiten und Dinge, die
den sich Mühenden erst spät, Vielen erst nach bitteren Erfahrungen,
Vielen durch eine grausame Abstraktion allein, durch ein allmähliches
2. Iuniheft W5
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