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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

DOI Heft:
Heft 15 (1. Maiheft 1913)
DOI Artikel:
Buschmann, Johannes: Der Unternehmer und das Qualitätsprinzip im Kunstgewerbe
DOI Artikel:
Meinecke, Friedrich: Stein und die Erhebung von 1813
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0226

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höchster Qualität und Billigkeit zu wählen, der zur Ausdehnung des
Betriebes führt. Die das tun, sind nreistens nroderne Anternehnrer--
naturen.

Ich nreine nun, es würde falsch sein, ein Werturteil abgeben zu wollen
und zu entscheiden, welcher von diesen beiden Äypen der für die Quali--
tätsproduktion wichtigere ist. Das „Problern der qualitativen Differen-
zierung" ist inr Grunde eine Frage der Arbeitsteilung. Wenn nicht
irgendwie der vorhandene Bedarf an Minderwertigkeiten gedeckt würde,
könnten nicht gewisse Betriebe sich allein der Äualitätserzeugung zu--
wenden. Daß einzelne von ihnen ausschließlich die Bedürfnisse der künst«
lerisch Anspruchsvollen befriedigen können, hat zur Voraussetzung, daß
andere den Bedarf der künstlerisch Angeschulten decken. And wenn
nicht — auch das gehört in den Zusammenhang hinein — dem Ge«
schmack der an den überlieferten geschichtlichen Stilformen Hängenden von
einer Seite aus Rechnung getragen würde, so könnte nicht eine ganze
Klasse von Betrieben ihre Kraft auf die Entwicklung eines neuen Zeit-
stils sammeln. Iohannes Buschmann

Stein und die Erhebung von 1813

^-«^ollen die wundervollen Erinnerungen von 18^3 in einem großen
(^^und reinen Sinne auf uns wirken, so müssen sie zart angefaßt
j werden. Es berührt uns schon nicht ganz fein, wenn wir sie be«
^ nutzt sehen, um den „Wehrbeitrag" zu dekorieren, den wir willig
^ und mit vollem Verständnis der Notwendigkeit zahlen wollen, aber
ohne Geräusch und Pose. Wir sträuben uns auch, wenn man
uns bei Gelegenheit der Iahrhundertfeier den „Schild des Glau-
l bens" in die tzände drücken will und uns versichert, daß ^806
ein Gottesgericht für den Anglauben gewesen sei. Zwar wissen
wir geschichtlich sehr wohl die Kraft der altväterlichen Neligio«

! sität zu würdigen, die vor einem Iahrhundert im Preußenvolke
aus gehorsamen und polizierten Untertanen Helden erwecken
konnte. Aber wir würden den Reichtum und die Größe jener Zeit
mindern und würden zugleich unsere eigene geistige FreiheiL ver«
kaufen, wenn wir alle die großartigen und problemreichen tzöhen
und Tiefen des damaligen deutschen Geisteslebens applanieren woll«
ten auf die eine Formel vom Glauben und Anglauben. Nur im
Carlyleschen Sinne wollen wir es gelten lassen, daß Glauben und
Unglauben die großen Gegensätze der Weltgeschichte sind. Dann aber
sind damals Mächte des Glaubens gewesen nicht nur Bibel und Ge-
sangbuch, sondern auch Faust und Werther, Räuber und Wallenstein,
Kants Vernunftkritik und Wolfs tzomerkritik. Der damalige Auf«
stieg des deutschen Geistes und der ihm zeitlich folgende Aufstieg des
deutschen Volkes sind für uns, trotz aller Risse und Spalten da«
zwischen, ein einziger großer, hinreißend schöner Lebensakt. Daß
beide so tief und stark zusammenhingen, daß SLaat, Volk und Geist
so nahe wie nie wieder vorher und nachher sich rückten, daß hohe
geistige Ideen und Flinte und Säbel so nahe damals zusammenge«
hörten, wie schwangere Wolke und Blitz, — das ist es, was uns
im Innersten ergreift und erhebt. Wir sind jener Zeit nicht nur

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