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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

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Heft 17 (1. Juniheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0440

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oberte ber deutsche Nitterorden
Preußen. Eckehart stammte aus
einem thüringischen Rittergeschlecht,
wurde Dominikaner, gelangte zu
höheren Ordens- und kirchlichen
Amtern, hielt Vorlesungen in Pa-
ris, schließlich an der Hochschule
der Dominikaner in Köln. Er
predigte und schrieb nicht nur in
lateinischer, sondern auch in deut-
scher Sprache. Diese Predigten,
zusammen mit seiner reinen und
hohen Persönlichkeit, gewannen ihm
einen starken Anhang in Deutsch-
land. Er ist der Erwecker jener
eigentümlichen mystischen Frömmig-
keit, die, halb von der Kirche ge-
duldet, halb bekämpft, bald zu einer
starken geistigen Vewegung wurde,
jener Frömmigkeit, die der indi«

schen im tiefsten verwandt ist. Ecke«
harts Schriften sind für uns nicht
leicht zu lesen, denn unsre Vor«
stellungen decken sich nicht mit
seinen Worten; wir stehn seinen
Spekulationen oft etwas ratlos
gegenüber. Dennoch haben sie auch
für uns eine starke Anziehungs-
kraft, oft genug stoßen wir auf
Worte von seherischem Tiefsinn,
deren Sinn vom Wandel der Zei«
ten nicht bezwungen ist, oder auf
feine psychologische Darstellungen,
die uns auch durch das Gewand
der mystischen Spekulation noch
wohl erkennbar sind. Eine gut
lesbare Ausgabe von Eckeharts
Schriften und Predigten hat Her-
mann Büttner bei Eugen Diede«
richs in Iena Herausgegeben.

Unsre Bilder und Noten

iejenigen unsrer Leser, die nicht viel mit Vildern zu tun, folglich
nicht viel Abung im Bilderbesehen haben und von denen also zu
hoffen steht, daß sie uns das nicht — übelnehmen, möchten wir
heut auf den besondern Reiz von Farben-Skizzen aufmerksam
machen. Der die gemacht hat, welche der Steindruck vor unserm Hefte
abbildet, war nicht gerade der AllerersLen einer, aber auch kein Geringer,
es war Ludwig Hofelich, den Künstler wie Böcklin, Stäbli und
Haider geschätzt haben — wir haben ihm früher einmal ein Heftvoll
Bilder gewidmet (Kw. XXIV, L6). Rnter den „Laien im Kunstbetrachten"
zuckt vor unserm heutigen Blatte gewiß mancher die Achseln: „Was soll
mir das? Mchts ist ordentlich und akkurat darauf, mal ist hier hin«
gefahren, mal dahin, schwupp nach rechts, schwupp nach links — bildest
du dir ein, Kunstwart, ich habe Lust- wem zuzusehn, bevor er was fertig
hat?" Wir andern aber mögen gerade das, wir lieben gerade, zuzu-
sehen, wie was wird. Wie sich der Maler mit seinem Gegenstande
vor Liebe herumzankt, wie er Haschen mit dem Licht spielt, wie er da
was fängt und wie ihm dort was wegläuft, laufen läßt er's und was
andres erwischt er dafür. Ganz im eigentlichen Sinne „erwischt": die
wundersam fremdschöne Beleuchtung draußen in der Landschaft vergeht
so schrecklich schnell, daß er ihr nur mit dem Wischen nachkommen kann.
Noch ein paar tiefe Tupfer hier, samtige, die Schatten, die Spiegelung,
noch ein paar Höhen drauf — nun geht's nicht weiter, nun ist die
Lichtzauberei vorbei. „So soll er ein fertiges Bild daraus machen!"
Möglich, das wäre was Schönes geworden. Aber, Sapperlot, ist denn
das nicht was Schönes, was schon da ist? Man halt es nur etwas
weiter als sonst von den Augen ab — wie kraftvoll modelliert sich dann

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Kunstwart XXVI, (7
 
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