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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

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Heft 17 (1. Juniheft 1913)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0441

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sogar auch das plastische Bild! U-nd wie regenfeucht ist die Welt im
warmen Licht! Wie unmittelbar, wie ursprünglich ist alles! Das ist
Impressionismus außerhalb der Mode, — aber guter Impressionismus
ist es auch, wenn einer!

Wie ganz anders sieht uns dagegen an das mit aller Ruhe und mit
größter Sorgsamkeit durchgeführte Alpenbild der Lmilie Peli-
k a n. Tins voraus: hier hat einmal der Steindruck auch nicht viel mehr
zuwege gebracht, als die Autotypie. Anser Blatt wirkt nur wie eine
solche. Man hat hier vervielfältigt nach einem großen, also in
der Reproduktion stark verkleinerten Gemalde, schon deshalb taugt
die Wiedergabe viel weniger, als die nach Hofelich. Immerhin, sie
vermittelt ein entzückendes Stück Natur, gesehn durch eine wahrhaft
innige Liebe zur Schönheit der Welt. Blühende Allpenrosen droben,
wo nur noch die Arve recht gedeiht, wo die Bäume sonst schon fern--
bleiben, wo aus übernassen Almen der Bach seine Iugend verträllert
und verspielt. Aber dem Saume droben sieht die weiße allerhöchste
Hoheit her.

Auch in die moderne Badierkunst ist der Impressionismus ein-
gezogen, und wir haben unsre Freude dran, denn je freier man sich
in allen Lechniken zu bewegen lernt, je mehr hat man Kunstmittel an
der Hand, um von Fall zu Fall gerade das zu sagen, worauf es
einem ankommt. Ls beweist nichts gegen den Impressionismus, aber
es besagt etwas gegen die Einseitigkeit und „Linäugigkeit", daß trotz-
dem auch in der Nadierung die Anhänger des Scharfzeichnens, ja,
des Stilisierens sich nicht entmutigen lassen. SLilisierungen bedeuten
die beiden Radierungen, die wir heut wiedergeben, sowohl die von
H. Reifferscheid wie die von O. Graf. Weder Himmel noch Erde
noch was drunter, drin und drauf ist, würde etwa auf der Photographie
so aussehen, wie hier, und es ist auch weder eine naturalistische Ab«
bildung noch eine Impression erstrebt. Aus den klaren, sicheren, energi--
schen Linien spricht ein Wille, sich mit diesen Landschaften auseinander-
zusetzen, sich selbst, in gewissem Sinne: sie in der Vorstellung ordnend
zu beherrschen. Und es ist wohl nicht zum kleinsten Teil gerade dieses
Wollen, das sich in solcher Lechnik ausdrückt, was im Beschauer die
Stimmung des Heroischen erweckt.

Die Illustrationsbeilage gehört zu dem Rundschaubeitrag „Vom Strau-
binger Petersfriedhof". A

»U^ber den Sinn unsrer Notenbeilage wolle man die kleine Selbstanzeige
^K. Eichlers „Ein neuer Weg zu Bach" in der Rundschau dieses Heftes
nachlesen. Wer selbst Lrfahrungen gemacht hat mit den Schwierigkeiten,
als Anfänger an Bach heranzukommen, wird diesen geistreichen Versuch
zur Abhilfe nicht ablehnen mögen. Zumal, da ja dem Gehalt der Werke,
wenn ein verständnisvoller Lehrer am Klavier mitwirkt, keinerlei Abbruch
geschieht, sondern nur die Schreibweise variiert ist, es sich also
nicht um „erleichterte Bearbeitungen" handelt. Die sieben Hefte (drei
Bände) führen die Aufschrift: „Auslese aus I. S. Bachs Instruktiven
Klavierwerken in erleichterter partiturmäßiger Darstellung für vier, drei
oder zwei Hände, bearbeitet von K. Eichler". Sie sind im Verlag C. Grü-
ninger in Stuttgart erschienen, der auch Prospekte darüber verschickt. Der
Bearbeiter betont selbst, daß diese Darstellung pädagogisch auch noch

! Iuniheft (9(3 375
 
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