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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

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Heft 17 (1. Juniheft 1913)
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0401

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Sprechsaal

Waffen an den Feind

hatten unter diesem Litel im zweiten Ianuarheft eine Zuschrift
W ^veröffentlicht, die sich mit dem Verkauf deutscher Waffen ans
Ausland beschäftigte, und eine weitere Erörterung der hier vor--
liegenden Probleme in Aussicht gestellt. Wir erhielten Zuschrlften für
und wider. Die, welche den Verkauf von Waffen für fremde Heere ent-
schuldigten, wollten für die Frage allein die praktische Zweckmäßig-
keit entscheiden lassen. Sie bestritten auch einzelne Angaben der Zu-
schrift: es sei schon rein technisch unmöglich, daß deutsche Ingenieure
französische Pulvermühlen sollten in Ordnung bringen. Die Gegner der
modernen industriellen Gepflogenheiten gingen davon aus, daß es sich
nicht um Lages-Vorteile und -Nachteile handle, sondern um eine Stel-
lungnahme der Gesinnung.

Wir schrieben im Ianuar: „Diese Fragen schreien danach, endlich
einmal vor breiter öffentlichkeit bis zur Klärung erörtert zu werden."
Hent, nach den bekannten „Enthüllungen" im Reichstag, wiederholen wir
das. Mag die Firma Krupp sich vor den Anklägern reinigen, mag der
dem „Figaro" von deutschen Waffenfabriken zugemutete Aufsatz über er«
dichtete französische Rüstungen nicht erschienen sein — das Problem:
„Internationaler Kapitalismus — nationale Gesinnung" bleibt. Wer
von beiden soll bestimmend sein? Die beiden Rnterfragen sind: Darf
die Rüstungsindustrie das sie selbst tragende Volk, den Staat, dem sie
selbst angehört, für ihre Zwecke irgendwie benutzen? Rnd zweitens:
Darf sie dem Feinde Waffen liefern? Beides hängt eng zusammen. Die
Entscheidung scheint auf den ersten Blick sehr einfach zu sein, wenn man
im Staat nicht nur den Fiskus, sondern die Volksgemeinschaft sieht.
Aber bei genauerem Durchdenken zeigen sich viele Schwierigkeiten; denn
die Wirklichkeit entspricht nun einmal nicht jener einfachen Entscheidung.
Wir wollen nun die Auseinandersetzung über diese Dinge wieder auf-
nehmen und bringen zunächst einen Aufsatz, der das Lhema der Waffen-
lieferungen ans Ausland von einem streng nationalen SLandpunkt aus
behandelt. St.

N

Vor einiger Zeit verkauste die Parsevalgesellschaft eines ihrer Luft-
schiffe an die englische Regierung. Lageszeitungen haben daran die
Mitteilung geknüpft, daß ihnen aus ihrem Leserkreise zahlreiche Äuße-
rungen des Befremdens, der Sorge und der Empörung zugegangen seien.
Andere Zeitungen antworteten beruhigend, der Verkauf sei nicht zu ver-
meiden; die deutschen Bestellungen seien eben nicht genügend, um die
Parsevalgesellschaft zu beschäftigen und lebensfähig zu erhalten; das Geld,
das man von den Engländern bekomme, diene ja zu weiteren Verbesse-
rungen und Fortschritten; und ähnliches mehr.

Den älteren unter uns wird dabei wieder einfallen, daß vor etwa
fünfzehn Iahren sich etwas ähnliches mit Panzerplatten zugetragen
hat. Damals hieß es, Krupp habe eine neue Panzerplatte aus Mckel-
stahl hergestellt, die für die damaligen Geschosse undurchdringlich war.
Diese Panzerplatte wurde auch an die en g li sch e (!) Kriegsflotte verkauft.

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