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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

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Heft 15 (1. Maiheft 1913)
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Lose Blätter
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0250

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die Messe mit. Am liebsten hätte er in der Weise eines orientalischen

I Herrschers die Rechte der Gottheit sich selbst nngeeignet; immerhin erhob
er Ansprüche, die einem frommen Gemüte als nahezu blasphemisch er--
scheinen mußten. Er forderte und erhielt seinen Platz im französischen
Katechismus. Er wollte nicht nur die Leiber, sondern auch die Seelen
seiner Rntertanen haben. Seinem Anspruch auf Beherrschung der WelL
lag ebensosehr die Vergottung des eigenen Ichs wie die Mißachtung aller
fremden Rechte zugrunde. Max Lehmann

E Vom tzeute sürs Morgen

Zur religiösen Krisis*

Selbstanzeige

^ch gestehe, daß ich in dieser
OZeit der religiösen Wirren gern
zu Gehör käme mit meiner Auf-
fassung, die selbständig gegen Li--
beralismus und Orthodoxie ist, so-
fern sie einfach religiös sein will,
was nicht gleichbedeutend mit pie--
tistisch rst. Daß meine Betrach--
tungsweise allen Lesern des Kunst--
warts recht sein wird, will ich nicht
behaupten, aber ich hoffe, sie werden
finden, daß sie in diesen Ausein--
andersetzungen überall mit den
eigentlichen religiösen Problemen in
Berührung kommen. Iedenfalls
ist es hier wie überall mein
Hauptanliegen gewesen, von den
kirchlichen oder antikirchlichen, dog--

matischen oder antidogmatischen
Lagesparolen abzulösen und gegen
sie selbständig zu machen.

Das erste Kapitel handelt von
einigen wissenschaftlichen Gegen-
sätzen, wie denen zwischen tzeroen-- j
kult und materialistischer Wissen-- !
schaft oder Lheologen und Natur--
forschern. Ich denke, daß manche
es als zu schwer beiseite lassen I
werden. Das zweite Kapitel geht
auf enger kirchliche Zustände und
Probleme ein, wie den Gottesdienst,
die religiöse Rede, das Gesetz über
Gotteslästerung, das Lheologentum,
die Sekten, die Bibel. Das dritte
Kapitel spricht vom Aberglauben
als der primitiven Religion, die
man nicht anschimpfen, sondern ver-
stehen und entwickeln soll. Das
vierte behandelt das Verhältnis der
Konfessionen zueinander. Sie leben
in Deutschland als gleichberechtigte
Religionsrichtungen nebeneinander
und sollten versuchen, sich gegen-
seitig zu begreifen und von sich
zu lernen, statt aufeinander zu
hetzen, damit aus dem Rnsegen
der sogenannten „konfessionellen
ZerrissenhM" der Segen eines be-
sonderen Reichtums an religiösen
Bodenschätzen werde. Ein Inter-
mezzo bringt zwei halbdichterische
Stücke. Dann wendet sich das Buch
zu der Frage, ob oder aus welchem
Wege eine „Fortentwicklung" der
Religion zu erhoffen sei. Es han-
delt weiter über das Problem von

* Bonus, Zur religiösen Krisis,
Band 2 und 3, „Religiöse Span--
nungen". Prolegomena zu einem
neuen Mythus. Kart. M. H,—
(Iena, Diederichs). Der eigentlich
noch ausstehende 2. Vand sollte mehr
allgemeine kulturelle Fragen —
wenn auch in ihrer Beziehung auf
die religiösen — behandeln; ich habe
ihn als doch zu wenig in diesen
Nahmen gehörig ausgeschieden, und
behalte mir vor, ihn gesondert und
unter besonderem Litel zu ver--
öffentlichen, so daß also der jetzige

3. Band als 2. und 3. Band gilt,
und damit diese Folge abgeschlossen
ist.

j Maiheft _ 20g
 
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