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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

DOI issue:
Heft 18 (2. Juniheft 1913)
DOI article:
Wolff-Küentzle, Irma: Die wirtschaftsästhetische Erziehung der Frau
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Corrach, Heinrich: Vom guten Schulbuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0475

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daß sie selbst nicht mehr Produzentin für das Haus sein kann. Sie soll
heute nicht nur Verwalterin, sondern auch Gestalterin des Hauses sein,
im Interesse unsrer gesamten Volkswirtschaft. Rnd wenn sie dazu in der
Sffentlichkeit für die „Veredelung der gewerblichen Produktion" wirkt, so
dient sie damit recht eigentlich dem „H e i m", das bis zu unsrer Zeit ihre
eigenste Schöpfung ist und ihre eigenste Kulturtat bedeutet, das der
Frau heute noch als ihr Eigenstes zukommt. Jrma Wolff

Vom guten Schulbuch

-r-

meinen „Neulandfahrten" habe ich mich über unser Schulbücher«
^ ^ elend geäußert und darauf hingewiesen, wie überreich unsre Literatur


an vorzüglichen für die Schule geeigneten Stoffen ist. In der eben
erschienenen Anthologie „Garben und Kränze" habe ich den Versuch ge»
wagt, ein neues Lesebuch herauszugeben. Kritik ist berechtigt und not-
wendig. Aber viel wichtiger noch ist die schöpferische Arbeit. In dem
Augenblick, wo man diese KrafL zum Aufbauen erwachen fühlt, verzichtet
man gerne darauf, weiter am Abbruch zu arbeiten und stellt sein ganzes
Können freudig in den Dienst positiver Arbeit.

Anstatt unsre Lesebücher weiter auf ihre A.nvollkommenheiL zu unter-
suchen, sie unter sich und mit denjenigen aus dem Zeitalter Thomas Scherrs,
Friedrich Gülls u. a. zu vergleichen, statt nachzuweisen, daß sie immer
fader und inhaltloser werden, wenigstens bei uns in der Schweiz, habe
ich angefangen, meine Zeit auf das Studium der neueren Literatur zu
verwenden. Der Stoff, der mir dabei für die Schule zufloß, war über--
reich.

Für die Iugend ist freilich — man muß es immer wieder sagen —
gerade das Beste gut genug; denn in jungen Iahren bildet sich das ethische
und ästhetische Empfinden fürs ganze Leben. Man macht neuerdings
große Anstrengungen, durch gute Iugendbücher, durch Schülerbibliotheken
und Kinderlesehallen den Kindern gesunde und erziehende Literatur zu-
gänglich zu machen. Warum geht man nicht noch einen Schritt weiter
und trägt diese sprachlich, ethisch und ästhetisch gediegenen Dichterwerke
durch das Lesebuch in die Schule selbst hinein? Die Herausgeber unsrer
obligatorischen Lehrmittel könnten sich die mühevolle und undankbare
Aufgabe des Aberarbeitens der ausgewählten Leseproben ersparen, ohne
die Lesebücher dadurch zu schädigen. Wenn ein Kapitel sich nach Stoff
und Sprache für eine Klasse eignet, dann lassen wir den Dichter unmittelbar
zum Kinde reden. Sonst lieber ganz weg damit. Diese fatalen Be-
arbeitungen „nach" erreichen ihren Zweck doch nicht. Iust darum, weil
sie für die Schüler zurechtgemacht sind; weil überall bald vorlaut, bald

^ Die Schul-Anthologie des Verfassers „Garben und Kränze, gute
Kunst und Literatur für Schule und Haus" (Aarau, E. E. Meyer) er-
klärt im Vorwort, daß sie unsre Arbeit unterstützen wolle, sie hat ihre
Bildbeilagen hauptsächlich dem Kunstwart entnommen und erweist sich dem
Geiste nach überhaupt als ein Dürerbund-Buch. Wir glaubten uns des-
halb berechtigt, den Verfasser über seine Absichten selbst sprechen zu
lassen. Kunstwart und Dürerbund bereiten zwar ähnliche Anternehmun-
gen auch ihrerseits vor, sie werden aber in der nächsten Zeit noch nicht
erscheinen. K.-L.

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Kunstwart XXVI, (8
 
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