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Kunstwart und Kulturwart — 26,3.1913

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Heft 18 (2. Juniheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14286#0533

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manchen musikalischen Leser des
Kunstwarts stutzig gemacht hat.

Von GerhartHaupLmanns
Festspiel

können wir leider in diesem Hefte
noch nicht sprechen, weil es durch
einen besondern Zufall unserm Be->
richterstatter unmöglich war, der
ersten Aufführung beizuwohnen und
schon ein Bericht nach der zweiten
Aufführung für dieses Heft zu spät
gekommen wäre.

Llnser Reiseheft

^^as nächste Kunstwartheft er-
^scheint, wie das erste Iuliheft
in den letzten Iahren schon, als
„Reiseheft".

König und Vaterland

^vls König Friedrich Wilhelm
^^nach dem Tage von Leipzig
einen alten Offizier frug, wie es

seinen vier Söhnen ergehe, da er-
widerte der Alte: „Ls geht gut",
und dann mit erstickter Stimme:
„Sie sind alle im Kampfe für Ew.
Majestät gefallen." Der König aber
wandte sich tief erschüttert ab und
sprach: „Aicht für mich, nicht für
mich! Wer könnte das ertragen?
Sie starben für das Vaterland!"
So blitzte dem Könige auf einen
Augenblick die Erkenntnis auf, daß
eines Mannes Schultern zu schwach
sind, das Wohl und Wehe eines
großen Volkes auf sich zu nehmen,
und er bekannte, daß das Vater-
land höher steht, als der Wille des
mächtigsten Menschen. An uns aber
ist es, diesen großen Gedanken: „das
Vaterland über alles!" auch in den
Lagen des Friedens zu bewahren,
ihn ganz zu verstehen und ihn frei
zu halten von der Macht der Phrase,
die dem leicht begeisterten Gemüte
des Deutschen so hochgefährlich ist.
tzeinrich von Lreitschke

Unsre BUder und Nsten

^M^^as Blatt „Alte Gasse" nach Cläre Aeuhaus, das wir in einer
Isteindruckartigen Wiedergabe vor dieses Heft setzen, wird auch den
„Kennern" unter unsern Freunden Freude machen, denn hier zeigt
sich wieder einmal die Äberlegenheit der besseren Reproduktionstechniken
gegenüber der Farbenautotypie glänzend. Glänzend? Aein, das Wort
paßt nicht recht für diese Feinheit, sagen wir: die Äberlegenheit zeigt sich
edel. Immer wieder: wer's nicht gleich bemerkt, der verweile mit
den Blicken auf solchen Farben, bis ihm das scheinbar Wenige sich in
Schattungen zu zerlegen, bis die Auancen miteinander zu spielen beginnen,
bis er des Reichtums und der Lebendigkeit in dieser Linfachheit
gewahr wird. Es bleibt aber nicht bei den Farben, bleibt nicht bei
der Gewebe-, der Teppich-Schönheit. Das Naturbild, das schon dem ersten
Blicke entgegentrat, noch aber vielleicht als ein ziemlich gleichgültiger
Ausschnitt aus einer alten Stadt, das Naturbild nimmt nun beim längeren
Betrachten all dieses stille Farbenweben in sich auf, und so verquickt sich
die Stimmung des Wirklichkeitsausschnittes mit dem Artistischen. Wer
das Bild recht genossen hat und dann ähnliche Stellen in der Wirk-
lichkeit sieht, der wird dessen inne werden: wie uns gute Kunst die
Welt selber edler zu sehen befähigt, indem sie uns die feineren und
geübteren Augen der Maler zur Äbung der eigenen Augen gleichsam leiht.

2. Iuniheft W3

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